Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
immerhin hatte sich wieder gefangen. Diplomatischer Takt oder freute er sich wirklich? Klar doch. Ich ja auch. Nur der Abend war verkorkst gewesen.
Ich winkte ihm noch lange hinterher, als sein Wagen Richtung Herrenhaus fuhr.
Statt ins Haus, lief ich dann aber Richtung Stall.
Nachdenken war angesagt.
Dazu wollte ich allein sein und im Haus war noch Licht. Auf dämliche Fragen von Nico aber hatte ich nun echt Null Lust.
Zwischen den Boxen bei den Pferden dagegen hatte ich die Ruhe, die ich nun brauchte.
Leicht erschöpft hockte ich mich auf einen Strohballen.
Stefans Worte, Gregors Verhalten und die Nacht mit Mirco wirbelten durch meinen Kopf. Nicht zuletzt auch Alexander, dieser komische Graf, und Beatrice von Spreutenburg, Gregors nicht grad charmante Mutter. Dabei musste ich beinahe lächeln. Nicht grad charmant war wohl noch untertrieben. Mit ihr unter einem Dach, davon konnte ich wohl wirklich nur träumen. Oder? Aber allein in einer Wohnung in Hamburg und dann ständig auf Gregor warten? Stellte ich mir so die Zukunft mit ihm vor?
Was hatte Stefan gesagt? Ich wäre verliebt, aber solle prüfen, ob ich mit ihm leben könnte.
Viele wenn’s. Fast zu viele.
In den letzten Wochen hatte ich Gregor doch sehr gut kennen gelernt. Nicht den Baron, nein, den Mensch. Wobei beide wohl untrennbar miteinander verbunden waren?
Natascha, mir gegenüber in ihrer Box, dämmerte bereits im Halbschlaf. Du hast es gut, dachte ich. Keine Probleme mit Männern und dir ist vollkommen egal, ob grad ein Blaublüter auf dir hockt oder so ein ganz gewöhnlich Sterblicher wie ich.
Meine Gedanken wirbelten immer noch durcheinander.
Gregors Welt, meine Welt, Mircos Welt. Was wollte, ich wirklich? Wann hatte ich mich wirklich wohl gefühlt?
Natascha stand da mit geschlossenen Augen. Ich wollte mir würde es ähnlich gehen. Einfach die Augen schließen und alle Blaublüter der Welt vergessen. Außer Gregor natürlich.
In dem Moment musste auch ich gähnen. Schlafen war angesagt.
Leise schlich ich zum Haus rüber. Die Lichter waren inzwischen erloschen. Die Pension lag im Dunkel. Ob Stefan wohl bei Nico im Bett lag? Ich hatte immer noch nicht rausbekommen, ob die beiden inzwischen Sex gemacht hatten. Eigentlich egal. Aber es interessierte mich schon. Nico zumindest hatte alles versucht. Und Stefan ließ so einen Typ sonst auch nie links liegen.
Fast froh, auf andere Gedanken gekommen zu sein, fiel ich ins Bett, um beinahe sofort einzuschlafen.
Dienstag hatte ich nicht wirklich Zeit zum nachdenken. Erst hatte ich meine x-te Reitstunde bei Nico, dann stand surfen mit Stefan auf dem Programm. Ganz bewusst wollte ich nicht an Gregor denken. Und daran, dass er jeden Augenblick auftauchen könnte.
Ich brauchte wohl echt noch Zeit zum nachdenken. Lag das an Stefan? Hatte er mich auf den Trichter gebracht? Oder an dem vergangenen Abend?
Abschalten. Ich zwang mich, auf dem Surfbrett nicht an ihn zu denken.
Als wir danach im Sand lagen, war ich fast froh, dass Gregor sich nur per SMS gemeldet hatte. Ganz plötzlich musste er nach Hamburg. Schon wieder? Sollte ich das glauben? Oder brauchte auch er eine Auszeit? Vielleicht steckte ja auch erneut die Baronin dahinter.
Als wir am späten Nachmittag zur Pension zurückkehrten, weilte Beatrice von Spreutenburg doch tatsächlich schon wieder in der Pension. Auch sie hatte eine Reitstunde bei Nico.
Okay, das machte Sinn. Wegen mir war sie sicher nicht gekommen. Und ihr Sohn auch nicht. Den hatte sie wohl nach Hamburg geschickt. Taktik.
Ich konnte wohl nur gute Miene zum bösen Spiel machen.
Am späten Nachmittag saß die Baronin dann am Rand des Parcours, um Mirco bei seinen Kunststücken zu beobachten.
Galant wie eh und je forderte sie uns sofort auf, ihr Gesellschaft zu leisten. Ich hatte zwar nicht die geringste Lust, als ich sie winken sah, doch Stefan lachte.
„Schau an, schau an. Deine Schwiegermama fängt an, dich zu mögen. Pass auf, als nächstes bietet sie dir das Du an. Oder habt ihr das schon hinter euch? Sicher mit Champagner und Bussi auf die Wange.“
„Blödsinn“, murmelte ich leicht genervt.
Doch Stefan ließ nicht locker.
„Wie redest du sie eigentlich an? Königliche Hoheit?“
„Frau Baronin. Wie sonst?“
„Aha. Dann mal rüber. Machen wir einen Hofknicks.“
Stefan hatte echt keine Hemmungen. Und das, obwohl er auch heut wieder viel zu enge Shorts trug. Nico würde sicher wieder Stielaugen bekommen. Wenn er den Inhalt nicht längst schon
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