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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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gut, freut mich, dass alles in Ordnung ist. Aber du gehst auch gleich ins Bett, ja? Wegen dem Verjüngen und so weiter.«
    Sie nickte, wünschte mir eine gute Nacht und wischte weiter.
    Ich trottete die Treppe hinauf. In meinem Zimmer angekommen, machte ich mir nicht die Mühe, das Licht anzuknipsen. Ich ließ die Klamotten auf den Boden fallen, wusch mir das Gesicht und putzte die Zähne. Dann warf ich einen Blick nach draußen auf mein Haus: Auch dort brannten alle Lichter.
    Ich schaute auf die Uhr: halb eins, und die Lopez waren noch auf? Ich überlegte, ob ich hinübergehen und mich vergewissern sollte, dass alles in Ordnung sei, aber dann dachte ich, das wäre zu neugierig. Außerdem tat mir alles weh, ich hatte Kopfschmerzen und sehnte mich nach Jay.
    Ich kroch ins Bett und lauschte dem Fluss, bis ich einschlief und mich in meine kalte, einsame Traumwelt vorwagte.
    Die nächsten beiden Tage auf der Arbeit vergingen wie im Fluge.
    Ich bekam nur rund fünf Stunden Schlaf, stand früh auf, um am Fluss entlangzulaufen, arbeitete fünfzehn Stunden durch, ignorierte Damon und fuhr wie benommen zurück nach Weltana, wo ich ins Bett fiel und zu den Geräuschen von Rosvitas Schrubberei einschlief.
    Ich hatte keine Ahnung, was mit ihr los war, und sie wollte es mir nicht erzählen.
    Die Arbeit war ein Albtraum. Wenn ich meinem Bruder nicht versprochen hätte, bis zum Ende des Wahlkampfes zu bleiben, hätte ich gekündigt. Auch Jay hatte ich das zugesagt. Obgleich er mich an den beiden Tagen in der Woche, an denen er kurz in der Zentrale war, kaum eines Blickes würdigte, und das, obwohl ich meine heißesten Schuhe trug.
    Im Übrigen hatte ich, abgesehen von meinem Nervenzusammenbruch einige Monate zuvor, noch nie in meinem Leben irgendwo aufgegeben.
    Dennoch wäre es einfacher gewesen, mir das Herz mit dem Messer aus der Brust zu schneiden, als Jay sehen zu müssen, aber nicht mehr mit ihm plaudern, mit ihm lachen zu können wie zuvor, nicht mehr mit ihm herumalbern und ihm keine Blicke mehr zuwerfen zu können, so wie wir es zuvor getan hatten.
    Nachts schlief ich nicht besonders gut, bekam dunkle Ringe unter den Augen und eine kränkliche Blässe. Dennoch gab ich mir große Mühe mit meiner Kleidung. Ich fand, ich müsste wenigstens so gut wie möglich aussehen, dann könnte ich Jay vielleicht noch dazu bringen, seine Meinung zu ändern. Außerdem war mein Schuhfimmel schlimmer als je zuvor. Wenn es mir schlechtging, schaute ich auf meine Schuhe. Sie bewahrten mich vor dem Selbstmord. Sehr oberflächlich, ich weiß, aber jeder tut, was er kann, um nicht vom nächsten Hochhaus zu springen.
    Wenn ich eine Besprechung mit Jay hatte, behandelte er mich respektvoll und setzte so gut wie jeden meiner Vorschläge in die Tat um, nahm meine Reden an und billigte meinen Umgang mit der Presse, aber bei alldem strahlte er keine Wärme oder Freundlichkeit aus.
    Als er das letzte Meeting verließ, ausgezehrt und angespannt, warf mir Charlie einen Blick zu und sagte: »Jay ist fertig. Kaputt.« Charlie hatte direkt Bescheid gewusst mit Jay und mir.
    Riley nickte. »Klar, kann man doch verstehen. Er ist der Gouverneur. Er muss sich mit den ganzen unfähigen Leuten in der Verwaltung herumschlagen, die ihn scheitern sehen wollen, damit ihr Favorit gewinnt. Mantel denkt sich jeden Tag neuen Dreck aus. Außerdem arbeitet Jay rund um die Uhr.«
    »Aber er wirkt abgespannt«, meinte Camellia. »Fertig. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Er macht überhaupt keine Witze mehr.«
    Alle nickten. Ich bemühte mich, besorgt und verwirrt dreinzuschauen. Besser so, als heulend mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen.
    Auf dem Heimweg ignorierte ich das Auto, das mir hinten auf der Pelle saß. Ganz vorsichtig überquerte ich die Brücke über den Willamette River, um mir all die Seeungeheuer vom Leib zu halten. Um Mitternacht erreichte ich Weltana.
    Bei Rosvita brannten alle Lichter. Ich schaute zu meinem Haus hinüber. Auch die Lopez hatten alle Lampen an.
    Was war hier eigentlich los?
     
    »Ich möchte etwas sagen«, verkündete Soman im Aggressionsbewältigungskurs. Wir hingen in unseren Sitzsäcken, nachdem wir uns in der Schrei-Ecke die Lunge aus dem Hals gekreischt hatten.
    »Ich möchte was sagen.« Soman stand auf. »Ich möchte mich bei allen entschuldigen, insbesondere bei Becky und Jeanne, und bei dir, Emmaline.«
    »Gut, Soman, weiter!« Emmaline guckte streng und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr blaues Auge war auf dem Weg der

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