Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
einen verzweifelten Blick zu ihm rüber.
„Kommen Sie. Mein Sohn ist noch mit dem Aufräumen beschäftigt. Aber Sie sehen sich doch sicher morgen wieder. Gregor, sag unserem Gast Gute Nacht.“
Ich schluckte nach Luft.
Es war echt affig, was da grad abging.
Noch affiger, dass Gregor mir die Hand drückte und ein paar belanglose Worte sagte.
Fast abwehrend dabei seine Haltung.
So als hätte er Angst, ich könnte ihm einen Kuss geben.
Verdammt, ich war fast versucht es zu tun, unterließ es aber.
Gregors Chance.
Eine Chance, die er vertat.
Sekunden später geleitete seine Mutter mich zum Rad.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich artig für die Gastfreundschaft zu bedanken, um dann mein Rad zu ergreifen.
Dann sah ich ihren Blick.
Unwirklich.
Unheimlich im Halbdunkeln.
Und doch fesselnd.
Ich stand beinahe stramm.
„Ich glaube, Sie erwarten noch ein paar Worte von mir? Die bekommen Sie. Und ich gehe davon aus, dass Sie mir abnehmen, was ich Ihnen sage.“
Ihr Blick blieb.
Die Maske war gefallen.
Das Theater spielen vorbei.
Doch ich hielt ihm stand.
„Ja. Sie sind eine Frau, der ich abnehme, was Sie sagen.“
Ich war total verwirrt.
Was kam denn nun?
„Gut. Ich weiß, was da grad zwischen Ihnen und meinem Sohn läuft. Ich denke, dass ich Sie damit auch nicht überrasche. Das gab es schon mehrfach in der Vergangenheit. Gregor scheint nun einmal eine Schwäche für Männer zu haben. Sie können sich vorstellen, dass ich nicht begeistert bin. Bei ihren Vorgängern nicht und auch bei Ihnen nicht.“
„Gregor und ich, wir lieben uns“, konnte ich nur stottern.
„Liebe? Das ist Blödsinn. Verbringen Sie die Zeit, die Sie noch hier sind mit ihm. Danach ist Ende. Game over. Und ich darf Sie bitten, niemals davon ein Wort in der Öffentlichkeit. Sonst lernen wir uns besser kennen, als Ihnen recht ist.“
Ich war auf 180.
„Kommen Sie mit zu Gregor. Ich möchte, dass Sie vor ihm Ihre Worte wiederholen. Kommen Sie, Baronin von Spreutenburg. Seien Sie fair.“
„Ich bin fair. Gerne.“
Sie drehte sich.
„Ich bat meinen Sohn, selber mit Ihnen zu reden. Doch er hatte wohl nicht den Mut dazu. Daher wende ich mich an Sie. Glauben Sie mir ruhig.“
Ich glaubte ihr.
Dann meinte ich, der Boden unter mir müsste sich auftun und mich verschlingen.
Schlimmer noch, ich fühlte, Baronin von Spreutenburg sagte die Wahrheit.
Als ich zum Herrensitz schaute, glaubte ich, Gregor dort zu sehen.
Schaute er zu uns rüber? Und nun?
Die Baronin schien alles gesagt zu haben.
„Fahren Sie heim und schlafen Sie sich aus. Die Erinnerung wird Ihnen keiner nehmen. Aber begreifen Sie die Wirklichkeit und seien Sie vernünftig.“
Es fehlte nur noch, dass sie mir Geld anbieten würde.
Unwürdig dieses Ende des Abends.
Sollte ich zu Gregor rennen?
Es wäre noch peinlicher geworden.
Mit dem letzten Rest meiner Würde schwang ich mich aufs Rad.
„Gute Nacht, Baronin”, fand ich meine Fassung wieder.
Fast schon blaublütig, dachte ich, als ich in die Nacht fuhr.
„Gute Nacht“, hörte ich sie rufen, eh der Wald mich verschlang.
Nur noch heim ins Bett wollte ich, nur noch zur Pension.
Die letzte Szene, ja den ganzen Abend vergessen.
Weitere Verwirrungen
Vollkommen durcheinander vom Gespräch mit der Baronin, konnte ich lange nicht einschlafen. Wie sollte es nur weiter gehen?
Ich war in Gregor verliebt.
Er wohl auch in mich.
Warum nur konnte er nicht Krankenpfleger oder Stallhelfer sein? Warum nur musste er blaublütig, Baron und mit dieser Mutter gesegnet sein?
Ich fühlte, letzen Endes würde es Gregors Entscheidung sein. Sie oder ich. Der frontale Zusammenstoß mit seiner Mutter schien unausweichlich. Denn so, wie ich Baronin von Spreutenburg nun kannte, würde sie auch in 100 Jahren sicher nicht einen Zentimeter von ihrer Meinung abweichen.
Aber was war mit Gregor? Konnte er sich aus diesem goldenen Käfig befreien? Oder noch wichtiger, wollte er das überhaupt?
Die Fragen quälten mich fast zwei Stunden lang, eh ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Nach unruhiger Nacht war ich froh, dass am nächsten Morgen die Sonne schien.
Meine Laune verbesserte sich sofort. Noch mehr, als ich aufs Smartphone schaute. Stefan würde abends ankommen. Endlich.
Ich spürte, meinen besten Kumpel konnte ich grad besonders gut brauchen. Wir waren zwar meist nicht der gleichen Meinung, verstanden uns aber dennoch super gut. Außerdem war seine Meinung meistens nicht nur cool, sondern richtig. Auch wenn mir
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