BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
ebenfalls zu einem Ausfall der Notstromversorgung.«
Wenig wussten sie über die europaweiten Bedingungen für die Zivilbevölkerung. Mit Sicherheit konnten sie nur von den Verhältnissen in Brüssel ausgehen, denen sie und ihre Familien ausgesetzt waren. Die allgemeine Solidarität hatte breite Risse bekommen. Hatte man vor wenigen Tagen noch Wildfremden geholfen, beschränkten sich gute Taten mittlerweile meist auf den engsten Freundes- oder Familienkreis.
»Unruhen und Plünderungen werden mittlerweile aus zahlreichen Städten gemeldet«, sagte eine Kollegin.
Keinerlei gute Nachrichten, dachte Angström bedrückt. Die Lage war so finster wie die Nacht vor den Fenstern.
Zwischen Düsseldorf und Köln
Vor ihnen tauchte aus dem Dunkel ein Haus auf.
»Da vorn ist Licht«, sagte Manzano.
Shannon steuerte den Wagen darauf zu. Von der Straße führte ein schmaler, asphaltierter Weg weg. Shannon folgte ihm, bis vor ihnen ein großes Bauernhaus auftauchte. In seinem Erdgeschoss leuchteten drei Fenster. Sie hielten an und stiegen aus. Die Bewohner mussten den Motor gehört haben, denn jemand öffnete die Tür. Gegen das Licht von drinnen erkannten sie zunächst nur einen Schemen.
»Was wollen Sie?«, fragte ein Mann, der ein Gewehr quer vor der Brust hielt.
»Wir suchen etwas zu essen, bitte«, antwortete Manzano radebrechend.
Ihr Gegenüber beäugte sie misstrauisch.
»Woher kommen Sie?«
»Ich bin Italiener, und sie ist eine amerikanische Journalistin.«
»Schicken Wagen haben Sie da.« Der Mann deutete mit der Waffe auf den Porsche. »Und fährt sogar noch. Darf ich mal sehen?« Er machte einen Schritt auf sie zu, ließ die Waffe sinken.
Shannon zögerte, dann begleitete sie ihn zum Auto.
»Habe noch nie in so etwas gesessen«, sagte er. »Darf ich mal?«
Shannon öffnete die Tür, er setzte sich auf den Fahrersitz. Manzano war neben sie getreten.
»Den Schlüssel«, bat der Mann und streckte seine Hand aus. Als Shannon nicht sofort reagierte, richtete er den Lauf der Flinte auf sie.
»Den Schlüssel«, wiederholte er.
Shannon reichte ihm das gewünschte Teil.
Der Mann nahm ihn entgegen, startete. Dabei ließ er die Tür offen stehen, die Waffe so über seine Schenkel gelegt, dass sie weiterhin auf Shannon gerichtet war.
»Klingt gut. Und sogar noch Benzin im Tank.«
Er schloss die Tür und fuhr in ein offen stehendes Scheunentor, bevor Shannon oder Manzano reagieren konnten.
Shannon und Manzano liefen ihm nach. Als sie das Tor erreichten, war er bereits ausgestiegen und richtete die Waffe auf sie.
»Verschwinden Sie!«
»Sie können doch nicht …!«, rief Shannon auf Englisch, doch Manzano hielt sie zurück.
»Sie sehen ja, dass ich kann.«
»Wir holen die Polizei.«
Der Mann lachte. »Wenn Sie die finden …«
Wieder machte er mit dem Gewehr eine Bewegung auf sie zu.
»Selbst wenn es dir gelingen sollte, Mädchen, sage ich einfach, ihr hättet mir den Wagen freiwillig gegeben. Als Gegenleistung für Essen. Und jetzt …«
Noch ein Wink mit der Waffe.
Manzano hörte Shannon schnauben.
»Unsere Sachen«, sagte Manzano. »Geben Sie uns wenigstens unsere Sachen aus dem Auto.«
Der Mann überlegte kurz, dann zog er Shannons Seesack von der Rückbank, warf ihn vor ihre Füße.
»Den Computer auch«, bat Manzano und beeilte sich hinzuzufügen: »Aber nicht werfen, bitte!«
Er ging ein paar Schritte auf den Wagen zu, der Mann hob den Gewehrlauf, Manzano blieb stehen.
»Wozu brauchen Sie einen Computer?«
»Sie können nichts damit anfangen«, erwiderte Manzano. Und wiederholte: »Bitte.«
»Holen Sie ihn sich«, sagte der Mann unwirsch. »Aber keine falsche Bewegung.«
Manzano gehorchte. Er hinkte zum Wagen.
»Was ist mit Ihrem Bein?«
»Verletzt.«
»Ihr Kopf auch.«
Manzano sagte nichts.
Er zog den Computer unter dem Beifahrersitz hervor, wohin er verrutscht war.
»Und jetzt verschwinden Sie!«
Er schloss das Tor von innen.
Manzano und Shannon sahen sich an, liefen ein paar vorsichtige Schritte hinüber zum Hauseingang, der immer noch offen stand und aus dem schwacher Lichtschein drang.
»Dieser Mistkerl«, zischte Shannon, da erschien ein Schatten in der Tür.
»Verschwinden Sie, sagte ich!«, rief er. Gleich darauf zerriss ein Knall die Stille. Auf dem Boden vor Manzano spritzten Erde und Steinchen hoch.
»Scheiße!«, fluchte Shannon und sprang zurück. Als der nächste Schuss knapp neben ihr einschlug, stützte sie Manzano am Ellenbogen und zog ihn weg.
»Und kommen
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