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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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nämlich wirklich«, sagte Mr. Boythorn. »Er ist fest davon überzeugt. Auch sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater waren es.«
    »Wissen Sie«, fuhr Mr. Skimpole ganz unerwartet zu Mr. Boythorn fort, »daß ich sehr gern einen solchen Mann sehe.«
    »So? Ah. Was Sie sagen!«
    »Nehmen Sie an, er wünsche mich zu begönnern. Sehr gut, ich würde nicht widersprechen.«
    »Aber ich«, rief Mr. Boythorn mit großer Entschiedenheit.
    »Wirklich?« entgegnete Skimpole leichthin. »Aber das würde Ihnen doch Mühe machen. Warum sollten Sie sich Mühe machen? Hier bin ich, zufrieden, was da kommt, über mich ergehen zu lassen, und gebe mir nie Mühe. Ich komme also hierher und finde einen mächtigen, Huldigung heischenden Potentaten. Gut. Ich sage: Mächtiger Potentat, hier meine Huldigung! Es ist leichter, sie darzubringen, als sie zu verweigern. Hier ist sie. Wenn Sie mir irgend etwas Angenehmes zu zeigen haben, werde ich mich glücklich schätzen, es anzusehen. Wenn Sie mir irgend etwas Angenehmes zu geben haben, werde ich mich glücklich schätzen, es anzunehmen. Der mächtige Potentat antwortet: 'Das ist ein verständiger Mensch. Ich finde, er wirkt günstig auf meine Verdauung und mein galliges Naturell. Er zwingt mir nicht die Notwendigkeit auf, mich zusammenzurollen wie ein Stacheligel. Im Gegenteil, ich breite mich aus, ich entfalte mich und wende mein silbernes Futter nach außen, wie Miltons Wolke, und das ist angenehmer für uns beide.' So sehe ich die Sache an, wenn ich als Kind spreche.«
    »Aber angenommen, Sie gingen morgen irgendwo anders hin«, sagte Mr. Boythorn, »wo Sie das gerade Gegenteil eines solchen Kerls fänden; was dann?«
    »Was dann?« sagte Mr. Skimpole mit einer Miene kindlicher Einfalt und Aufrichtigkeit. »Ganz dasselbe dann! Ich würde sagen: Mein verehrter Boythorn – wenn Sie der Betreffende wären –, mein verehrter Boythorn, Sie wollen von dem mächtigen Potentaten nichts wissen? Sehr gut. Ich auch nicht. Ich halte es für meinen Beruf im sozialen System, mich angenehm zu machen; ich halte es für jedermanns Beruf im sozialen System, sich angenehm zu machen. Es soll doch ein System der Harmonie sein. Deshalb, wenn Sie gegen den Potentaten sind, bin ich auch gegen ihn. Und jetzt, mein trefflicher Boythorn, lassen Sie uns zu Tisch gehen.«
    »Aber der treffliche Boythorn könnte sagen«, entgegnete unser Wirt und wurde blutrot vor Zorn, »ich will ver...«
    »Ich verstehe schon«, unterbrach ihn Mr. Skimpole. »Sehr wahrscheinlich würde er das sagen.«
    »...sein, wenn ich zu Tische gehe«, ergänzte Mr. Boythorn mit großer Heftigkeit, blieb stehen und stieß mit dem Stock auf den Boden. »Und er würde wahrscheinlich hinzusetzen, gibt es nicht etwas, was Prinzip heißt, Mr. Harold Skimpole?«
    »Worauf Harold antworten würde«, erwiderte Mr. Skimpole in seiner fröhlichsten Weise und mit seinem naivsten Lächeln: »Bei meinem Leben, ich habe nicht den mindesten Begriff davon. Ich weiß nicht, was Sie Prinzip nennen, wo es ist oder wer es hat. Wenn Sie es haben und es angenehm finden, freut mich das sehr, und ich gratuliere Ihnen von Herzen. Aber ich weiß nichts davon, das versichere ich Ihnen, denn ich bin ein reines Kind und lege keinen Wert darauf und brauche es nicht. Und dann, sehen Sie, würden der treffliche Boythorn und ich dennoch zu Tisch gehen.«
    Das war eins von den vielen kleinen Zwiegesprächen zwischen den beiden, bei denen ich immer fürchtete, sie würden mit einem heftigen Ausbruch von Seiten unsres Wirtes enden. Das wäre unter allen Umständen auch sicher der Fall gewesen, wenn nicht Mr. Boythorn eine so hohe Auffassung von Gastfreundschaft gehabt hätte. Überdies lachte mein Vormund so herzlich über Mr. Skimpole wie über ein Kind, das den ganzen Tag Seifenblasen macht, daß die Sache nie über diesen Punkt hinausging. Mr. Skimpole, der es nie zu wissen schien, wenn er einen gefährlichen Gegenstand berührte, fing dann vielleicht eine Skizze im Park an, die er nie fertig machte, oder spielte Melodien auf dem Piano, sang Bruchstücke von Liedern oder legte sich unter einen Baum auf den Rücken und schaute in den Himmel und hielt alles das für seinen wirklichen Beruf, weil es ihm so ausgezeichnet paßte.
    »Unternehmungsgeist und Anstrengung«, pflegte er in solchen Fällen zu uns zu sagen, »sind mir eine wahre Lust. Ich glaube, ich bin ein echter Kosmopolit. Ich habe die größten Sympathien für sie. Ich liege an einem schattigen Platz wie

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