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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sich wieder, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er ist ihr Vater, sagte sie sich. Vielleicht war es ein Fehler, immer gleich loszurennen, wenn Irina schrie. Vielleicht sollte sie Tony eine echte Chance geben, sich um seine Tochter zu kümmern.
    Irina weinte immer noch.
    »Joanne!«
    Sie öffnete die Augen. »Ich bin im Bad«, rief sie.
    »Verdammte Scheiße!«
    Irinas Weinen wurde lauter. Joanne hörte Tonys Schritte auf der Treppe, nahm die Seife und versuchte, sich zu entspannen.
    Das Weinen steigerte sich zu schrillem Geschrei.
    Joanne legte die Seife hin. »Tony?«
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    Das Schreien wurde noch lauter, noch hysterischer.
    »O Gott.« Joanne sprang so hastig aus der Badewanne, dass das Wasser über die Seiten floss, schnappte sich ein Handtuch, stürmte aus dem Bad und rannte ins Kinderzimmer.
    Tony hielt das kleine Mädchen in den Armen.
    Und schüttelte es.
    »Tony!« Joanne rannte auf ihn zu, ließ das Handtuch fallen und riss ihm Irina weg. Sie sah, dass sein Gesicht rot vor Zorn war. »Was tust du da?« Sie drückte das Baby an sich und spürte, wie verkrampft der kleine Körper war, wie er vor Qual bebte, wie glitschig die winzigen Arme sich an ihrem eigenen nassen Körper anfühlten. »Was hast du dir bloß dabei gedacht, um Himmels willen?«
    »Ich wollte sie zum Schweigen bringen«, sagte er. »Das habe ich mir dabei gedacht.«
    »Du hast sie geschüttelt! Das ist gefährlich, das weißt du ganz genau!«
    »Du bist ja nicht gekommen«, sagte er. »Irgendwas musste ich doch tun.«

    Und es wurde noch schlimmer. Je ungeduldiger Tony mit Irina wurde, desto mehr schrie sie, sobald er auch nur in ihre Nähe kam. Wütend ignorierte er sie von jetzt an entweder vollständig oder hob sie auf geradezu herausfordernde Weise hoch, sodass er ihr Leid nur verschlimmerte. Aus Enttäuschung und Verärgerung wurde bitterer Groll.
    »Sie ist nicht mehr annähernd so hübsch, wie sie mal war«, sagte er zu Joanne.
    »Ich finde sie wunderschön.«
    »Und sie ist auch nicht mehr so klug.«
    »Nur weil sie weint, heißt das nicht, dass sie nicht klug ist.«
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    »Ich hoffe, dass diese verdammte Jenssen uns keine Niete untergejubelt hat.«
    »Sie ist kein Gebrauchtwagen, Tony«, protestierte Joanne.
    »Sie ist unsere Tochter. Und wenn sie Probleme hätte, würde ich sie nur noch mehr lieben.«
    »Du bist eine solche Romantikerin«, spottete er.
    »Ich bin eine Mutter«, sagte sie.
    »Aber keine richtige«, sagte Tony.
    Joannes größte Angst während des gesamten ersten Jahres als Mutter war, dass Tony beschließen könnte, Irina wieder loszuwerden. Doch sie tröstete sich mit dem Wissen, dass es kaum durchführbar wäre, und war entschlossen, sich so gut wie möglich um das Baby zu kümmern, ohne ihren Mann zu provozieren oder ihn mit Irina allein zu lassen. Wenn Irina auch nur wimmerte, eilte Joanne zu ihr, und wenn sie längere Zeit ohne das Mädchen fortmusste, brachte sie es zu ihrer Mutter nach Edmonton.
    Solange Tony bei Patston Motors arbeitete, verlief Joannes Zeit mit Irina harmonisch, und an den meisten Abenden folgten noch einige weitere Stunden Frieden, während Tony im Crown und Anchor saß, der Kneipe um die Ecke. Doch Joanne begann immer mehr, seine Rückkehr aus dem Pub zu fürchten – nicht nur, weil der Alkohol schon immer Tonys aggressive Seite hervorgekitzelt hatte. Ihre Anspannung übertrug sich auf Irina, sodass die Kleine, sobald das Klappen der Haustür Tonys Nachhausekommen verkündete, jedes Mal schon weinte.
    Als Tony Irina das erste Mal tatsächlich schlug (drei Tage nach ihrem ersten Geburtstag, an dem er ihr Geschenke gekauft und sie verwöhnt und verhätschelt hatte wie jeder normale, vernarrte Vater), weinte er hinterher und schwor zutiefst beschämt, nie wieder so etwas Schreckliches zu tun. Doch kurz darauf wurden die Schreie des Babys lauter, und seine Wut kehrte zurück.
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    »Wenn du sie jemals wieder schlägst«, warnte Joanne ihn,
    »zeige ich dich an, das schwöre ich dir!«
    »Ach ja?«, höhnte er. »Bei wem denn?«
    »Bei der Polizei, beim Jugendamt … wo auch immer.«
    »Und was dann?«, fragte er. »Dann nehmen sie dir die Kleine weg, und du wirst sie nie wiedersehen – was mich offen gesagt nicht allzu sehr stören würde.«
    »Es wird dich sehr wohl stören«, Joannes Stimme zitterte,
    »wenn du im Gefängnis landest und man dort herausfindet, was du getan hast.«
    »Halt’s Maul!«, brüllte Tony.
    Aber dieses Mal gab sie nicht nach. »Jeder weiß, was im Gefängnis

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