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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Priors heißt es. Fünf Hektar. Hübsches Häuschen, im georgianischen Stil.»
    «Und du hast es einfach so gekauft, ohne dass wir es uns angesehen haben?!»
    «Es war so günstig, war gerad’ erst annonciert. Da hab ich schnell zugegriffen.»
    «Man wird wohl eine Menge Arbeit reinstecken müssen», meinte Mrs Drake.
    «Ach, das ist nicht so schlimm», wischte George ihre Bedenken vom Tisch. «Ruth kümmert sich schon darum.»
    Dem Namen Ruth Lessings, Georges tüchtiger Sekretärin, wurde stillschweigend Tribut gezollt. Ruth war eine Institution – und gehörte praktisch zur Familie. Auf ihre Art war sie durchaus attraktiv, in klarer, schwarz-weißer Strenge – der Inbegriff von Diskretion und Leistung…
    Als Rosemary noch lebte, hatte sie alles Ruth überlassen. «Lass Ruth nur machen! Sie ist einfach toll! Ruth kriegt das schon hin!»
    Es gab kein Problem, das Ruth Lessing nicht lösen konnte. Lächelnd und liebenswürdig, und immer im Hintergrund, räumte sie alle Hindernisse aus dem Weg. Sie leitete Georges Büro, und, so stand zu vermuten, auch ihn. Er vertraute ihr vollkommen und verließ sich in allem auf ihr Urteil. Sie wiederum schien nicht die geringsten Bedürfnisse und Wünsche für sich selbst zu haben.
    Bei diesem Anlass aber war Lucilla Drake verärgert.
    «Mein lieber George, so fähig Ruth auch ist – es sind doch immer noch die Frauen der Familie, die die Teppiche und Gardinen für ihr eigenes Wohnzimmer aussuchen. Ich rede nicht von mir, ich weiß ja, dass ich nicht zähle. Aber Iris hätte wenigstens gefragt werden müssen. Was für eine Beleidigung für sie!»
    George wirkte zerknirscht.
    «Ich wollte euch damit überraschen.»
    Wider Willen musste Lucilla lächeln.
    «Ach, was bist du doch für ein großer Junge, George!»
    «Die Einrichtung interessiert mich nicht», sagte Iris. «Auf Ruths Geschmack ist Verlass. Was können wir dort draußen unternehmen, George? Gibt’s einen Tennisplatz?»
    «Ja, und einen Golfplatz, keine zehn Kilometer entfernt. Und zum Meer ist es auch nicht weit. Und Nachbarn haben wir auch. Es ist ja immer gut, sich da anzusiedeln, wo man schon jemanden kennt.»
    «Was für Nachbarn?», fragte Iris scharf.
    George wich ihrem Blick aus.
    «Das angrenzende Grundstück gehört den Farradays», sagte er. «Sie wohnen zwei Kilometer weit weg, auf der anderen Seite vom Park.»
    Iris starrte ihn an. Offenbar diente der ganze großartige Plan nur einem einzigen Zweck. Es ging George gar nicht darum, ein Haus zu kaufen und gemütlich einzurichten! Er wollte an Stephen und Sandra Farraday herankommen. Das hatte er fein eingefädelt – als Nachbarn auf dem Land würden die beiden Familien sich zwangsläufig näher kennen lernen, vielleicht Freundschaft schließen. Oder aber – sich bewusst aus dem Wege gehen!
    Aber warum? Warum dieses ewige Herumreiten auf den Farradays? Warum so viel Aufwand für ein derart unbegreifliches Ziel?
    Hatte George den Verdacht geschöpft, dass zwischen Rosemary und Stephen Farraday mehr als nur Freundschaft war? Plagte ihn jetzt ein merkwürdiger Anfall von posthumer Eifersucht? Das schien ihr denn doch zu weit hergeholt, um es auch nur zu denken!
    Aber was war es, was George von den Farradays wollte? Worauf liefen all die merkwürdigen Fragen, mit denen er sie ständig bombardierte, hinaus? In letzter Zeit hatte sich George wirklich seltsam verändert.
    Dieser sonderbare, wirre Blick, den er abends bekam! Lucilla meinte, der Portwein sei schuld. Natürlich, etwas anderes fiel ihr nicht ein!
    Nein, in der letzten Zeit stimmte etwas nicht mit George! Diese extreme Mischung aus zeitweiliger Hochspannung und Apathie – als würde er in ein Koma fallen – war nicht normal!
    Den August verbrachten sie größtenteils auf dem Land in Little Priors. Ein furchtbares Haus! Iris hasste es so sehr, dass es ihr kalt den Rücken herunterlief. Eigentlich ein hübsches, wohlproportioniertes Haus, geschmackvoll eingerichtet – auf Ruth war Verlass! Aber es strahlte eine Furcht erregende Leere aus. Sie bewohnten es nicht, sie okkupierten es nur. So mochten Soldaten im Krieg einen Beobachtungsposten besetzen.
    Vollends unerträglich aber war der Anschein von Sommerfrische, der sie in Little Priors umgab. Gäste an den Wochenenden, Tennisturniere, zwanglose Abendessen mit den Farradays. Sandra Farraday war reizend zu ihnen – ganz so, wie man mit Nachbarn verkehrt, die längst Freunde sind. Sie machte sie mit den Honoratioren der Gegend bekannt, beriet sie

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