BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
so aus. Sein Oberkörper und sein Kopf waren von zahlreichen Projektilen getroffen worden, von seinem Gesicht war nur noch eine Hälfte zu erkennen. Seine Ethnie konnte Hartlandt nicht identifizieren. Er lag in einer dunklen Lache, die sich weiterhin ausbreitete. Von ihm würden sie nichts mehr erfahren.
Wütend ging Hartlandt um die Wagenfront auf die andere Seite. Die Polizisten hatten keine Wahl gehabt, die Männer aus dem Transporter hatten den Schusswechsel begonnen. Gezielte Ausschaltung ohne Tötung war in der Situation unmöglich. Neben dem linken Vorderreifen lag ein zweiter Mann mit dunklem Teint, ähnlich zugerichtet wie der andere. Den dritten hatte es ein paar Meter weiter vorne im Feld erwischt. Neben ihm knieten zwei Polizisten, ein anderer eilte mit einem Erste-Hilfe-Koffer dazu. Auch er war mehrfach getroffen. Seine Gesichtszüge hätte Hartlandt am ehesten als typisch mitteleuropäisch beschrieben, die Farbe der kurz geschorenen Haare konnte er im Moment nicht benennen.
Hartlandt kehrte zum Transporter zurück.
Neben den vermummten GSG -9-Männern hatten sich ein paar Soldaten in normaler Montur gesammelt. Obwohl der GSG -9-Kommandant keine Befehlsgewalt über Bundeswehrangehörige hatte, wies er sie an, die Straße in ausreichendem Abstand zu sperren. Nicht, dass wirklich viel Verkehr zu befürchten gewesen wäre, aber man wusste ja nie. Die Männer gehorchten ohne Diskussionen. Zum Glück hielten sich in dieser Situation zumindest die Aktiven im Feld nicht mit Zuständigkeitshickhack auf, dachte Hartlandt.
Unterdessen hatte ein Teil der Einsatzkräfte vorsichtig die Hecktüren geöffnet. Die Saboteure hatten keine Spreng- oder anderen Fallen für Unbefugte eingebaut. Im Inneren fanden sie Dutzende Kanister und Pakete. Hartlandt tippte auf Brandbeschleuniger und Sprengmittel. In einer großen Box waren Lebensmittel und Schlafsäcke verstaut. Den bescheidenen Nahrungsmittelvorräten nach zu urteilen, mussten sie fast am Ende ihrer Reise oder in der Nähe eines Proviantlagers sein.
Währenddessen inspizierte ein zweites Team die Fahrerkabine. Zwei Laptops würden sie sich genau ansehen müssen. Eine zerfledderte Straßenkarte von Mitteleuropa war der erste interessante Fund. Mit lilafarbenem Filzstift war darauf die Route der Saboteure eingezeichnet. Die Strecke schlug noch zwei Haken in Deutschland, führte dann über Österreich nach Ungarn und weiter nach Kroatien, wo die Karte endete. Irgendwo würden sie wohl noch die Fortsetzung finden. Entlang der Linie befanden sich dreierlei Zeichen. Hartlandt hatte sie schnell decodiert.
»Das hier sind Schaltzentralen«, erklärte er und zeigte auf kleine Vierecke, deren nördlichstes in Dänemark lag, das nächste beim ersten deutschen Ziel Lübeck. »Die haben sie angezündet. Die Dreiecke bezeichnen die Hochspannungsmasten. Die hier zwischen Bremen und Cloppenburg zum Beispiel haben sie schon gefällt. Von den Orten, die mit einem Kreis vermerkt sind, dagegen haben wir keine Sabotagemeldungen. Ich vermute, das sind ihre Proviant- und Munitionslager.«
»Die muss es geben«, stimmte der Kommandeur zu. »Das dahinten« – er deutete auf den Laderaum – »genügt nie und nimmer für die bereits durchgeführten Anschläge.« Sein Finger fuhr über die Karte. »Und schon gar nicht für das, was sie noch vorhatten.«
»Bis jetzt haben wir noch keine Telefone oder anderen Kommunikationsmittel gefunden«, erklärte einer der Männer.
»Brauchen sie nicht«, meinte Hartlandt. »Sobald sie ihre Route festgelegt hatten, konnten sie unabhängig agieren. Schützt den Rest der Truppe.«
»Vielleicht haben sie auch nur in den Zwischenlagern Kommunikationsmittel und melden sich von dort bei ihren Chefs.«
»Das müssten dann Satellitentelefone sein, weil sonst nichts funktioniert. Schiene mir aber unökonomisch, in jeder Station so ein teures Teil zu platzieren. Da nimmt man doch besser eines mit.«
Einer der Polizisten stieß zu ihm und dem Kommandeur.
»Kennzeichen und Fahrzeug konnten wir schon überprüfen. Die Nummernschilder wurden vor vierzehn Tagen in Flensburg gestohlen, der Wagen schon vor vier Monaten in Stuttgart.«
»Was sonst?«, stellte Hartlandt fest. Diese Männer waren Profis gewesen oder zumindest von solchen geschult und ausgerüstet worden.
Blitzlichter überstrahlten für Sekundenbruchteile noch das grelle Licht der Helikopter-Spotlights. Ein Polizist hatte damit begonnen, alle Details zu fotografieren. Als Erstes nahm er sich die
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