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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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seine weißen Kühe mit Sprüchen wie Vereinslogos besprühen – wozu ihn sein Sohn Bastl überredet hatte, der als eifrigster Schmierfink in die Geschichte der St.-Petri-Volksschultoilette eingegangen war, noch bevor er die Volksschule beendet hatte –, und Schuarl hatte sich von Johannes die Genehmigung für einen speziellen Notfall-Müllentsorgungsplan geholt, der so kompliziert und verschroben war, dass Johannes ihn zwar nicht verstanden, aber bestätigt hatte, weil Schuarl ihn sonst nicht in Ruhe gelassen hätte. Johannes war nach dem Vorfall mit der Maus nicht gut auf Schuarl zu sprechen, wenngleich er wusste, dass den Gemeindearbeiter keine Schuld traf. Er war nur seinen natürlichen Impulsen gefolgt. Simona und er hatten seither nicht mehr miteinander gesprochen. Johannes hatte sich nicht getraut, sich bei ihr zu melden, und auch Simona hatte keinen Ton von sich hören lassen. Obwohl Johannes anfangs gegen das Spiel gewesen war und in seinem Herzen am liebsten noch immer alles abgesagt hätte, war er froh, von frühmorgens bis spätabends eingespannt zu sein, denn so war er wenigstens die meiste Zeit abgelenkt und musste nicht ständig an Simona denken. Johannes hätte es zwar nie zugegeben, doch er fühlte sich plötzlich wohl im Dorf. Es war ein seltsames Gefühl, geschätzt, gebraucht und um Rat gefragt zu werden – selbst wenn ihn die Dorfmädchen fragten, ob die Männer in St.   Pauli genauso flirteten wie die Männer in St.   Peter.
    Liebe zivilisierte Freunde! Ja, es ist mir anzukreiden, daß ich in der letzten Zeit kaum Fortschritte mache, was die Erforschung der Bergbarbaren angeht, und glaubet mir, das Schuldgefühl raubt mir den Schlaf!, schrieb Johannes in einem der nun seltener werdenden Einträge im Moleskine, obwohl das erlogen war, denn von der Organisation streng eingespannt, schlief er jede Nacht, kaum dass er ins Bett sank, wie ein Stein. Meine zivilisierten Freunde, Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie arbeitsintensiv es ist, solch ein Ereignis in nur einem Monat auf die Beine zu stellen. Fußball ist ein komplexes Phänomen, man braucht abseits des Platzes die zehnfache Anzahl an Helfern wie Spieler auf dem Platz. Doch Gott sei Dank erweisen sich die Bergbarbaren als kooperativ, und ich hoffe, bald wieder Fortschritte in meinen Studien zu machen. Wobei ich Euch versichern kann, ich halte meine Augen ständig offen, nur scheint der Kriegszug stillzustehen, da die vier alten Männer der Gerousia anstatt gegen die Zivilisierten nun gegen ihr eigenes Volk Krieg führen. Jener Ältestenrat war nämlich eine Nacht lang im Wald gefangen, nachdem ihnen das Benzin ausgegangen war, und erst nach 13   h wurden sie gerettet, was zur Folge hatte, daß sie sich in ihre Jagdhütte zurückzogen und dort schmollten. Ich befürchte, sie werden sich üble Bestrafungen überlegen, weil sie nicht eher gesucht wurden, doch zurzeit scheint ein seltsamer Friede über dem Dorf zu liegen und eine Harmonie, wie ich es noch nie erlebt habe.
    Zwei Wochen vor dem großen Tag stellte Johannes zufrieden fest, dass endlich der Behindertenparkplatz vor der Einfahrt zum Sportplatz markiert worden war, für den er sich starkgemacht hatte. Es war schwer gewesen, die St.   Petrianer von dessen Notwendigkeit zu überzeugen, da es im Dorf keine Rollstuhlfahrer gab. Er hatte den Verantwortlichen eine lange Rede über Gleichberechtigung und Diskriminierung gehalten und sie zwar nicht überzeugt, aber immerhin so gelangweilt, dass sie den Behindertenparkplatz genehmigt hatten, um Johannes’ Ausführungen zu entgehen.
    Auf der Nordseite hämmerten einige Zimmerleute und Tischler an den Tribünen herum – noch sah das Grundgerüst wie ein Teil eines Dinosaurierskeletts aus, doch Johannes staunte, um wie viel weiter es im Vergleich zum Vortag gediehen war. Das Sägen und Nageln war so laut, dass man die Stimme des Trainers nicht verstand. Die Gesichter der Spieler leuchteten rot, und Johannes meinte, an manchen Fußballerbäuchen erste Erfolge des Intensivtrainings zu erkennen. Als der Trainer Johannes’ Anwesenheit auf dem Balkon des Fußballhauses bemerkte, pfiff er ab und schickte die Burschen zum Auslaufen und Duschen, um sich mit ihm zu besprechen. Johannes war es unangenehm, dass seinetwegen ein Fußballtraining beendet wurde. Es war nicht das erste Mal, dass die Leute für ihn ihr Werk niederlegten, um ihn etwas zu fragen oder ihm zu zeigen, welche Fortschritte man machte.
    Nachdem er mit dem Trainer das Gehalt

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