Blauwasserleben
daran, dass Stefan ihn
vergewaltigt hat.
Er sitzt weiter auf seinem Stuhl, bewacht von zwei SEK -Männern. Negative Gefühle? Nein. Sie rauben nur meine
Energie, die ich brauchen werde, um weiterleben zu können. Ich fühle, dass ich
eine Art Abschluss habe. Der »Fall« ist für mich abgeschlossen, für die Justiz
fängt er erst an.
Arihano wird in Handschellen abgeführt. Er sagt, er wisse, dass er
eine lange Strafe zu erwarten hat. Anscheinend hat er sich mit seinem Schicksal
abgefunden. Er sagt auch, dass er sich bei Stefans Vater und bei mir
entschuldigen wird.
Ich schüttele dem Richter die Hand und gehe allein in die Dunkelheit
hinaus. Es ist 21.08Â Uhr, und es sind keine Menschen mehr auf den StraÃen von
Papeete. Ich fühle mich merkwürdig erleichtert. Ich habe es hinter mich
gebracht. Ich bin froh, diese Reise gemacht zu haben.
Samstag und Sonntag, 28. und 29. April
L.A. -Flughafen. In zwei
Stunden geht wieder ein Flieger nach Papeete. Fast möchte ich zurück. Es fällt
mir schwer, nach Frankfurt zu fliegen. Am liebsten würde ich einfach hier am
Flughafen sitzen bleiben, wie in dem amerikanischen Film Terminal ,
in dem ein Mann mit einem ungültigen Pass auf dem New Yorker Airport strandet â
dann muss ich keine Entscheidung für morgen treffen. Es kommt mir unendlich
lange vor, dass ich an diesem Ort hörte, wie ein Marquesaner Ukulele spielte.
Der SEK -Leiter und Joseph hatten mich
mit Blumenkränzen empfangen und mich mit Muschelketten verabschiedet. Wie sehr
sie sich in den vergangenen zwei Wochen um mich gekümmert haben!
Vorgestern, nach der Gegenüberstellung im Büro des Richters, träumte
ich zum ersten Mal von der Zukunft, von einem Haus mit vielen Zimmern und noch
mehr jungen und lachenden Menschen; ich kannte keinen davon. Aber überall waren
rote Südseeblumen. Stefan hätte es geliebt.
Ein Mönch in seiner orangefarbenen Kutte läuft an mir vorbei. Er
erinnert mich an Asien. Bilder von Stefan erscheinen vor meinem inneren Auge,
von unserer dort gemeinsam verbrachten Zeit. Wird es irgendwann Momente geben,
die mich nicht an Stefan erinnern? Werde ich mich irgendwann einmal erinnern
können, ohne zu weinen?
Entspannt im Hier und Jetzt: Strandspaziergang auf der Isla
Tortuga, Venezuela. [Foto: Inga Schladetzky]
Wochenend-Backpacker: Von unserem Apartment in Singapur brachen
wir zu den verschiedensten Zielen auf â Kamelreiten in der chinesischen Region
Xinjiang
(oben rechts)
, Schulbesuch in Laos
(Mitte rechts)
, Reisfeld auf Bali
(unten
links)
, vor dem Taj Mahal in Indien
(unten rechts)
.
Während Stefan arbeitete, unterrichtete ich Nyhati in Englisch
(Mitte links)
.
Ein junger buddhistischer
Mönch in der kambodschanischen Tempelanlage Angkor Wat.
Abenteurer, Skipper und Stefans groÃes Vorbild: Der
Ãsterreicher Wolfgang Hausner auf seinem selbst gebauten Open-Bridge-Katamaran
Taboo
Â
III.
Für zwei Wochen waren Stefan und ich Chartergäste auf Hausners
Kat; die Reise führte uns von Borneo bis zu den Philippinen. [Foto: Klaus Andrews]
Stefan verfolgt aufmerksam, wie man durch den vor uns liegenden
Kanal einen sicheren Ankerplatz ansteuert.
Beim abendlichen Lagerfeuer auf den Philippinen: Von Hausners
abenteuerlichen Segelgeschichten konnten wir nicht genug bekommen. [Foto: Klaus Andrews]
Mit Schutzmaske beim Abschleifen des Anti-Fouling: Jedes Boot
hat einen hochgiftigen Unterwasseranstrich, damit sich keine Algen oder
Muscheln ansiedeln.
Kurz vor dem ersten Probesegeln in der Türkei erhält unser
Schiff in einer der Marinas von Marmaris seinen neuen Namen.
Vorbereitungen für ein neues Leben: Mit unserem voll gepackten
VW-Bus ging es von Deutschland über Griechenland in die Türkei; die
Baju
wird mit einem Kran ins Wasser gelassen
(oben rechts)
. Vorher hatte ich noch die Küche eingeräumt
(Mitte links)
und die Couch farbenfroh bezogen
(Mitte rechts)
. Nach einem ersten GroÃeinkauf waren wir
bereit zum Aufbruch
(unten links)
â und genossen
schon bald unsere erste Blauwasserfahrt unter vollen Segeln
(unten
rechts)
.
Immer wieder begleiteten uns Delfine auf unserem Weg um die
Welt. Jedes Mal war es anders, jedes Mal war es aufregend.
Ankern in der Bucht von Gibraltar: Hier erwarteten uns heftige
Regenfälle und stürmische Winde.
In Sturmnächten hielten wir abwechselnd Wache. Drei Stunden
Schlaf, dann hieà es
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