BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Opfer vor. Ihre Bilder und Fingerabdrücke würden sofort an die Datenbanken von Europol, Interpol und den Erkennungsdiensten übermittelt.
»Hier ist die zweite Karte«, sagte ein Vermummter. Vor Hartlandt und dem Kommandeur breitete er eine weniger zerfetzte Landkarte aus, in der die lilafarbene Linie bis nach Griechenland führte.
»Da wollte jemand gründlich sein«, bemerkte der Kommandeur.
»Die konnten doch nicht rechnen, damit durchzukommen?«
»Vielleicht starteten sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen«, meinte Hartlandt. »Oder sie waren Fanatiker. Wofür oder wogegen auch immer.«
Aus dem Augenwinkel beobachtete Hartlandt den Kampf der Polizisten um das Leben des einen Attentäters. Hoffentlich verloren sie ihn nicht.
Brüssel
»Ruhe!«, befahl der Polizist, drückte Manzanos Finger in das Stempelkissen und danach auf das Feld auf dem vorgesehenen Formular.
»Ich gebe auch so zu, dass ich Piero Manzano bin«, sagte er, »Sie müssen meine Finger dafür nicht dreckig machen.«
Der Beamte reichte ihm ein Taschentuch.
»Das genügt nicht«, erwiderte Manzano. »Ich möchte mir die Hände waschen.«
Entweder verstand der Uniformierte kein Englisch, oder er hatte die Anweisung, sich nicht mit Manzano zu unterhalten.
Der Mann kam um den Tisch herum und gab Manzano mit einem Griff unter die Achsel zu verstehen, dass er aufstehen sollte. Durch einen schmalen Flur, an dessen beiden Seiten schwere Türen mit kleinen Guckfenstern abgingen, führte er ihn in eine Zelle. Der Raum maß vielleicht zwei mal drei Meter, darin drängten sich sieben Personen. Der Gestank, der Manzano entgegenschlug, raubte ihm den Atem. Der Polizist schob ihn wortlos hinein und schloss die Tür hinter ihm. Manzano blieb stehen und bemühte sich, den Würgereflex zu beherrschen. Die Anwesenden vollzukotzen wäre kein optimaler Beginn.
Die sieben Männer jeden Alters inspizierten ihn mit müden Blicken. Wie Manzano trugen alle ungepflegte Bärte. Er sog die Luft durch seine zusammengebissenen Zähne ein, lehnte sich gegen die Tür und ließ sich daran hinuntergleiten.
» I am Piero Manzano «, erklärte er.
Zwei der Männer nickten ihm zu, den anderen schien es egal zu sein.
Eine Weile saßen sie schweigend da, dann fragte Manzano, ob einer der Anwesenden Englisch sprach oder Italienisch.
»Englisch«, antwortete ein junger Mann. »Weshalb sind Sie hier?«
»Lange Geschichte«, seufzte Manzano.
»Wir haben Zeit«, erwiderte der Junge.
»Aber kein Interesse«, sagte ein Älterer mit kehliger Stimme. »Haltet die Klappe!«
Manzano fluchte innerlich. Womöglich hatte er eine wichtige Spur zu den Urhebern der Katastrophe gefunden, aber statt ihr folgen zu können, musste er seine Zeit in einer stinkenden Zelle verschwenden. Er bereute es inzwischen, die Seite geschlossen und die offensichtlichsten Spuren auf seinem Laptop verwischt zu haben, bevor ihn die Polizisten abgeführt hatten. Vielleicht war es Angström ja gelungen, der Polizei seine Entdeckung zu vermitteln.
»Hören die mich da draußen, wenn ich hier drinnen schreie?«, fragte Manzano den Jungen.
»Wenn einer randaliert, kommen sie schon mal und sehen nach. Manchmal.«
»Was sind das überhaupt für Zellen?«, fragte Manzano. »Da passt doch eigentlich höchstens einer rein?«
»Zur Ausnüchterung«, antwortete der Junge. »Aber die haben zu wenig Platz und Personal, deshalb kommt man hier auch rein, wenn man dabei erwischt wurde, wie man sich Lebensmittel oder Wasser besorgen wollte.« Er zuckte mit den Schultern. »Jeden Abend werden dann angeblich alle ins Zentralgefängnis gebracht.«
»Es ist Abend.«
Manzano spürte, wie die Tür hinter seinem Rücken wegkippte. Er fing sich, sah hoch, schob sich zur Seite, als er den Polizisten erblickte. Der Beamte trug ein Gewehr vor der Brust, hinter ihm stand noch ein Uniformierter mit Waffe.
Er bellte einen Befehl, die anderen Zelleninsassen erhoben sich und drängten an Manzano vorbei.
Auf dem Flur warteten bereits die übrigen Insassen in zwei Reihen. Links eine kurze mit Frauen, rechts eine lange mit Männern. Ganz vorne sah er Shannon und Angström. Er hatte ein verdammt schlechtes Gewissen, dass er Angström in die Sache mit hineingezogen hatte.
Ein Beamter brüllte etwas, das Manzano nicht verstand, alle setzten sich in Bewegung.
Vor dem Gebäude wurden die Frauen in einen kleinen Bus verfrachtet, die Männer in einen großen, dessen Fenster vergittert waren. Vier bewaffnete Polizisten begleiteten
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