Blanks Zufall: Roman
liebe Leute. Ich kann es nicht, tut mir leid. Das wollte ich euch zeigen.“
Ungläubige Gesichter, einige fragen sich wohl, was das sollte, Marcus wird bald Antworten geben. Zuerst aber löst er die Situation auf, nimmt einen neuen Zettel und reicht ihn einem anderen Freiwilligen, der darauf eine Frage schreiben soll, egal welche. Auf einen anderen Zettel schreibt Marcus die Antwort und reicht sie wieder an Frank weiter. Als dieser sie vorliest, und der Freiwillige danach seine Frage, ist die vermeidliche Pleite von eben vergessen.
„Gedanken lesen, ja, das kann ich, liebe Leute. Und jetzt wird es Zeit für ein größeres Experiment. Ich möchte nun... Jenny bitten mir zu helfen.“
Jenny steht vom Tresen auf, als hätte sie nur darauf gewartet, dass Marcus sie bittet. Vielleicht wollte sie das die ganze Zeit, hoffte, ein Teil seiner Show zu sein, nicht nur degradiert zum Bedienen.
„Was soll ich tun?“
„Ich möchte, dass du dir unter all den Anwesenden hier eine Person aussuchst und dir von ihr einen Gegenstand geben lässt. Ich gehe vor die Tür, während ihr alle zusammen entscheidet, bei welcher Person, in welcher Tasche ihrer Kleidung ihr diesen Gegenstand versteckt. Und beeil dich ein bisschen, es ist schon nach halb zwölf.“
Alles läuft, wie Marcus will, wie der ganze Abend bisher. Als er vor der Tür steht und die zunehmende Menschenmenge auf dem Hamburger Berg betrachtet, wie sie in ihren Bars des Abends verschwinden, erinnert er sich an den Vollmond, so vollendet, wie er sich gerade fühlt, dass er an der Ecke zum 'Blauen Peter' steht, um ihn sehen zu können, als Jenny vor ihre Bar tritt, um ihm Bescheid zu geben.
„Wir sind fertig“, ruft sie und Marcus kehrt zurück. „Was ist denn da vorhin schief gelaufen, Blank?“
„Da ist nichts schief gelaufen, Jenny. Wart einfach ab.“
Marcus lächelt, als er sie in den Arm nimmt ('wie eine Schwester') und mit ihr im Inneren des 'Raschinskis' verschwindet. Ein letztes Mal, denkt er, die Maske des Entertainers, danach an der Bar oder auf dem Sofa in der Ecke, ein paar lockere Gespräche über seine Show, dann die Ruhe vor dem Geburtstag, Mitternacht, ein paar Glückwünsche und vorbei, allein nach Hause, endlich schlafen.
„So, meine lieben Leute, es wird Zeit für das Grande Finale. Habt ihr das Handy auch gut versteckt?“
Ein Raunen geht durch das Publikum, sie scheinen nicht auseinander gegangen zu sein, während er vor der Tür war. Dass Jenny ein Mobiltelefon nahm, konnte Marcus gar nicht mehr gesehen haben.
„Gut. Jenny, ich möchte jetzt, dass du dir fünf Leute aus dem Publikum zu mir auf die Bühne holst, einer davon hat das erwählte Handy in seiner Tasche.“
Jenny legt jeder Person, die sie erwählt, eine Hand auf die Schulter und nickt ihr zu. Karsten ist auch unter ihnen, aber sie hätte ihm nie das Mobiltelefon zu gesteckt (und bei einer Entscheidung von mehreren darauf geachtet, dass dies nicht geschieht). Karsten und sie sind durch, wie sie immer wieder betont, und dass sie ihn nun auf die Bühne holt scheint fast als bösartige Geste, als wollte sie sich über ihn lustig machen („Wenn du mich so in meiner Bar triffst, will ich nichts mit dir zu tun haben, aber für Blanks Show bist du gut genug!“).
Als alle fünf auf der Bühne sind, die freie Fläche, die das Publikum umrandet, ist nun gefüllt, stellt Marcus jedem zwei Fragen, die sie ehrlich beantworten müssen. Seine dritte Frage ist dann, ob sie das Mobiltelefon in ihrer Tasche haben, und jeder soll mit „Ja“ antworten. Es ist ein Fremder, für den sich Marcus entscheidet und er fragt ihn, wie er heißt.
„Hugo“, antwortet er.
„Schön Hugo, jemanden mit solch einem besonderen Namen kennen zu lernen. Ist selten, oder?“
„Naja“, sagt Hugo und zuckt mit den Schultern, aber er lächelt, also macht Marcus weiter.
„So, Hugo, ich bin überzeugt, dass du das besagte Mobiltelefon in deiner Tasche hast. Und ich frage dich jetzt nach den einzelnen Taschen deiner Kleidung, du musst immer mit „Ja“ antworten, ob es da drin ist, okay?“
Hugo trägt eine dünne Fließjacke und eine Jeans und Marcus ist von vorn herein überzeugt, dass das Mobiltelefon in der rechten Innenseite der Jacke ist. Als er dies dem Publikum mitteilt, erntet er staunende Gesichter.
„Habe ich recht?“
„Ja“, sagt Jenny, „ich habe es da hinein getan.“
„Nein, hast du nicht“, antwortet Marcus, „Hugo, würdest du bitte mal in deine Innentasche greifen. Ich
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