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Blanks Zufall: Roman

Blanks Zufall: Roman

Titel: Blanks Zufall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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Hand hält, als er eintritt. Sie lächelt, ihr warmes, offenes Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erstrahlt.
    „Bist du überrascht?“ fragt sie.
    „Nein, bin ich nicht“, antwortet er und setzt sich auf den  Sessel ihr gegenüber. Sein Wohnzimmer ist klein und schafft sofort eine Intimität, die er gar nicht will. Sie brauchen sich beide nur nach vorne lehnen, um sich zu küssen. Anna hebt das linke Bein und streichelt mit ihrem Fuß über seine Jeans.
    „Und ich bin nicht mehr sauer, dass du weg gelaufen bist.“
    „Wie ein Mädchen“, flüstert er und schaut auf den Aschenbecher, der auf ihrem rechten Oberschenkel ruht. Ein Jointstummel liegt zerdrückt darin. Darum strahlen ihre Augen, denkt er, sie hatte schon ihre Dosis.
    „Rauchen wir einen?“ fragt sie und hält den Joint hoch, die Friedenspfeiffe, die sie schon öfters rauchten.
    Marcus schüttelt den Kopf. „Nein, Anna. Ich rauche nicht mehr.“
    „Was redest du da, Blank? Bist du plötzlich ein Spießer geworden?“
    „Ich habe keinen Bock mehr.“
    „Ich auch nicht. Also, lass uns rauchen. Du darfst ihn auch anzünden.“ Sie reicht ihm den Joint. Es verlangt ihn danach zu greifen, ihn anzuzünden und den Rauch in sein System zu jagen, endlich betäubt zu sein. Aber Marcus wehrt sich.
    „Du verstehst nicht, oder? Ich will nicht mehr kiffen.“
    Ihr Lächeln gefriert, die Augen blicken ernst. Für Marcus der erste Moment, in dem sie ihm fremd ist. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen.
    „Ja, klar“, sagt sie, steckt den Joint in ihren Mund und zündet ihn an. „Mhm“, macht sie dann, „auch wenn Karsten so eklig ist, sein Dope ist der Wahnsinn.“
    „Du bist nicht cool, Anna“, sagt er.
    „Was?“ Anna zieht vom Joint und will ihn weiterreichen. Marcus schüttelt wieder den Kopf.
    „Das ist alles nicht cool. Verstehst du das nicht?“
    „Mein lieber Blank. Jetzt rauch endlich, du machst mich nervös.“
    „Anna, geh' jetzt bitte.“ Die Worte überraschen ihn. Kurz bereut er sie ausgesprochen zu haben, dann bemerkt er, dass Anna gar nicht zuhört, sondern wieder raucht.
    „Was hast du gesagt?“
    „Ich will nicht mehr kiffen und darum rauche ich jetzt nicht mit, verstehst du endlich? Begreifst du das, Anna?“
    „Nein“, sagt sie, „ich begreife es nicht. Erst läufst du vor mir weg und dann willst du nicht mehr kiffen. Was ist denn mit dir los, Blank?“ Jetzt beugt sie sich vor und reicht mit der freien Hand nach ihm. Marcus steht auf, ihre Geste verkommt im leeren Raum.
    „Geh jetzt bitte, Anna. Ich kann nicht mehr. Nicht heute, ich erkläre dir alles morgen, okay?“ 
    Anna lehnt sich zurück und legt den Joint in den Aschenbecher, stellt ihn auf den kleinen, runden Tisch neben dem Sessel.
    „Wie jetzt?“
    Marcus zuckt mit den Schultern.
    „Du wirfst mich raus?“
    „Ich bitte dich zu gehen, Anna.“
    „Bist du jetzt total plemplem?“
    Marcus sagt nichts. Anna steht auf und stellt sich direkt vor ihn. Sie muss ihren Kopf nach hinten legen, um ihm in die Augen zu sehen. Er liebt es, wenn sie hinauf schaut, es sieht ehrlich aus, und unverkrampft.
    „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“
    „Nein“, sagt er. Ihm ist kalt, vielleicht sieht sie sein Zittern. Anna greift nach seiner Hand, streichelt über ihren Rücken und lässt wieder los, als Marcus sich nicht rührt.
    „Machst du Schluss?“
    „Nein, das ist es nicht.“
    „Was dann, Blank?“
    „Ich will einfach, dass du gehst, Anna.“
    „Na gut“, sagt sie. Hektisch räumt sie das Dope und die Blättchen vom Tisch, steckt sie sich in ihre Tasche. Dann hält sie inne. „Du willst echt, dass ich gehe?“
    „Ja.“
    „Ich glaub es nicht“, sagt sie und geht in den Flur, dabei betont sie jeden ihrer Schritte mit einem Stampfen. Marcus bleibt an seinem Platz, erstarrt und daran zweifelnd, was gerade geschieht. Er hört, wie sie sich ihre Schuhe anzieht, hört das Rascheln ihrer Jacke, dann Stille. Ewig, wie es scheint, geschieht nichts. Marcus starrt auf seinen Plattenspieler, denkt an Musik, die er gleich spielen wird, wenn Anna weg ist. Dann hört er ihre Bewegungen. 
    „Fick dich, Blank“, ist das Letzte, was Marcus deutlich von ihr vernimmt, bevor sie die Wohnungstür ins Schloss knallt. Ihre Absätze klacken durch das Treppenhaus, leiser und leiser, bis kein Geräusch mehr von ihr bleibt. Der halb gerauchte Joint brennt noch im Aschenbecher.
    Marcus trägt ihn ins Badezimmer und wirft ihn ins Toilettenbecken. Ein kurzes Zischen und Marcus spült

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