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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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wiederholt zu Wettbewerben antreten und die Verlierer bestrafen lassen. So wurden die unterlegenen Mitarbeiter von Kollegen mit Firmenschildern der Konkurrenzunternehmen auf den Hintern geschlagen, mit Torten beworfen oder gezwungen, Windeln zu tragen.
    Beim Materialklauen erwischt werden
    Wieder mal Toilettenpapier oder Druckerpatronen eingesteckt? Peinlich, wenn einem dann versehentlich die Tasche auskippt und die Kollegen alles sehen.
    Kündigung im Affekt
    Im Zorn (oder als Teil einer kühl berechneten Strategie) im Meeting oder Großraumbüro spontan aufstehen und laut rufen: »Ich kündige!« und hinausstürmen. Am nächsten Morgen sich diskret einen Termin beim Chef geben lassen, um die mündliche Kündigung zu widerrufen.
    Kompetenzüberschreitung
    Neu im Job und gleich alles besser wissen, große Visionen erläutern und Reformen anmahnen, ohne die Strukturen im Unternehmen, die Produktionsabläufe oder die Vorgeschichten zu kennen. Peinlich auch, nach Kompetenzüberschreitungen wie ein Schoßhund zurückgepfiffen zu werden.
    Im Büroschlaf überrascht werden
    Power-Napping schön und gut, aber wenn man dabei in den Tiefschlaf fällt, wird’s blamabel (vor allem, wenn fiese Kollegen Fotos machen und die sofort herumposten).
    Im Job unterfordert sein
    Wer trotz guter Leistungen und großer Berufserfahrung Beförderungen ausschlägt und sich mit seiner kleinen überschaubaren Welt zufriedengibt, dem haftet schnell das Stigma des phlegmatischen Sonderlings an. Ebenfalls peinlich: grotesk überqualifiziert sein. Akademiker, die als Praktikanten oder Hilfskräfte anheuern, verschweigen manchmal ihren Abschluss oder Doktortitel, um Häme und Schikanen zu vermeiden, oder um den Job überhaupt erst zu bekommen, denn als Überqualifizierter gilt man im Betrieb als »schwer integrierbar«. (Der Autor machte Ende der 1980er-Jahre einmal eine Handwerkslehre als Maler und Lackierer. Da üblicherweise nur Haupt- oder Realschüler eine Malerlehre absolvierten, war ihm sehr daran gelegen, seine Abiturientenidentität auf den Baustellen geheim zu halten. Nur zu gerne hätte manch ein Geselle oder Polier seine Bildungskomplexe beim Gymnasiastenquälen kompensiert.)
    Vergesslich sein
    Vergesslichkeit, die sich auf Namen und Gesichter bezieht, wirkt in Gesellschaft besonders peinlich: unbekannte Menschen, die strahlend auf einen zukommen, entfallene Namen der Kinder von Freunden und Verwandten, »namenlose« Leute, die auch noch erwarten, dass man sie einander vorstellt.
    Mit Akzent sprechen
    Ein Unterschichtenakzent oder ein ländlich-bäuerlicher Dialekt kann peinlich werden, wenn man sich zu Höherem berufen fühlt. Bekannt ist, dass selbst extrem kontrollierte Persönlichkeiten in ihre Muttersprache oder in ihren Heimatdialekt verfallen, wenn sie erregt sind. In der Wut tritt dann ein ungeliebtes sprachliches Erbe zutage. Andere gehen offensiv damit um und machen ihre auffällige Sprachfärbung zum Markenzeichen, wie etwa Arnold Schwarzenegger. Der Schauspieler und spätere kalifornische Politiker konnte seinen steirischen Akzent niemals loswerden, auch intensiver Unterricht, um astreines Englisch zu lernen, war zwecklos. Doch inzwischen war sein bajuwarisch gefärbter Tonfall zum Markenzeichen geworden – es verband sich mit seinem Terminator-Image zu einer Einheit, wirkte nun kraftvoll und urwüchsig, suggerierte den Kaliforniern vor der Gouverneurswahl 2003 eine robuste »Problemlösungskompetenz«.
    Sprachliche Missverständnisse
    Sprachliche Missverständnisse in fremder Umgebung sind stets eine ergiebige Quelle von Peinlichkeiten. Da möchte eine Amerikanerin in Berlin in der Landessprache Brötchen kaufen und ordert allen Ernstes: »Vier Schlampen, bitte.« Gemeint waren »Schrippen«, und wahrscheinlich hat ihr jemand einen üblen Streich gespielt. Ein Bekannter des Autors, der aus einem kleinen Ort in der Pfalz stammt, kam in den 1980er-Jahren nach Berlin. Er schämt sich noch heute für seine erste FastFood-Bestellung: »Einen Dröner, bitte.« Wenigstens hat man ihm keine gedröhnt.
    Vielen ist es peinlich, in einer fremden Sprache, in einem fremden Jargon Fehler zu machen – doch auch hier gibt es Beispiele, wie aus fehlerhaften Ansagen komische und kultverdächtige Bonmots wurden, die dem Sprecher letztlich viel Sympathie einbrachten, siehe Kennedys Ausspruch:

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