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Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi

Titel: Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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hörte er Schritte, die die auf das Dach führende Treppe hinaufpolterten. Eine Gefangennahme war unvermeidlich. Falls Dreyer annahm, daß er das gerade beendete Gespräch der Delphi belauscht hatte, würde er ihn augenblicklich umbringen lassen. Seine einzige Überlebenschance – und damit auch Hoffnung auf Flucht – lag darin, die Illusion zu schaffen, er wolle sich gerade erst Zugang zur Kommandozentrale verschaffen.
    McCracken lief zu dem Schacht zurück, aus dem er gerade geklettert war, und tat so, als wolle er den Deckel entfernen, als die Tür zum Dach aufgestoßen wurde. Er achtete darauf, daß die Soldaten sahen, wie er den Deckel zur Seite schob. Dann standen sie schon vor ihm, angeführt von Colonel Smeed.
    »Wir sollten uns noch einmal unterhalten, Mr. McDowell«, sagte Smeed, die Hand fest um eine Pistole geschlossen.

Zweiunddreißigstes Kapitel
    »Danke, daß Sie mich empfangen, Mr. Matabu«, begrüßte Kristen Kurcell den Mann, der sie von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch aus eindringlich musterte.
    Bota Matabu beugte seinen großen, schlanken Körper vor, und der Stuhl knarrte leise. »Nach der Hilfe, die Sie meiner Delegation während unseres Besuchs in Ihrem Land geleistet haben, ist dies das mindeste, was ich für Sie tun kann, Miss Kurcell.«
    »Das hoffe ich, Sir, denn ich möchte Sie noch um einen viel größeren Gefallen bitten.«
    Matabus große, tiefliegende Augen blieben auf sie gerichtet. Er verschränkte die Finger und lehnte das Kinn auf die Daumen. Sein Seidenanzug schien von einem führenden Designer zu stammen, wahrscheinlich von einem Italiener, vermutete Kristen. Die gemusterte Krawatte paßte hervorragend zu dem grauen Anzug und zu dem mächtigen und kontroversen Führer, zu dem Matabu geworden war. Als dritthöchstes Mitglied des African National Congress, also des Afrikanischen National-Kongresses, war er Nelson Mandelas wichtigster Troubleshooter, der die Streiks, Arbeitsniederlegungen und den bewaffneten Widerstand gegenüber weißen Reaktionären und der Polizeibrutalität in den Townships zu überwachen hatte.
    »Ich höre, Miss Kurcell«, sagte er, doch Kristen mußte erst ihre Gedanken ordnen.
    Da das FBI Männer zu ihrem Schutz und nicht zu ihrer Überwachung abgestellt hatte, war es ihr mühelos gelungen, das Hotel in Washington zu verlassen, ohne daß die Agenten es bemerkten. Sie hatte ihre Flucht zeitlich so abgestimmt, daß sie eine Maschine nach Johannesburg erwischte, wo sie unbedingt Blaine McCracken finden wollte. Vor seinem Abschied hatte er ihr seinen Plan kurz umrissen, und in den nachfolgenden Stunden hatte sie erkannt, wie töricht er war. Zu viele Dinge konnten schiefgehen, und falls tatsächlich irgend etwas schiefging, stand McCracken ganz auf sich allein gestellt.
    Anstatt tatenlos herumzusitzen, entschloß Kristen sich, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Blaine zu helfen. Das Gefühl der Hilflosigkeit über den Tod ihres Bruders, das sie noch immer empfand, war schon Qual genug. Sie konnte nicht untätig darauf warten, daß noch ein Mensch starb, an dem ihr etwas lag.
    Kristen hatte noch von Washington aus Kontakt mit Matabu aufgenommen, und einer seiner Wagen wartete auf sie, als sie Johannesburg in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden des Freitags erreichte.
    »Ihr Anruf aus den Staaten war sehr beunruhigend«, fuhr Matabu fort, als Kristen nichts sagte. »Und vage. Sie haben gesagt, unsere Bewegung sei in großer Gefahr. Darf ich davon ausgehen, daß dies etwas mit der Politik zu tun hat, die Ihre Regierung in Erwägung zieht?«
    »Nein«, erwiderte Kristen. »Überhaupt nicht. Die Gefahr für den ANC kommt aus meinem Land, hat aber nichts mit der Regierung zu tun.«
    Matabu kniff die Augen zusammen. »Ich bin etwas verwirrt, Miss Kurcell.«
    »Mister Matabu, es besteht Grund zu der Annahme, daß amerikanische Atomwaffen in die Hände der AWB gefallen sind.«
    Matabus Brauen flatterten. Darüber hinaus zeigte er nicht die geringste Reaktion. »Ich hätte gedacht, so eine bedeutsame und gefährliche Enthüllung wäre über ganz andere Kanäle gekommen.«
    »Das wäre bestimmt auch der Fall gewesen, würde die Macht, die dafür verantwortlich zeichnet, nicht auch versuchen, die Regierung meines Landes zu stürzen.«
    Matabu hob den Kopf langsam von den Händen. »Kann ich davon ausgehen, daß es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorfällen gibt?«
    »Die Macht, von der ich spreche, ist entschlossen, in zahlreichen Ländern die

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