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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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resolut.
    »Wir sind doch schon übervoll«, schimpfte ein anderer.
    »Haut ab, sucht euch ein anderes Zimmer!«, forderte der Erste wieder.
    »Aber lass doch die Lady bei uns übernachten«, meinte ein Dritter.
    »Scheiße! Kann man hier nicht in Ruhe schlafen?«
    »Ruhe jetzt!«, befahl der Laternenträger, »oder ihr fliegt alle raus!« Dann zeigte er auf den Boden, wechselte ins Englische. »Da können Sie sich hinlegen. Geben Sie auf Ihre Sachen acht. Kommen leicht weg hier.« Mit diesen Worten verschwand er.
    »Ich kann hier nicht bleiben«, flüsterte Shannon Manzano zu. Sie spürte den Druck im Hals, der nicht vom Brechreiz kam, sondern von unterdrückten Tränen. Sie hob die Decken hoch. »Was glaubst du, wovon diese Flecken stammen?«
    »Geht mir ähnlich«, flüsterte Manzano zurück. »Aber willst du auf der Straße schlafen? Dort erfrieren wir.«
    Den Haag
    Bollard rieb sich die Augen. Es hatte keinen Zweck, er war zu müde. Er brauchte ein paar Stunden Schlaf. Als er sich erhob, um zu gehen, klingelte das Telefon.
    »Guten Abend«, sagte die Stimme im Hörer auf Englisch. »Hier spricht Jürgen Hartlandt.«
    Der Deutsche, dessen Mitarbeiter Manzano angeschossen und verloren hatte, fiel Bollard sofort ein. »Haben Sie Manzano gefunden?«, fragte er.
    »Nein. Glauben Sie immer noch, dass er etwas mit den Angreifern zu tun hat?«
    »Wir können es nicht ausschließen.«
    Bollard ärgerte sich darüber, dass der Italiener mit seinem Verdacht zu den infiltrierten Kommunikationsnetzen schon wieder recht behalten hatte. Gleichzeitig war er froh, dass sie dadurch die Überwachung entdeckt hatten. Und in seltenen Momenten konnte er sich nicht gegen die Scham wehren, die in ihm hochstieg, wenn er daran dachte, dass sie Manzano wahrscheinlich zu Unrecht verdächtigt hatten. Scham, die seinen Ärger auf Manzano verstärkte.
    »Ich glaube es nicht«, erklärte Hartlandt.
    Bollard erwiderte nichts.
    »Dragenau ist im Moment wichtiger«, sagte Hartlandt. »Gibt es schon neue Erkenntnisse zu ihm und dem Mann auf dem Foto?«
    »Alle Dienste durchforsten intensiv ihre Datenbanken. Europol, Interpol, nationale Polizeieinheiten in ganz Europa, CIA , FBI , NSA . Wir haben erste Hinweise. Sobald wir mehr wissen und die Daten gebündelt haben, geben wir Bescheid.«
    Der Deutsche änderte seinen Tonfall, es klang wärmer, als er fragte: »Wie geht es bei Ihnen in Den Haag? Ich meine, wie kommen die Menschen zurecht? Man erfährt nicht mehr sehr viel.«
    »Meine Frau kämpft bereits auf dem Schwarzmarkt um Essen«, bekannte Bollard. »Die staatliche Versorgung ist zusammengebrochen.«
    Einen Atemzug lang herrschte Stille im Hörer, dann räumte Hartlandt ein: »Hier ist es genauso.«
    »Wir müssen diese Typen finden und aufhalten«, polterte Bollard.
    »Das werden wir«, sagte Hartlandt, jetzt wieder in seinem kühlen, professionellen Ton. »Wir bleiben in Kontakt.«
    Hoffentlich, dachte Bollard. Ewig würden die Notstromreserven auch die Kommunikation zwischen den Einsatzzentralen nicht mehr aufrechterhalten.
    A 6
    Manuel Amirá blinzelte mit den Augen in die Nacht. Seit dreißig Jahren lenkte er Lastkraftwagen quer durch Europa. Er war an lange Fahrtzeiten gewöhnt, vierzig, fünfzig Stunden waren keine Seltenheit, die vorgeschriebenen Pausen konnte man durch Manipulationen der Messegeräte spielend umgehen. Er hatte Gurken von Südspanien nach Schweden gefahren, polnische Schweine nach Italien, ukrainische Paprika auf die Britischen Inseln, deutsche Milch nach Portugal und so ungefähr jede andere Ware, die es auf diesem Kontinent zu transportieren gab. Der Job war nie einfach gewesen, doch mit jedem Jahr schlimmer geworden. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ruinierten Speditionen und Fahrer aus dem ehemaligen Ostblock die Preise, immer strengere Sicherheitsstandards, mehr Kontrollen und höhere Strafen machten den Beruf eigentlich längst unrentabel. Die Jahrzehnte im Fahrersitz hatten seine Wirbelsäule ruiniert, mangelnde Bewegung – und ja, seine Frau hatte recht, ungesunde Ernährung – seinen Blutdruck. Eigentlich wäre er längst reif für eine Frührente. Doch Manuel Amirá hatte ein kleines Häuschen südlich von Léon abzubezahlen, seine Tochter studierte, und gelernt hatte er nichts anderes. Bei einer Arbeitslosigkeit in Spanien von fast fünfundzwanzig Prozent musste er sich glücklich schätzen, überhaupt einen Job zu besitzen. Im Rückspiegel glänzte die schimmernde Rundung der Tanks, beleuchtet von den

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