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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Helgadottir
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und küsste ihn auf die Wange.
    »Meine Kleine«, sagte er und drückte sie noch fester.
    »Küss auch meinen Teddy«, sagte Vala glückselig. »Der ist überhaupt nicht alt.«
    »In der Zeitung habe ich gesehen, dass Lolla in den Bergen ist«, sagte Papa zu Oma und Opa.
    »Ich begreife nicht, wie man auf so etwas Lust haben kann«, meinte Sigga. »Sich mit diesen Polizeiaffen anzulegen und so.«
    »Polizisten sind keine Affen«, widersprach Tumi. »Die haben uns vorhin geholfen und dann sogar noch Guffis Vater für dich in die Notaufnahme gebracht.«
    »Für mich?«, schrie Sigga. »Ich habe diesem Mann ja wohl nicht in den Hintern gebissen.«
    »Stimmt, dein Hund hat das getan«, sagte Vildis.
    Papa erschrak. »Wird man jetzt wegen des Allerwertesten eines Unbekannten auch noch in einen Schadensersatzfall reingezogen?«
    Jetzt hatte Opa genug. »Lassen wir es gut sein, Björn. Sei mir nicht böse, aber hier muss langsam mal wieder Ruhe einkehren. Ihr seht euch sicher bald wieder.«
    Tumi fühlte sich mit einem Mal auf eine Art und Weise unbehaglich, die ihm vollkommen neu war. Als wäre es ihm eigentlich schnuppe, ob er Papa und Sigga bald wiedersehen würde oder nicht. Früher wollte er Papa immer sehen, und noch lieber hätte er es gehabt, wenn Papa zu ihnen gezogen wäre und wieder auf dem Wallhof wohnen würde. Doch jetzt war er nicht sicher, ob das so gut wäre. Tumi konnte sich kaum daran erinnern, wie es war, als Papa noch bei ihnen wohnte.
    Trotzdem musste es für Papa schlimm sein, sie nur hin und wieder zu sehen. Es kam vor, dass Tumi sogar Mitleid mit Papa hatte, wenn der sie wieder zum Wallhof brachte. Vor allem, wenn sie vorher bei ihm übernachtet hatten. Darüber hatte er auch schon mit Vildis gesprochen. Aber Vildis hatte nicht das geringste Mitleid mit Papa. Sie findet ihn nicht so besonders. Irgendwie.
    Mama sagt immer, dass er ein toller Mensch sei – auch wenn die Geschwister mal nicht so gut auf ihn zu sprechen sind. Genau wie Oma und Opa. Manchmal glaubt Tumi, dass sie das bloß tun, damit sie ihren Vater richtig lieb haben. Alle Menschen sollen nämlich ihre Eltern richtig lieb haben. Das sagt immer der Pfarrer in der Sonntagsschule. Aber was weiß der schon? Vielleicht hat der ja gar keinen Vater.
    Tja, und Papa – natürlich wird der nicht wieder zurück auf den Wallhof ziehen. Was sollte er auch mit Sigga machen? Und mit Glamur? Und eigentlich war ja alles ganz in Ordnung so.
    Es hatte zu regnen begonnen, und aus der leichten Brise wurden scharfe Böen, die die höchsten Bäume im Garten durchschüttelten, die Ebereschen und die Espen. Opa schloss alle Fenster und die Tür zur Veranda, und Oma beschloss, Milchreis zu kochen. Mit ganz viel Zimt. Milchreis kochen konnte Oma besser als alle anderen Omas auf der Welt.
    Und Opa fuhr mit den Kindern zur Videothek, wo sie sich einen Film aussuchen durften. Dann machten sie es sich alle zusammen auf Mamas altem Sofa gemütlich. Vala wurde genau in die Mitte zwischen Oma und Opa gesetzt, damit sie nicht wieder auf Wanderschaft gehen konnte.
    Just vorm Abendessen kam Guffi vorbei. »Papa musste mit sieben Stichen genäht werden«, sagte er. »Und außerdem hat er einen Gips um den Fuß bekommen. Er kann weder sitzen noch stehen. Deswegen hat er Mama angerufen. Er wollte, dass sie ihr Treffen absagt und nach Hause kommt. Und wisst ihr, was sie gesagt hat?« Er sah die anderen mit großen Augen an und verkündete: »Sie hat gesagt: ›Was kann ich denn schon tun? Soll ich dich vielleicht tragen?‹ Meine Mama ist schon witzig. Findet ihr nicht auch?«
    Und ob. Das fanden Oma und Opa in der Tat. Und nachdem sie fertig gelacht hatte, lud Oma Guffi zum Essen ein.

[zurück]

    Mama kommt nicht ins Gefängnis, sondern wutschnaubend zurück nach Hause
    Es kam nicht oft vor, dass die Wallhofkinder am frühen Sonntagmorgen von Gepolter und Lärm im Haus geweckt wurden. Vildis schlich sich in Tumis Zimmer, der verwirrt in seinem Bett saß.
    Sie sahen sich an und horchten auf die lauten Stimmen, die aus der Küche zu ihnen nach oben drangen und nach Streit klangen. »Ich höre Mama«, sagte Vildis plötzlich.
    Und in der Tat war es Mama, die sich über irgendetwas aufregte. Mama, die sich eigentlich nie über etwas aufregte. Und irgendwelche Leute brabbelten durcheinander. Tumi und Vildis atmeten auf. Wenn Mama dabei war, konnte es nicht gefährlich sein. Sie beschlossen nachzusehen, was da eigentlich los war.
    Als sie in die Küche kamen, war auch Opa schon

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