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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Helgadottir
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auf den Beinen. Er hatte Vala auf dem Arm, aber keiner von beiden schien schon richtig wach zu sein.
    »Diese Idioten von Polizisten«, sagte Mama. »Die sollten sich besser mal um Dinge kümmern, die den Menschen hier von Nutzen sind, anstatt die wenigen Leute zu schikanieren, die unsere Natur schützen wollen.«
    Zwei Frauen, die eine fremde Sprache sprachen, schrien etwas und schlugen mit den Fäusten auf den Tisch. Ein grauhaariger Mann mit einem Ring im Ohr hing auf dem Tisch, als würde er schlafen.
    »Warum seid ihr alle eigentlich so in Rage, mein Mädchen?«, fragte Opa.
    »Die haben sechs von uns geschnappt und in den Knast gesteckt«, sagte Mama aufgebracht. »Diese Polizistentrottel. Solche Vollidioten.«
    Die Kinder waren so verdattert darüber, wie Mama sich aufführte, dass keiner von ihnen zu ihr lief und sie begrüßte, wie sie es normalerweise getan hätten.
    »Die sollte man einsperren«, regte Mama sich auf. »Diese Bullenidioten.«
    Tumi räusperte sich. »Das sind keine Idioten. Sie helfen anderen Leuten«, sagte er und sah Mama ernst an.
    »Ach«, sagte Mama wütend. »Clowns sind das.«
    »Sie haben uns geholfen, Vala zu suchen«, sagte Tumi.
    Mama verstummte augenblicklich. »Wa… was sagst du … wen zu suchen?«, stieß sie schließlich hervor.
    »Vala war verschwunden«, erklärte Vildis ruhig. »Alle haben nach ihr gesucht. Und dann ist sogar die Polizei hergekommen und auch der Rettungsdienst. Die waren toll.«
    »Vala war verschwunden?«, wiederholte Mama, leichenblass vor Schreck.
    »Ja, unter dem Bett«, sagte Vala und kicherte.
    »Setz dich erst mal, Lolla, Liebes, dann erzähle ich die ganze Geschichte«, sagte Opa. Jetzt tauchte auch Oma auf, im Morgenmantel, ungekämmt und noch überhaupt nicht zurechtgemacht. Und Mama bekam alles über das Drunter und Drüber auf dem Wallhof zu hören, von der verschwundenen Vala bis zur Rückkehr von Guffis Vater aus der Notaufnahme.
    Mama nahm Opa Vala ab und küsste und drückte sie und Vala schlang ihre Arme fest um Mamas Hals. »Ich war doch bloß mit meinem Teddy unter dem Bett, damit er grau und kraus wird. Ein bisschen alt«, murmelte Vala in Mamas Halsbeuge. »Wie der da.« Sie zeigte auf den schläfrigen Mann am Küchentisch.
    Mamas Wut war wie weggeblasen. Die ausländischen Gäste verstanden nicht, was geschah, und rissen bloß verständnislos die Augen auf, als die gesamte Familie vom Wallhof auf einmal in lautes Lachen ausbrach, allen voran Vala.
    »Ich hoffe, dass mir in Zukunft so eine Aufregung erspart bleibt, wenn man mir die Kinder anvertraut«, sagte Oma, blickte Mama aber zugleich ein wenig schuldbewusst an.
    »Ach Mutter, jetzt mach dir keine Vorwürfe, nur weil dieses Mäuschen hier unter Betten krabbelt«, sagte Mama.
    Nachdem Opa das gestrige Abenteuer auf dem Wallhof geschildert hatte, wurde nicht mehr über den Kampf gegen Umweltzerstörer gesprochen. Mama kochte Kaffee und suchte etwas Essbares für die Bergsteiger zusammen, während Opa den Gästen die Geschichte von Valas Verschwinden noch einmal auf Englisch erzählte. Und als sie alle dort saßen und aßen und tranken und alle Wogen geglättet waren, fiel Tumi auf, dass ein wichtiges Detail gar nicht zur Sprache gekommen war. Das musste schleunigst nachgeholt werden.
    »Weißt du, wer Vala eigentlich gefunden hat?«, fragte er Mama.
    »Ja, nein – weiß ich nicht. War das nicht die Polizei?«, fragte sie.
    »Nee, eigentlich war das Hermann«, sagte Tumi mit Nachdruck.
    »Welcher Hermann?«, fragte Mama.
    »Der Hermann von der Bank, der Filialleiter«, sagte Tumi.
    »Der Neue? Was hat der denn hier gemacht?« Mama begriff aber auch gar nichts.
    Und schon bekam sie eine neue Geschichte zu hören, diesmal von Vildis, die von Hermanns Einkauf berichtete und davon, wie der Filialleiter sie auf die Idee gebracht hatte, unter Tumis Bett nachzugucken.
    »Ich habe also jetzt eine richtige Verkaufsdame in der Werkstatt«, sagte Mama stolz. »Wie fleißig du bist, Vildis. Da muss ich mich bei dem Herrn wohl für die Hilfe bedanken. Ihr könntet ihm ja mal eine Kleinigkeit von mir vorbeibringen.«
    »Das reicht nicht«, sagte Tumi bestimmt.
    Vildis warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu, sagte aber nichts.
    Sie hatten sich noch nicht geeinigt, wie man Hermann am besten für seinen Beitrag bei der Suche nach Vala danken sollte, als ebendieser Hermann plötzlich mit seinen beiden Jungs in der Küche stand. Alle drei hatten ihre Jacken an und waren offenbar auf dem Weg zu

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