Blamage!
deutlich, dass das Empfinden für Peinlichkeit eine höchst bürgerliche Angelegenheit ist. Den Adel kümmert so etwas nicht. Prinz Philip ist inzwischen Kult â nicht nur bei Satirikern. Im südpazifischen Inselstaat Vanuatu gibt es sogar eine spirituelle Prinz-Philip-Bewegung. Dieser Kult verehrt Prinz Philip bereits zu Lebzeiten als eine Gottheit. Der im Süden der Insel Tanna ansässige Volksstamm der Yaohnanen glaubt, dass Prinz Philip in Wirklichkeit der Sohn eines hellhäutigen Berggeistes sei, der Tanna verlassen habe, um jenseits des Meeres eine mächtige Frau zu heiraten.
Kapitel 7
Panorama der Peinlichkeiten IV â peinliche Rollenwechsel
»So kenne ich Sie aber gar nicht!«
Im Leben spielen wir verschiedene Rollen â und das permanent, jeden Tag. Je nach Situation sind wir Chef, Untergebener, Kollege, Mannschaftsmitglied, Liebhaber, Ehemann, Vater, Sohn; wir sind Führungskraft, Mitarbeiterin, Geliebte, Gattin, Mutter, Tochter, beste Freundin, Konkurrentin und einiges mehr. So betrachtet, fällt es manchmal schwer, in dieser Vielfalt einen stabilen Persönlichkeitskern zu bewahren, bzw. diesen bei anderen zu erkennen! Wir sind Schauspieler, die ihre Rollen vor einem jeweils sorgsam getrennten Publikum spielen. Und manchmal lebt ein und dieselbe Person eine regelrechte Doppelexistenz, was psychisch und physisch äuÃerst belastend sein kann. Peinlich wirdâs, wenn das Publikum überraschend ausgetauscht oder neu gemischt wurde. Benimmexperte Moritz Freiherr Knigge berichtete einmal über ein Erlebnis: »In meiner Jugend arbeitete ich im Lager eines Unternehmens, dem der Geschäftsführer regelmäÃig Besuche abstattete. Dieser Mensch hielt es für angebracht, sich für die fünf Minuten, die er bei uns zubrachte, in einen Lagerarbeiter zu verwandeln, und den Gang, die Haltung und die Sprache eines Gabelstaplerfahrers zu imitieren. Das Ergebnis war eine Jovialität, von der alle peinlich berührt waren.« 58
Ein anderes Beispiel: Im Zuge des Sorgerechtsstreits zwischen Hollywood-Star Alec Baldwin und seiner Ex-Ehefrau Kim Basinger hinterlieà Baldwin eine Pöbel-Tirade auf der Mailbox seiner elfjährigen Tochter: »Du bist ein ungezogenes gedankenloses kleines Schwein. Du hast keinen Funken Grips oder menschlichen Anstand. Es interessiert mich einen Dreck, ob du zwölf Jahre alt bist oder elf oder dass deine Mutter ein gedankenloses Miststück ist. Du hast mich zum letzten Mal gedemütigt.« Baldwins wütende Beschimpfungen resultierten offenbar daraus, dass Tochter Ireland, die bei ihrer Mutter Kim Basinger lebt, ein Treffen mit ihrem Vater abgesagt hatte. Für Basinger war die Tirade eine Steilvorlage, um den sonst so coolen Baldwin vor der Ãffentlichkeit mal richtig zu blamieren.
Der Lüge überführt werden
Wenn Lügen auffliegen, ist nicht nur die Kompetenz des Lügners infrage gestellt (denn es zeugt ja von minderer Intelligenz, sich beim Lügen erwischen zu lassen), sondern auch seine moralische. Das Vertrauensverhältnis zu anderen wird gestört, sein Charakter in Zweifel gezogen. Eine derartige Dummheit unterlief auch mal Campino, Sänger der Toten Hosen, der zeitweilig zwei Freundinnen in verschiedenen Städten hatte. Natürlich wussten sie nichts voneinander. Campino schrieb parallel zwei lange, innige Briefe und â vertauschte am Ende die Kuverts: »Von da an war ich wieder Single. Die eine lieà überhaupt nichts mehr von sich hören. Von der anderen fand ich bei meiner Heimkehr in der Post das falsche Schreiben fein säuberlich zerrissen mit der Bitte, mich nie wieder bei ihr blicken zu lassen.« 59
Peinliche Zitate aus der Vergangenheit
Mitunter kann es peinlich sein, mit Zitaten, Meinungen und Aussagen konfrontiert zu werden, die man irgendwann einmal von sich gegeben hat. Menschen machen im Leben die unwahrscheinlichsten Wandlungen durch: Sie fangen als Kommunist an und werden Nazi (und umgekehrt), wandeln sich vom Zuhälter zum frommen Mann, vom Revoluzzer zum Law-and-Order -Sheriff, vom Trunkenbold zum Führer der freien Welt. Da kann es schon mal peinliche Widersprüche geben, zumal gerade das Internet nichts vergisst. Nicht jeder ist dann so cool wie die britische Mode-Ikone und Ex-Punkerin Vivienne Westwood, die in der Presse zitiert wurde: »Mit nichts, was ich damals gesagt habe, bin ich heute noch einverstanden. Alles kompletter
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