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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Südostasiens aufgewacht, nicht mit
einem Koffer, aber mehr als zwei waren es auch nicht. Meinen Job hatte ich
längst gekündigt.
    Â Unser Serviceapartment war
möbliert, klein, mit einer hübschen Küchenzeile, auf dem Dach des Gebäudes
befand sich ein Swimmingpool. Tag und Nacht lief die Klimaanlage, da die
Luftfeuchtigkeit so hoch war und alles schnell zu schimmeln anfing. Fenster
konnten wir nicht aufmachen.
    Â»Vergiss nicht, heute Abend ist im Indochine das Essen mit meinem
neuen Boss und seiner Frau. Sind echt nett, die beiden, wird bestimmt lustig.«
    Â»Ja, ich freue mich drauf!«
    Â»Was sagtest du, welche Organisation du aufsuchen willst?«
    Â»Sie heißt SINDA , ich habe sie im
Internet gefunden. Sie unterstützt indische Familien.«
    Â»Du musst immer was machen, freue dich doch mal, einfach nichts tun
zu müssen. Na, egal, ich muss los.« Stefan drückte mir einen Kuss auf den Mund.
Beim Hinausgehen drehte er sich noch einmal um und rief mir zu: »20 Uhr.
Indochine. Kennwort: ›Frachter‹.«
    Im nächsten Moment war ich alleine. Ich musste grinsen, er und sein
Kennwort. Alle kannten das Kennwort. Ein geheimes war es schon lange nicht
mehr. Er sagte es immer, wenn wir mit anderen Leuten verabredet waren.
    Es fiel mir tatsächlich schwer, nicht zu arbeiten. Ich hatte klasse
Kollegen gehabt, und mein Job hatte mir Spaß gemacht. Nicht zu vergessen die
positiven Feedbacks meiner Chefs. Einen Alltag ohne Beschäftigung konnte ich
mir nicht vorstellen. Aber da ich mich kannte, wusste ich, dass ich mich
schnell an die veränderte Situation anpassen würde.
    Mein Vorstellungsgespräch bei SINDA verlief erfolgreich. Ich konnte ein paar Stunden im Büro mithelfen, dazu sollte
ich indische Kinder zu Hause besuchen und in Englisch unterrichten – in
Singapur ist Englisch Amtssprache. Ich war begeistert über diese Aussicht. Das
erste Mal in meinem Leben, dass ich mich sozial engagieren konnte.
    Nach dem Termin bei SINDA schlenderte
ich durch den Stadtteil Little India, in dem die Organisation ihr Büro hatte.
Ich hatte das Gefühl, in Indien zu sein und nicht in Singapur, dazu trugen die
Düfte bei, die bunten Farben und die Menschen.
    Ein paar Tage später schickte man mich zu einem Sozialbau neben
einem der größten Shopping-Center in Singapur, »Great World City« genannt.
Überall hing Wäsche, alle Fenster standen offen, was wohl bedeutete, dass die
Wohnungen keine Klimaanlagen hatten.
    Eine Mitarbeiterin hatte mir einen Zettel in die Hand gedrückt, auf
dem der Name der Familie stand, die ich aufsuchen sollte, sowie die genaue
Wohnungsnummer.
    Nachdem ich den Komplex betreten hatte, blickte ich zuerst auf
unglaublich viele Postfächer. Daneben hingen Plakate mit allen möglichen
Verhaltensregeln, so zum Beispiel, dass man keinen Abfall aus dem Fenster
werfen oder sich die Hände vor dem Essen waschen soll. Alles war sehr sauber
und doch ganz anders als in unserem Serviceapartment, wo mich der Concierge
jedes Mal mit Namen begrüßte, mir die Einkaufstaschen abnahm und den Fahrstuhl
rief.
    Ich war gespannt auf meine erste Schülerin Nyhati, der ich gleich
begegnen würde. Wie sah die Zehnjährige aus? Wie würde sie auf mich reagieren?
Wie sollte ich mit ihrer Mutter, die angeblich gar kein Englisch konnte,
kommunizieren?
    Im zehnten Stock stieg ich aus und lief den langen Flur entlang, auf
der Suche nach der Wohnung Nummer 2 A , dort sollte
Nyhati zu Hause sein. Tatsächlich standen auch alle Türen wegen der Hitze
offen, in jedes Wohnzimmer konnte ich reinblicken, einzig versperrt durch
Gitterstäbe, sodass man nicht eintreten konnte.
    Nach einer Weile fand ich die Wohnung und klingelte. Eine kleine,
etwas rundliche Frau mit dickem schwarzem Haar, das zu einem Knoten
zusammengebunden war, näherte sich und lächelte mich durch die Gitterstäbe
schüchtern an. »Heike?«, fragte sie.
    Ich nickte, begrüßte sie und sagte, dass ich von SINDA käme. Die Frau öffnete das Gitter und ließ mich
ein. Auch hier stand ich sofort im Wohnzimmer, direkt vor einer Couch. Viel
Platz gab es hier nicht. Die Frau rief ihre Tochter, und Nyhati, die wie eine
jüngere Ausgabe ihrer Mutter aussah, kam aus einem Nebenraum, dem Schlafzimmer,
wie ich später erfuhr, das sich Mutter und Tocher teilten.
    Nyhatis Mutter bat mich, auf der Couch Platz zu nehmen, und stellte
mir ein

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