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Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Titel: Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gsella
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das Weiße. Schwarz schwamm die Pupille in satanischem Blut.
    Teufelskrieger!
    Beide standen übrigens direkt neben ihm. »Eine Cullywulst«, zischte der eine, »fül mich einen Dönel mit Joghult« der andere. Schlitzis eben. Lin Peh fixierte sie. Sie schauten desinteressiert an ihm vorbei.
    Zu desinteressiert.
    Dann ging alles sehr schnell. Lin Peh hörte sie »Hände hoch« brüllen, dann entriss man ihm seine gefürchtete Dämonenpeitsche, boxte ihm in den hungrigen Bauch, entwand ihm die leckere Cullywulst, legte ihm metallene Handschellen an, setzte ihm eine peinliche Party-Röntgenbrille auf, beschimpfte ihn als totales Arschloch, dann landete ein gestohlener Hubschrauber.
    Lin Peh wurde hineingestoßen.
    Im Cockpit traf er einen alten Bekannten.
    Dem Currybudenheini gingen die Augen über. Zwar sah er mit seinem Trägershirt, blonder Gelfrisur und Bodybuilderarmen aus wie ein muskulöser Blödmann, aber nachdem ich übers BKA vom mysteriösen Verschwinden meines Freundes und Kollegen Lin Peh erfahren hatte, war ich nach Oberhausen gereist und hielt dem Mann, der das alles haarklein mitbekommen haben musste, meine berühmte Agentenmarke hin.
    Er wurde klein wie eine Wüstenspringmaus.
    »Oh shit. John Gsella, the famous Geisterjäger!«
    »Neun Punkte. Also raus mit der Sprache: Wo könnte dieser Hubschrabschrab wohl hingeflogen sein?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich flehe Sie an, ich habe drei Kinder, der Große geht schon zur Fernuni …«
    »Weil Sie der einzige Zeuge sind.«
    »Stimmt.« Er dachte nach. »He, nach Masuren vielleicht! Dort soll die untote Marion Gräfin Dönhoff ja praktisch reihenweise Bastarde fressen. Zusammen mit anderen von ihr bezahlten Zombies. Die fressen da uneheliche Ostpreußen. Und nun also diese Entführung … Wenn Sie mich fragen: Sieht ganz so aus, als steckten die chinesischen Triaden dahinter. Sie wollen den Geist der Gräfin, den Geist des politischen Liberalismus …«
    Ich hatte genug verhört. Der Abendhimmel war dunkelrot geworden, seine blutigen Strahlen hatten sich auf die Oberhausener City geschmiegt und gaben ihr ein kannibalisches Aussehen. Ein eiskalter Wind sauste um die Ecke und ließ das Fett in der Friteuse gefrieren.
    Ich spürte den Hauch des Todes.
    Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Im Hubschrauber hatte Narben-Deng, der gefürchtetste Triadenchef Europas, ihm zwar die Handschellen gelöst und das Dämonenkruzifix zurückgegeben, ihn nach rund dreistündigem Flug allerdings aus der offenen Tür geschmissen.
    »Töte ihre Geister, Lin Peh, oder wir töten dich!«
    So schwebte er nun zwischen Himmel und masurischer Seenplatte.
    5 – 4 – 3 – 2 – 1 – platsch. Kühle Wassermassen schlugen über Lin Peh zusammen. Er begann sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller kreiselte er dem finsteren, schlammigen Grund entgegen. Es gab kein Entkommen, so übermenschlich stark war der Strudel. Es war der ewige Kampf zwischen Naturgewalt und Badegast.
    Als er nach unten blickte, stockte ihm der eh unterbrochene Atem: Eine unvorstellbar mystische Metallplatte öffnete sich und saugte den schockierten Chinesen hinein – hinein in ein nasses, schwarzes, endloses Nichts.
    »Öchz.«
    Sekunden verrannen, sie ballten sich zu Minuten. Später spürte er unter seinem Rücken etwas Metallenes, Glattes, das ihn trug, ihn mal nach links und mal nach rechts bugsierte, doch immer abwärts. Er wusste nicht genau, was es war, dachte aber sofort an eine zweckentfremdete Spaßbadrutsche, die ihn nun bald in einer unterirdischen Gruselgrotte ausspucken würde – einer vermutlich vom Satan und seinen Helfershelfern am Anfang aller Zeiten errichteten Höhle, in deren Mitte ganz bestimmt das kefirzähe Blut des Antichrist aus einer Quelle sprudeln würde, blubbernd, heiß, mit dem Geruch von Aas – und wahrscheinlich würden an den blutroten, unbarmherzig steilen und gezackten Wänden zehn halbverweste menschliche Skelette hängen, Mumien voller erstarrtem Entsetzen, vom Teufel ausgesaugt, festgehalten vom grausamen Urstein, der diese ersten Opfer des Bösen wie mit Eisenkrallen umfangen hielt, ewiges Zeugnis der Kraft des Dämonischen.
    Und lecken Sie sich fett: Polternd landete Lin Peh just in beschriebenem Surrounding und atmete tief durch. Aah! Ohh! Mhmhm! Nach einer Viertelstunde endlich wieder Luft. Sofort fühlte er sich besser.
    Zeit fürs Picknick. Sein Todfeind Narben-Deng hatte ihm allerlei mit auf den »Weg« gegeben, Sprudelwasser,

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