Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
schnell, sicher und so, als ob sie jeden Meter voll unter Kontrolle hatte.
Im Krankenhaus wurde Mirco noch untersucht. In einer Fensternische konnten wir nichts anderes als warten.
Beide leicht ausgepowert, setzten wir uns auf zwei Sessel. Die vor uns liegenden Zeitschriften blieben unberührt.
Schweigend schauten wir nur im Wechsel über den langen Gang. Doch außer einigen Krankenschwestern war nichts zu sehen. Die Untersuchungen dauerten noch.
Schweigend kamen wir beide zur Ruhe.
Aus den Augenwinkeln aber konnte ich nur zu deutlich den Blick der Baronin zu mir rüber erkennen.
Nervös rutschte ich hin und her.
Bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich schaute ihr fest in die Augen. Sie war es, die sprach.
„Tom, Sie gefallen mir. Wirklich. Sie als Partner für meinen Sohn. Glauben Sie mir, wenn schon ein Mann, dann hätte ich mir Sie gewünscht.“
„Ach. Jetzt auf einmal?“
„Nicht jetzt auf einmal. Schon seit unserer zweiten Begegnung.“
Ich brauste auf.
Doch sie bremste mich.
„Schauen Sie, ich leite eine Firma und bin es Zeit meines Lebens gewohnt zu kämpfen. Sentimentalität konnte ich mir selten leisten. Gefühle noch seltener. Aber ich mag Menschen, denen ich vertrauen kann. Blind. Mirco gehört dazu. Sie haben einen ähnlichen Charakter.“
„Danke“, konnte ich bei dem unerwarteten Kompliment nur antworten.
Zeit um ebenfalls ehrlich zu sein. Mir und ihr gegenüber.
„Ich glaub, Mirco bedeutet mir heute mehr als ihr Sohn. Es tut mir leid.“
Fast entschuldigend meine Worte.
Die Tage und Stunden des Grübelns waren vorbei. Mircos Sturz hatte mir die Augen geöffnet.
Mein Herz gehörte ihm, nicht Gregor. Kitschig, aber es war so.
Die Baronin lächelte.
„Es war nicht zu übersehen.“
Beatrice von Spreutenburg hatte wohl ebenfalls die Szene auf dem Reitplatz noch vor Augen.
Ob sie vordem wohl schon mit Mirco über dessen Gefühle mir gegenüber gesprochen hatte?
Sollte ich sie fragen?
Ich brauchte es nicht.
„Mirco hat mir von seinen Gefühlen Ihnen gegenüber gesprochen. Ich wollte mich aber raushalten. Wissen Sie noch, als wir nachts bei uns auf dem Herrensitz sprachen?“
Nur zu gut konnte ich mich an die Szene erinnern.
„Ich wollte Sie testen. Ihre Willensstärke. Nun aber kommt es anders. Oder?“
„Ja. Nun kommt es anders. Ich werde mit Gregor reden. Morgen.“
„Danke. Das ist gut. Es passt zu Ihnen.“
Beatrice, Baronin von Spreutenburg, war mir nie zuvor so menschlich vorgekommen.
„Tom, ich liebe meinen Sohn über alles. Dass er Männer bevorzugt, hab ich akzeptiert. Aber ich bin nicht so naiv wie er, bei einer Liebelei sofort an das große Los zu glauben. Für seine Geschäftsideen gilt das gleiche.“
„Ach, die Pläne mit dem Grafen?“
„Ja. Auch die. Ganz dumm. Wäre ich nicht, ihm blieb nur der Name. Ich wünsche meinem Sohn so sehr einen starken Partner.“
„Weil er schwach ist? Aber Gregor ist Ihr Sohn. Baronin, machen Sie ihn stark.“
In dem Augenblick erschien der Doktor.
Beruhigend nickte er uns beide an.
„Zwei Tage behalten wir Ihren Jockey zur Beobachtung hier, dann haben Sie ihn wieder.“
Seine Auskunft wirkte auf uns beide erlösend.
„Danke, Doktor. Sicher nur kurz, aber wir können doch bestimmt zu ihm.“
Die Baronin war wieder fest Herr der Lage.
Ihre Frage glich dann auch eher einem Befehl. Wenn auch charmant rübergebracht.
„Natürlich. Ich bringe Sie hin. Wenn Sie mir bitte folgen.“
Der Doc hätte ihr beinahe noch die Hand geküsst.
Blaues Blut wirkte wohl nicht nur auf meine Mutter anziehend.
Putzmuter lag Mirco im Bett, als wir zu ihm ins Zimmer traten.
Fast automatisch überließ ich der Baronin den Vortritt. Immerhin verdankte ich ihr das Wiedersehen mit Mirco. Mich allein hätte der Doktor sicher nicht zu meinem Jockey gelassen. Geschweige denn, mir überhaupt Auskunft zu geben.
„Mirco, fühlst du dich gut?“
Mit beinahe mütterlicher Regung drückte meine wohl nun beinahe Ex Schwiegermutter in spe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Beatrice. Tom. Ja, alles okay.“
Sein Blick zu mir rüber verlieh Mircos Gesicht einen strahlenden Glanz. Das bildete ich mir ganz sicher nicht ein. Mein Herz schlug wieder schneller.
„So was kann halt passieren. Ich hab nicht gut genug aufgepasst”, wandte er sich dann wieder an seine mütterliche Freundin.
Denn genau das war sie wohl.
„Alles ist gut. Ich bin wirklich erleichtert. Nun lass ich euch aber alleine.“ Sie lächelte uns beide an. Anscheinend
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