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Blaufeuer

Titel: Blaufeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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wird sie von zwei uniformierten Beamten aufgelesen, von denen einer sofort in sein Funkgerät spricht: »Einsatzleitung von Team drei, kommen.«
    »Einsatzleitung hört«, schnarrt es zurück. Janne erkennt die Stimme von Frank Hagedorn.
    »Alles in Ordnung. Wir haben die Frau.«
     
    Glutrot versinkt die Sonne am Horizont. Janne schaut aus dem Fenster eines Wagens, den Hagedorn fährt. Auf der Rückbank sitzt ein Kollege von ihm, derselbe, der bei Hellas Verhaftung dabei war. Seinen Namen hat sie nicht verstanden. Er hat noch kein Wort gesagt. Laut Hagedorn hat er Meinhard angeschossen, nachdem dieser unmittelbar vor seiner Verhaftung mit einem Jagdgewehr gegen die Decke gefeuert hatte - ohne zuvor jemanden damit zu bedrohen. Der Kripobeamte hat die Nerven verloren. Als sie Meinhard in den Rettungswagen verfrachtet haben, war er bewusstlos, trotzdem ist ein bewaffneter Beamter mit eingestiegen. Die Verletzung soll nicht lebensbedrohlich sein.
    »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Arzt brauchen?«, fragt Hagedorn bestimmt zum zehnten Mal. Zunächst weigerte er sich sogar, ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen, bevor sie nicht untersucht wurde. Aber zu guter Letzt hat er nachgegeben.
    »Ich bin hart im Nehmen«, sagt Janne und denkt anHelgoland.
    Hagedorn niest. Auf der Windschutzscheibe bleiben kleine Tröpfchen zurück.
    In Cuxhaven bittet Janne den Kommissar, bei Burger King anzuhalten und ihr einen Kaffee zu besorgen. Sie hat Erde vom Olymp im Mund. Das sagt sie ihm natürlich nicht. Hagedorn fährt zum Drive-in-Schalter und bestellt zwei Becher Kaffee und für sich einen Hamburger. Sein Kollege will nichts, er steigt auf dem Parkplatz aus, um zu rauchen. Janne und Hagedorn bleiben sitzen.
    »Wer hat Sie eigentlich alarmiert?«, fragt sie. »Birger Harms. Im Auftrag Ihres Vaters, der sich die ganze Sache zusammengereimt hat - fragen Sie mich nicht, wie.«
    Der Kommissar kämpft mit dem Burger, Gurkenstückchen und Salatblätter fallen auf sein Jackett, in seinen Mundwinkeln klebt Senf. Janne beobachtet ihn und trinkt ihren Kaffee.
    »Wird Hella heute noch freigelassen?«, fragt sie.
    »Sie ist seit zwei Wochen nicht mehr in Haft. Sie hat ihren Anwalt gewechselt, auf sein Anraten ihr Geständnis widerrufen, und dieser Kerl hat erwirkt, dass der Haftbefehl aufgehoben wurde. Wir hatten ja nur Indizienbeweise: Zeugenaussagen, die Fuchsfalle. Sie befindet sich in einer Klinik in Stade.«
    »Was hat sie denn?«
    »Darüber darf ich keine Auskunft geben. Auf ausdrücklichen Wunsch Ihrer Schwägerin, übermittelt von deren Anwalt«, sagt Hagedorn und niest mehrmals hintereinander. Janne reicht ihm eine Serviette, mit der er sich die Nase abwischt.
    »Wir hatten ohnehin Zweifel an Hellas Schuld. Sie war am Ende und völlig verängstigt. Falsche Geständnisse kommen bei solchen Leuten immer wieder vor. Eine Panikreaktion. Übrigens: Eine Zeit lang hatten wir tatsächlich Sie in Verdacht, Ihren Bruder ermordet zu haben.«
    »Wie kamen Sie auf mich?«
    Hagedorn stopft sich das letzte Stück des Hamburgers in den Mund. Kauend redet er weiter, ist kaum zu verstehen. »Weil Sie unmittelbar von seinem Tod profitiert haben, indem Sie an die Unternehmensspitze der Flecker-Werft aufgerückt sind. Dazu Ihr erster Besuch bei mir auf der Wache. Ihr Verhalten war reichlich dubios. Und außerdem war unser Psychologe der Meinung, der Tathergang deute auf einen weiblichen Täter hin. Aufgestaute Aggressivität in Kombination mit der Scheu, eine direkte Konfrontation einzugehen, möglicherweise aus Angst zu unterliegen.«
    »Ich scheue mich überhaupt nicht vor direkten Konfrontationen«, unterbricht ihn Janne.
    »Das haben wir bemerkt«, sagt Hagedorn schmunzelnd und winkt ab. »Ach, Psychologen. Vergessen Sie es. Jedenfalls bekamen wir neulich, kurz bevor Sie nach Helgoland fuhren, einen Anruf von Ihrem Freund aus Berlin. Er erzählte uns, Ihr Vater hätte Ihnen vom Krankenbett aus den Auftrag erteilt, eigene Nachforschungen über den Mord an Erik anzustellen, da er der Polizei nicht zutraute, die wahren Hintergründe des Verbrechens aufzuklären. Ein netter Typ, dieser Nils. Sie sollten ihn anrufen, er macht sich große Sorgen um Sie.«
    Die Hintertür wird geöffnet, und Hagedorns Kollege steigt wieder zu. »Es tut mir leid«, sagt er, und Janne hat keinen Schimmer, was er meint: die Tatsache, dass er Meinhard verletzt hat, oder den Ausgang der Geschichte schlechthin. Sie dreht sich zu ihm um. Er ist jünger als sie, Anfang zwanzig.

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