Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
er eher für die Pension zuständig war. Stolz zeigte er mir nach dem Begrüßungsdrink das Haus. Helle, moderne Zimmer. Nach hinten raus sogar ein Pool mit Sauna und Whirlpool. Ideal für coole Parties, durchzuckte es mich. Wobei hier sicher nur das geeignete Publikum noch fehlte.
Die Gästezimmer, alle mit Bad und WC, lagen im ersten Stock. Ich bekam die Nummer Acht, mit Blick auf die Dünen und den Deich.
„Hier hast du es besonders ruhig“, grinste Carsten mich wieder mit seinem gewinnenden Lächeln an. Fast wie ein großer Bruder.
Als ich ihn nach seinem Alter fragte, erfuhr ich, dass ich recht gehabt hatte. 45. Und als Ausgleich gab ich meine 29 preis.
„Und jetzt zeig ich dir noch die Ställe“, schubste Carsten mich anschließend fast aus dem Zimmer. Zwar interessierten die mich nicht im Geringsten, doch ich war neugierig auf Ludger, seinen Freund, geworden.
Dieser hatte kurze, glatte Haare und empfing uns, nur in einer kurzen Jeans, beim ausmisten der Pferdeställe. Ein echter Hingucker und genau so charmant wie sein Freund.
„Leb dich erst mal ein. Und das Reiten bringen wir dir dann auch noch bei“, klopfte er mir nach der Begrüßung auf die Schultern.
Ich wollte grade diesen eindeutig zweideutigen Satz kommentieren, als ein schwarzer Hengst mit 180 Sachen auf den Innenhof geritten kam. Geschickt bremste sein Reiter vor uns ab, sprang aus dem Sattel und eh ich mich versah, hatte ich den dritten lächelnden Typ an diesem Tag vor mir.
„Hey, du bist der Neue. Nico“, stellte er sich selber vor.
Ich sah in blaue Augen und auf einen blonden Wuschelkopf.
„Hallo. Tom. Grad angekommen.“
„Dacht ich mir.“
Fast abschätzend sah er mich an.
„Kannst du reiten?“, kam dann auch schon seine unvermeidliche Frage.
„Nicht wirklich“, lächelte ich zurück. Wobei ich da auch schon mit den Augen zu flirten begann. In einer Disco wären wir sicher sofort auf Tuchfühlung gegangen. So aber schob Carsten mich nach der Begrüßung zu meinem Auto.
„Ich helfe dir schnell beim Tragen. Nico kommt aus Hamburg und ist schon drei Jahre lang Reitlehrer. Im Sommer viel bei uns”, erläuterte mir Carsten dabei.
„Und ein echter Filou“, erläuterte er, als wir meine Koffer hoch trugen.
„Bei dem Aussehen“, lachte ich. „Aber keine Bange, ich komme aus Düsseldorf. Da haben wir mehr solche Typen.“
„Dann ist ja gut. Ich wollte dich nur gewarnt haben.“
Freundschaftlich schlug Carsten mir auf die Schultern.
Schon beim Abendessen sah ich Nico wieder. Ganz unkonventionell saßen wir zu neunt an einem langen Tisch. Außer Nico und mir noch drei weitere schwule Pärchen, alle sicher weit über 40, aber auch ein Typ Anfang 20, der Nico anhimmelte. Benny war ein fanatischer Pferdeliebhaber und er bekam täglich Reitunterricht bei Nico.
So wie der Kleine den Reitlehrer für sich einzunehmen versuchte, hatten sie es sicher schon häufiger miteinander getrieben.
Wobei ich Benny durchaus verstehen konnte.
Nico, nun in knallengen, ausgefransten Jeans, das Hemd weit auf, war ganz sicher mehr als nur eine Sünde wert.
An dem Abend widmete er sich zu Bennys Leidwesen ganz mir. Frischfleisch, musste ich innerlich lächeln.
Wobei es natürlich Spaß machte, mit dem Adonis zu quatschen.
„Acht Wochen willst du bleiben? Das ist echt lange”, drehte Nico Spagetti auf seinem Löffel.
„Erholung pur“, lachte ich.
„In den Wochen mach ich glatt noch einen ausgezeichneten Reiter aus dir. Du wirst sehen, du wirst gar nicht mehr aus dem Sattel wollen.“
Verführerisch schaute Nico mich an. Was auch immer er damit meinte, jedenfalls konnte ich mir da schon Entspannung mit Nico nur zu gut vorstellen.
Carsten verdrehte die Augen, als er Fleischklösschen nachbrachte und uns schäkern sah. Benny aber sah seine Felle schwimmen.
Dabei sah der Kleine selber nicht schlecht aus. Sportlich, braungebrannt, schwarze Wuschelhaare und sicher grad unsterblich in Nico verknallt.
Ich erinnerte mich an meinen ersten Schwarm. Ich war auch grad 19, Peter 26 und ich tat alles, nur um in seiner Nähe zu sein.
Benny hatte es da besser. Nicht nur, dass er Nico jeden Tag hier auf dem Hof für sich hatte, nein, der Reitlehrer hatte ihm sicher schon viel mehr als nur das Reiten auf den Pferden beigebracht. Oder zumindest verfeinert.
„Was hast du denn in den nächsten Wochen hier vor?“, riss Benny mich da aus meinen Gedanken.
„Relaxen, faulenzen“, schaute ich in seine Augen, die fast so schwarz wie seine
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