Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
mal ein bisschen lockerer werden«, sagte er.
    Sie atmete wieder ein.
    »Raus hier«, sagte sie.
    Er erhob sich vom Bett, lief nackt an die Tür, öffnete sie und ging.
    Lizzie wartete ungefähr zehn Sekunden.
    Dann brach sie in Tränen aus.
    60
    10.
    elen Shipley kam gerade aus Chief Kirbys Büro im
    H obersten Stock des AMIT-Gebäudes und hatte die
    Bemerkungen ihres Vorgesetzten über die mangelnden Fortschritte im Bolsover-Mordfall noch im Ohr – es war jetzt gut drei Wochen her, dass man Lynnes Leiche gefunden hatte –, als Geoff Gregory sie informierte, dass Pam Wakefield, die Schwester des Opfers, sie unten erwartete.
    »Noch jemand, vor dem ich mich rechtfertigen muss«, seufzte Helen, als sie neben Gregory die Treppe hinunterstieg. Sie war an diesem Morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht, und die waren von der Tirade ihres Chefs auch nicht gerade besser geworden. Eine Begegnung mit einer unter Schock stehenden und wütenden Verwandten würde die Sache auch nicht besser machen.
    »Ich glaube nicht, dass sie hier ist, um Dampf abzulassen«, sagte Gregory.
    Sie erreichten das Erdgeschoss und bogen nach links in den Korridor ab. Gregory, ein altmodischer Mann, ging Helen voraus und öffnete die Tür des Verhörzimmers für sie. »Hier ist Inspector Shipley, Mrs Wakefield.«
    »Mrs Wakefield.« Helen trat ein und schüttelte der Frau die Hand.
    »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus«, sagte Pam Wakefield nervös.
    »Natürlich nicht«, sagte Helen. »Ich sagte Ihnen doch, ich bin jederzeit für Sie da.«
    »Kaffee?«, fragte Geoff Gregory.
    »Nicht für mich«, sagte Mrs Wakefield.
    »Für mich auch nicht, danke, Geoff«, sagte Helen.
    61
    Sergeant Gregory schloss leise die Tür hinter sich.
    Mit dreiunddreißig Jahren war die Schwester des Opfers genauso alt wie Helen, doch wenn man sie jetzt ansah hätte man sie für fünfundvierzig halten können. Schon die Trauer bei einem normalen Todesfall richtete oft Schäden am Äußeren eines Menschen an, doch eine solch vernichtende Erfahrung, wie Pam Wakefield sie gemacht hatte, forderte einen noch drastischeren Tribut, körperlich wie seelisch. Pams braunes Haar war grauer als bei ihrer ersten Begegnung mit Helen, und unter ihren Augen – dunkelbraun, wie auch Lynnes gewesen waren –
    lagen tiefe Schatten; der Ausdruck darin wirkte gehetzt, und ihr Mund hatte etwas Verbissenes.
    »Ich habe etwas gefunden«, sagte sie.
    Helen Shipleys Puls setzte einen Schlag aus, als sie Pam gegenüber Platz nahm.
    »Es war in einer von Lynnes Taschen.« Pam Wakefield legte eine kleine Karte mit weißer Rückseite auf die Mitte des Tisches.
    »Darf ich?«, fragte Helen.
    »Natürlich. Deshalb habe ich sie mitgebracht.«
    Helen stand auf und lehnte sich vor, um die Karte besser sehen zu können, ohne sie zu berühren.
    »Ist schon gut«, sagte Pam Wakefield. »Es ist kein Beweisstück oder so.«
    Es war die Visitenkarte eines gewissen Michael Novak, Inhaber einer Firma namens Novak Investigations mit einer Adresse in New Smithfield, E.1 London.
    »Irgendeine Ahnung, wer Michael Novak ist?«
    »Gar keine. Wie ich schon sagte, ich habe die Karte in Lynnes Tasche gefunden – genau genommen war es gar nicht ihre, sondern eine von meinen Taschen, die sie sich irgendwann mal geborgt hatte.«
    Helen setzte sich wieder. »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Mrs 62
    Wakefield.«
    Pam Wakefield schüttelte den Kopf. »Es gibt eigentlich nichts weiter zu sagen. Ich habe Lynne diese Einkaufstasche vor Ewigkeiten geliehen – es muss Monate her sein, genau weiß ich es nicht –, und ich habe sie auch öfter benutzt, seit ich sie wieder habe. Aber offenbar habe ich sie nie richtig ausgeleert, bis gestern Abend. Die Karte lag ganz unten auf dem Boden. Sie hatte sich in einer Naht in der Ecke festgeklemmt.« Sie schwieg kurz. »Ich rief bei Novak Investigations an – eine Detektei, das ist ja ziemlich offensichtlich. Die Frau, die ans Telefon ging, wollte wissen, warum ich fragte und woher ich ihre Nummer hätte, aber ich legte einfach auf. Das hätte ich nicht tun sollen.«
    »Warum nicht?«, sagte Helen.
    »Ich mag es nicht, wenn Leute, die sich verwählt haben, einfach auflegen. Ich entschuldige mich normalerweise für die Störung und lege dann erst auf.«
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, aus dem Lynne mit einem Privatdetektiv zu tun gehabt hätte?«, fragte Helen.
    »Nein. Außer dem Offensichtlichen.«
    »Was ist das Offensichtliche?« Helen wollte es von ihr hören.
    »Vielleicht hat

Weitere Kostenlose Bücher