Blamage!
Unsinn.«
Peinliche Tagebucheintragungen
O-Ton Jonathan Franzen über diese Angewohnheit aus Jugendzeiten: »In der Abgeschiedenheit meines Zimmers lieÃen sich entsetzliche Peinlichkeiten fabrizieren â einfach, indem ich las, was ich am Tag davor ins Tagebuch geschrieben hatte. Die Seiten spiegelten meine Schwindelei und Aufgeblasenheit und Unreife getreulich wider. Las ich sie, wollte ich mich unbedingt ändern, wollte weniger idiotisch klingen.« 60 Ist der zeitliche Abstand noch gröÃer, kann es noch peinlicher sein, in alten Tagebüchern, Gedichten und Briefen zu lesen, oder noch schlimmer: Wenn alte Tagebücher, »Poesiealben« oder Liebesbriefe in die falschen Hände fallen!
Jugendsünden in der Erwerbsbiografie
Trotz der Standardentschuldigung »Ich war jung und brauchte das Geld« gibt es Jobs, über die man später ungern spricht und die regelrecht peinlich werden, wenn man Karriere gemacht hat. Renée Zellweger etwa kellnerte als Studentin in einem Stripclub im texanischen Austin, behauptete aber stets, sich dort niemals nackt gezeigt zu haben, obwohl man ihr (natürlich!) auch einen Job an der Pole-Dance-Stange angeboten habe. 61 Mara Carfagna, Ministerin für Frauengleichberechtigung im zweiten Berlusconi-Regime, konnte auf eine ruhmreiche Vergangenheit als TV -Showgirl und barbusiges Pin-up zurückblicken, bevor sie Jura studierte und zu Höherem berufen wurde. Und Brad Pitt war sich nicht zu schade, als unterbeschäftigter Nachwuchsschauspieler in L. A. die Eröffnung eines Lokals namens El Pollo Loco zu bewerben: »Ich stand bei 38 Grad im Hühnerkostüm am Sunset-Boulevard und flatterte für die groÃe Eröffnung mit den Flügeln. Die Besitzer waren begeistert.« 62
Als Erwachsener beim Ladendiebstahl erwischt werden
Ladendiebstahl: Typische Mutprobe oder Jugendsünde im Teenie-Alter, wo man sich in der Clique bewähren möchte. Peinlich, wenn man im Erwachsenenalter einen Rückfall erleidet und auch noch dabei erwischt wird! US -Schauspielerin Winona Ryder weià davon ein Lied zu singen. Sie verübte im Jahr 2002 just dieses Pennälerdelikt, als sie im Nobelkaufhaus Saks Fifth Avenue in Beverly Hills Kleidung im Wert von über 5000 Dollar mitgehen lieÃ. Als nicht weniger blamable Ausrede erklärte sie später, sie habe für eine neue Rolle geprobt. Wie dem auch sei: Am Ende gabâs drei Jahre Haft auf Bewährung sowie 480 Stunden Sozialarbeit (was Winonas Karriere eine ziemliche Delle versetzte, erst 2010 konnte sie mit ihrer Rolle in Darren Aronofsks Black Swan ihr Comeback feiern).
Flennende Chefs
Als Chef oder Vater einen psychischen Zusammenbruch erleiden, weinen, schreien, ausrasten â das wirkt peinlich für alle Beteiligten. Dieser ungewohnte Rollenwechsel untergräbt die Autorität des Chefs, der nunmehr als labil, unberechenbar und damit führungsschwach gilt. Einen scheinbar grundlos weinenden oder tagelang vor sich hin grübelnden Vater zu erleben überfordert vor allem jüngere Kinder, die zudem nicht wissen, wie sie anderen Kindern dieses Erlebnis vermitteln sollen.
Ãberraschende Gefühlsausbrüche flüchtiger Bekannter
Ein sonst kühler Arbeitskollege, ein flüchtiger Bekannter, ein Vorgesetzter erleidet in unserem Beisein (etwa infolge heftigen Alkoholgenusses) einen psychischen Zusammenbruch, er beginnt zu weinen oder gesteht uns seine Liebe. Peinlich! Jetzt sind wir plötzlich als Psychologe gefragt, müssen einen uns eigentlich fremden Menschen tröstend in den Arm nehmen â und ihn trotzdem auf Abstand halten. Vielleicht sollten Sie den Betroffenen an geeignete Spezialisten verweisen: Insbesondere Barkeeper, Barfrauen, Prostituierte und Polizisten sind mit diesem Problem häufig konfrontiert und haben sich ein dickes Fell bzw. routinierte Beruhigungs- und Tröstungstechniken angeeignet.
Nach unten treten
Unter seinesgleichen auf edel und groÃzügig machen, Untergebene oder Bittsteller aber respektlos behandeln oder beleidigen. Ein autoritäres Verhalten, wie es in Mafiakreisen oder archaischen Gesellschaften noch üblich sein mag, gilt im zivilen Leben glücklicherweise als unanständig. So berichtet der frühere Polittalker Friedrich Küppersbusch über eine entlarvende Szene, »wie die superaltruistische linke entwicklungspolitische Sprecherin nach der Sendung ihren Fahrer zusammenscheiÃt, weil das
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