Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
kannte.
Ich konnte meinem Kumpel nur zu der mir so verhassten Frau folgen.
„Guten Tag, Baronin. Dürfen wir?“
Stefan hatte das echt drauf. Oder meinte ich das nur? Der war im Stande, der Baronin auch splitternackt ohne Scheu entgegenzutreten. Immerhin, er trug ja noch Shorts.
Ich murmelte auch so was wie eine Begrüßung. Meine Mutter wäre entsetzt gewesen. Junge, begrüßt man so eine echte Baronin? Oder so ähnlich würde sie sicher schimpfen. Aber meine Mutter war weit weg und Beatrice von Spreutenburg saß nun da auf einer Holzbank. Mit der Würde einer echten Dame. Okay, das war sie ja wohl auch. Ob ich sie nun mochte oder nicht.
„Guten Tag, die Herren. Bitte. Mirco ist heute in Topform. Ich kann es überhaupt nicht erwarten, bis in zwei Wochen die Saison startet. Wir werden sicher viele Erfolge einheimsen.“
Die Baronin hatte so gute Laune, sie war überhaupt nicht zu bremsen.
Gehorsam ließen wir uns neben ihr nieder. Mirco schien tatsächlich in Hochform zu sein. Auf Feodora, einem der beiden Neuzugänge, meisterte er jede Hürde.
Begleitet vom Klatschen und zustimmenden Nicken der Baronin. So gelöst hatte ich sie noch nie erlebt. Ich dachte an Mircos Worte. Bei den Pferden konnte sie wohl wirklich abschalten und entspannen.
Auch ich schaute wieder zu Mirco auf Feodora rüber. Er war echt gut.
Wir wollten grad applaudieren, als ein Düsenjet mit irrer Lautstärke über uns weg flog.
Erschreckt schaute ich Richtung Himmel.
Mirco aber war auf Feodora so konzentriert, dass er davon nichts mitbekam. Seine Stute aber reagierte voller Panik auf den plötzlichen Lärm. Für Sekunden sah es auf, als wäre der Jockey auf einem Rodeo. Bis Mirco sich nicht mehr halten konnte und aus dem Sattel glitt.
Das Ganze geschah in nur wenigen Momenten.
„Nein“, schrien die Baronin und ich entsetzt auf.
Wir alle drei waren aufgesprungen.
Mirco lag da auch schon, scheinbar bewusstlos, auf dem Sandboden. Mein Herz krampfte sich zusammen. Das durfte nicht sein.
Meine Gedanken setzten aus. Ohne zu zögern, rannte ich über den Platz.
„Mirco, Mirco“, schrie ich dabei, um dann auch schon über ihm zu knien.
Ludger war sofort neben mir, als Mirco die Augen aufschlug.
Automatisch fasste ich nach seiner Hand.
„Tom, alles gut”, flüsterte er.
„Der Notarzt ist unterwegs“, hörte ich Nico aus der Ferne rufen.
„Bleib ganz ruhig liegen. Kannst du dich bewegen?“
Vorsichtig tastete Ludger den Jockey ab. Ich aber hielt nur dessen Hand.
Mein Herz pochte dabei irre laut.
„Ja. Ich glaub, ja. Ich war in Gedanken wohl bei dir“, flüsterte Mirco weiter.
Dabei sah er mir fest in die Augen.
Total aufgewühlt drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund.
„Ich bin ja da.“
Ich drückte immer noch seine Hände.
„Tut mir alles leid ...“
„Nicht reden. Schon deine Kräfte”, tastete Ludger ihn weiter ab.
In der Ferne fing Carsten Feodora ein, um sie zu beruhigen.
Die ganze Szene kam mir vor, als sähe ich durch einen Schleier. Mein Herz raste immer noch, als hätte ich drei Stunden gejoggt.
Plötzlich sah ich wieder deutlich.
Baronin von Spreutenburg, aber auch Stefan standen hinter mir.
Mein Herz schlug immer noch.
„Alles gut“ hörte ich Mircos Stimme undeutlich.
„Ich hatte so Angst um dich.“
Mehr konnte ich nicht sagen. Mirco schloss die Augen. Seine Hand hielt meine immer noch fest. Oder besser ich seine.
In der Ferne hörten wir den Notarztwagen.
Alles ging blitzschnell. Ein junger Doc hockte auf einmal neben mir und es war Stefan, der mich sanft aber bestimmt hochzog.
Glücklicherweise hatte Mirco scheinbar wirklich nichts mitbekommen. Der Doc untersuchte ihn lange, eh er Mirco zur Kontrolle mit ins Krankenhaus nahm.
Erst als der Notarztwagen dann den Hof verließ, schlug mein Herz langsam wieder normal.
„Ich war so besorgt“, murmelte neben mir Baronin von Spreutenburg.
„Ich auch“, stimmte ich ihr zu.
„So was kann passieren. Ist ja alles gut gegangen. Gut, dass Mirco seine Reitkappe trug und so erfahren ist.“
Nico war es, der uns beruhigte.
„Ich fahre sofort zum Krankenhaus. Kommen Sie mit?“
Die Baronin atmete tief durch.
Der Schreck saß wohl auch ihr noch in allen Gliedern.
Fast automatisch nickte ich.
Plötzlich war Beatrice von Spreutenburg nur noch eine besorgte Frau.
Aber eine mit Tatkraft.
Zwei Minuten später saßen wir in ihrem BMW.
Fast wortlos unsere Fahrt.
Fast nebenbei konnte ich aber den Fahrstil der Baronin bewundern. Rasant
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