Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi
werden jetzt atomare Kurzstreckenraketen zerlegt.«
»Nein. Die Sprengköpfe bleiben intakt, werden von der Basis gebracht und irgendwo eingelagert.«
Der Präsident setzte sich. »Fünf andere Basen sind ebenfalls umgerüstet worden. Können wir davon ausgehen, daß sie ebenfalls … zweckentfremdet worden sind?«
»Ich vermute, der Feind, mit dem wir es zu tun haben, bekommt von Miravo alles, was er braucht. Aber die Atomraketen sollen nicht innerhalb unserer Grenzen eingesetzt werden.«
»Ach? Und wo?«
Blaine atmete tief durch. »Anfangs habe ich eine völlig falsche Spur verfolgt, Sir. Nicht die radikale Linke steckt hinter dieser Verschwörung, sondern die andere Seite …«
»Ein internationaler Kader von Verrückten von der radikalen Rechten«, faßte der Präsident zusammen, nachdem Blaine ihm erklärt hatte, was er von Carlisle erfahren hatte.
»Den Delphi an die Macht bringen und dann benutzen will, um die gesamte Welt zu beherrschen und zu führen. Die Trilaterale Kommission wurde aufgrund einer Doktrin gegründet, die sich kaum davon unterscheidet.«
»Aber die Charta der Trilateralen Kommission besagt doch wohl kaum, daß ein Rat von Wahnsinnigen die Zivilisation führen soll.«
»Ein Mittel zum Zweck, nichts weiter. Selbst wenn der Plan scheitern sollte, läßt das nachfolgende Chaos Delphi zum Gewinner werden, weil die anderen Nationen nicht imstande sein werden, auf die Katastrophe zu reagieren, die die Vereinigten Staaten während der Übergangsphase überkommt.«
»Die Frage lautet … können wir das alles noch irgendwie aufhalten?«
»Bill Carlisle hat mir den Namen des einzigen internationalen Repräsentanten von Delphi genannt, den er kannte: Travis Dreyer.«
»Auch bekannt als der südafrikanische Hitler.«
»Dreyer wird uns die noch unbekannten Einzelheiten verraten und vielleicht sogar die Namen der anderen Delphi-Repräsentanten in Übersee nennen können.«
»Sie haben vor, nach Südafrika zu fliegen und ihn zum Sprechen zu bringen?«
»Im Idealfall kann ich die Informationen beschaffen, ohne daß er überhaupt mitbekommt, daß ich dort bin.«
Der Präsident dachte kurz darüber nach. »Bis zu meiner Rede vor den beiden Häusern bleibt uns noch eine Woche. Mehr Zeit kann ich Ihnen nicht geben.«
»Nutzen Sie diese Zeit hier im Hause, Sir, während ich in Südafrika bin«, sagte Blaine, während er die Diskette hochhielt, die Bill Carlisle ihm gegeben hatte.
»Die Mitglieder von Delphi.«
»Kassieren Sie sie ein, Sir. Verhaften Sie sie aufgrund jeder beliebigen Anklage, die Ihnen in den Sinn kommt. Sie können nichts von meinem Gespräch mit Carlisle wissen. Der Vorteil liegt auf unserer Seite. Überraschen Sie sie, und vielleicht können wir den Tag Delphi auf diese Weise vermeiden.«
Der Präsident schaute alles andere als optimistisch drein. »Wenn es uns nicht gelingt, bleibt uns wohl nur noch eine Möglichkeit. Dann müssen wir die gesamte Regierung in die entsprechenden Schutzunterkünfte umsiedeln. Delphi kann nicht töten, an wen die Organisation nicht herankommt.«
»Nein, aber Sie werden eine nationale Panik auslösen, und diejenigen, die Sie vor Delphi retten wollen, werden Ihre geistige Vernunft in Frage stellen.«
»Das spielt keine Rolle, wenn ich damit vermeiden kann, daß Washington von Truppen überrannt wird, die den Befehl haben, die gewählten und ernannten Führer dieses Landes zu ermorden. Soll der Kongreß doch ein Verfahren zur Amtsenthebung einleiten. Zumindest wäre das Land gerettet.«
»Aber für wie lange? Dodd wäre noch immer dort draußen und würde eine Möglichkeit finden, seine vorgezogene Präsidentschaftswahl durchzusetzen. Die große Gefahr liegt darin, daß Delphi auf alle Eventualitäten eingerichtet ist, auf jede Strategie, für die wir uns entscheiden. Nein, wir müssen Delphi völlig ausmerzen.«
»Wir werden nicht aufgeben, Mr. McCracken.«
»Keineswegs, Sir. Wir haben gerade erst angefangen.«
Zwanzig Minuten nach Beendigung seines Gesprächs mit dem Präsidenten traf Blaine sich mit Johnny Wareagle in einem leeren Büro im Weißen Haus. »Ich wollte vermeiden, daß Ihr beide, Indianer, du und Sal, das Gefühl bekommt, außen vor zu bleiben«, begann McCracken, »vor allem, da ich dringend eure Hilfe brauche. Wie ich es sehe, hat Delphi unter keinen Umständen seinen gesamten Vorrat an Atomwaffen an seine internationalen Repräsentanten weitergegeben. Die Organisation wird einen Großteil der Waffen in Reserve halten,
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