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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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mit, der sie uns zeigen sollte, und dieser ging ein paar Stufen hinauf, klopfte an eine Tür und verließ uns dann.
    »Was gibt's?« rief Richard drinnen.
    Ich ließ Charley auf dem schmalen Gang stehen, trat an die halb geöffnete Tür und sagte:
    »Kann ich hereinkommen, Richard? Es ist nur Mütterchen Hubbard.«
    – Er hatte gerade an einem Tische geschrieben; und in großer Unordnung lagen Kleider, Blechkästen, Bücher, Stiefel, Bürsten und Mantelsäcke umher. Er war nur halb angekleidet – in Zivil, nicht in Uniform –, sein Haar war ungebürstet, und er sah so unordentlich aus wie sein Zimmer. Das alles bemerkte ich, nachdem er mich herzlich bewillkommnet hatte und ich jetzt neben ihm saß. Er war aufgesprungen, als er meine Stimme gehört hatte, und hielt mich im nächsten Augenblick in seinen Armen. Der liebe Richard! Er war immer noch der alte gegen mich – war es bis ans Ende –, der arme, arme Junge! Bis ans Ende empfing er mich stets mit seiner alten lustigen knabenhaften Art.
    »Gott im Himmel, mein liebes kleines Mütterchen, wie kommen Sie denn hierher? Doch nichts vorgefallen? Ada befindet sich doch wohl?«
    »Ganz wohl. Sie ist schöner als je, Richard.«
    »Ach«, sagte er und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Meine arme Kusine! Eben schrieb ich einen Brief an Sie, Esther.«
    – Wie angegriffen und hohläugig er aussah trotz seiner Jugend, wie er sich jetzt in den Stuhl zurücklehnte, den engbeschriebnen Bogen in der Hand zerknitternd. –
    »Sie haben sich die Mühe gegeben, den ganzen langen Brief zu schreiben, und jetzt soll ich ihn nicht einmal lesen?«
    »Ach, liebe Esther«, entgegnete er mit einer Gebärde der Hoffnungslosigkeit, »was drin steht, können Sie hier im ganzen Zimmer lesen. Es ist alles vorbei.«
    Ich bat ihn sanft, sich doch nicht so der Niedergeschlagenheit hinzugeben. Ich sagte ihm, ich hätte zufällig gehört, er befände sich in Verlegenheiten, und sei gekommen, um mit ihm wegen der zu ergreifenden Mittel zu beraten.
    »Das sieht Ihnen ganz ähnlich, Esther, aber es ist nutzlos«, sagte er mit einem trüben Lächeln. »Ich habe mir heute Urlaub geben lassen – ich wäre in der nächsten Stunde schon abgereist gewesen –, nur zu dem Zweck, meinen Austritt aus der Armee vorzubereiten. Geschehen ist geschehen. Ich brauche mich nur noch der Theologie zu widmen, um die Runde durch alle Berufsarten gemacht zu haben.«
    »Richard«, drang ich in ihn, »ist wirklich alle Hoffnung verloren?«
    »Ja, Esther, es ist so weit. Man ist bereits so unzufrieden mit mir, daß mich meine Vorgesetzten am liebsten gehen sehen möchten. Und sie haben recht. Abgesehen von Schulden und Gläubigern und andern Unannehmlichkeiten der Art tauge ich nun einmal nicht zu diesem Beruf. Ich kümmere mich um nichts, habe keinen Sinn, kein Herz und keine Seele für etwas andres als nur für die eine Sache. Wenn diese Blase jetzt nicht geplatzt wäre«, er zerriß den Brief und zerstreute die Stückchen mit trüber Miene in der Stube, »wie hätte ich jetzt England verlassen können. Ich hätte jedenfalls Ordre bekommen, in die Kolonien zu gehen, aber wie hätte ich fort können! Wie hätte ich, wo ich jetzt diese Sache kenne, sogar Vholes trauen dürfen, ohne nicht immer hinter ihm zu stehen.«
    – Ich glaube, er las mir am Gesicht ab, was ich sagen wollte, denn er nahm meine Hand, die ich ihm auf den Arm gelegt hatte, und legte sie auf meine Lippen, um mich zu verhindern, fortzufahren. –
    »Nein, Mütterchen! Zwei Themen bitte ich Sie, nicht zu berühren. Ich muß es tun. Das erste betrifft John Jarndyce. Das zweite, Sie wissen schon, was. Nennen Sie es meinetwegen Wahnwitz, aber ich kann mir nicht helfen. Oder ich müßte verrückt werden. Aber es ist nicht Wahnwitz. Es ist der eine Zweck, den ich im Leben habe. Es ist schade, daß ich mich jemals habe bewegen lassen, mich etwas anderm zuzuwenden. Es würde unendlich weise sein, nach soviel Aufwand von Zeit, Sorge und Mühen davon abzulassen! O ja, unendlich weise! Es würde auch gewissen Leuten sehr angenehm sein, aber ich will nicht.«
    Er war in einer Stimmung, in der ich es für das Beste halten mußte, ihn in seinem Entschluß nicht noch durch Widerspruch zu bestärken, wenn so etwas überhaupt möglich war. Ich zog Adas Brief hervor und legte ihn ihm in die Hand.
    »Soll ich ihn jetzt lesen?« fragte er.
    Da ich bejahte, öffnete er ihn, stützte die Stirn auf die Hand und fing an zu lesen.
    Er war noch nicht weit gekommen,

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