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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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jemand in der Nähe, der ihn gegen Vorausbezahlung eine kurze Zeit bei sich aufnehmen würde?«
    Noch während er die Frage stellt, bemerkt er einen kleinen Mann mit einem pulvergeschwärzten Gesicht, der jetzt plötzlich neben dem Kavalleristen steht und zu diesem mit einer seltsam verzwickten Miene aufsieht. Der Kavallerist pafft noch ein paar Züge, blickt dann auf den kleinen Mann herunter und sagt dann: »Ich versichere Ihnen, Sir, ich ließe mir jeder Zeit bereitwillig eins zwischen die Augenbrauen geben, wenn ich damit Miß Summerson einen Dienst leisten könnte. Ich rechne es mir als Ehre an, dieser Dame auch nur den kleinsten Dienst erweisen zu können. Wir behelfen uns hier natürlich ziemlich vagabundenhaft, ich und Phil. Sie sehen ja selbst, was es für ein Lokal ist. Ein stiller Winkel für den Jungen steht Ihnen aber hier zu Diensten, wenn es Ihnen paßt. Zu bezahlen ist nichts. Außer für die Ration. Wir sind hier nicht gerade in blühenden Verhältnissen und können unter Umständen, ohne eine Minute Kündigung, jeden Augenblick mit Sack und Pack hinausgeworfen werden. Aber solange es noch unser ist, steht Ihnen das Lokal so, wie es ist, zu Diensten.« Mit einem umfassenden Schwung seiner Pfeife stellt Mr. George Allan das ganze Gebäude zur Verfügung.
    »Da Sie Arzt sind, Sir«, setzt er hinzu, »nehme ich an, daß diesmal vorderhand bei dem armen Jungen nichts von Ansteckung zu befürchten ist?«
    Allan beruhigt ihn in dieser Hinsicht.
    »Wir haben nämlich schon genug davon gehabt, Sir«, sagt George mit betrübtem Kopfschütteln.
    Mr. Woodcourt nickt bekümmert. »Dennoch darf ich Ihnen nicht verhehlen«, bemerkt er, nachdem er seine Versicherung hinsichtlich der Ansteckungsgefahr wiederholt hat, »daß der Knabe sehr angegriffen und schwach ist, vielleicht – ich sage nur vielleicht – überhaupt schon zu schwach ist, um sich jemals wieder zu erholen.«
    »Glauben Sie, daß er augenblicklich in Gefahr schwebt, Sir?«
    »Ja, ich fürchte es.«
    »Dann, Sir«, fällt der Kavallerist mit großer Entschiedenheit ein, »ist es das Beste, wenn er unverzüglich hereinkommt. Ich gehöre selbst ein wenig zu den Vagabunden und verstehe das. Phil! Bring ihn herein!«
    Mr. Squod krebst seitwärts hinaus, um den Befehl auszuführen, und der Kavallerist legt die jetzt ausgerauchte Pfeife weg. Jo wird hereingebracht. Er ist nicht einer von Mrs. Pardiggles Tokahupo-Indianern, keins von Mrs. Jellybys Lämmern und hat mit Borriobula-Gha auch nichts zu schaffen; die weite Ferne und der Reiz des Fremdartigen lassen ihn nicht in besserem Licht erscheinen; er ist kein wirklicher, in der Fremde aufgewachsner Wilder, sondern ein ganz gewöhnlicher einheimischer Artikel. Schmutzig, scheußlich, allen Sinnen eine Qual, äußerlich ein niedriges Geschöpf der Straße, ist er auch der Seele nach ein Heide. Heimischer Schmutz bedeckt ihn, heimisches Ungeziefer verzehrt ihn, heimische Krankheiten wüten in ihm, und heimische Lumpen umhüllen ihn. Eingeborne Unwissenheit, auf Englands Boden gewachsen, drückt seine unsterbliche Natur auf eine tiefere Stufe als die eines verendeten Tiers. Ja, ja, zeig dich nur, Jo, ganz so, wie du bist! Vom Scheitel bis zur Sohle ist nichts Interessantes an dir!
    Langsam kommt er in Mr. Georges Schießsaal gehumpelt und steht – ein Lumpenbündel – da und hebt seinen Blick nicht von der Erde.
    Er scheint zu wissen, daß alle eine Neigung fühlen, von ihm zurückzuweichen, teils wegen dessen, was er ist, teils wegen dessen, was er verschuldet hat. Auch er scheut sich vor ihnen. Er gehört nicht zur selben Wesensreihe in der Schöpfung wie sie. Er gehört zu keiner Klasse und nirgends hin, weder zu den Tieren noch zu den Menschen.
    »Schau mal her, Jo«, sagt Allan. »Das ist Mr. George.«
    Jo sucht noch eine Zeitlang mit den Augen auf dem Fußboden herum, blickt eine Sekunde lang auf und dann wieder zu Boden.
    »Er meint es gut mit dir und will dich hier beherbergen.«
    Jo macht mit der Hand eine schaufelnde Bewegung, was wahrscheinlich eine Verbeugung ausdrücken soll. Nach einigem Besinnen und ein paarmal den Fuß, auf dem er seinen Körper ruhen läßt, wechselnd, brummt er, er sei sehr dankbar.
    »Du bist hier vollständig in Sicherheit. Vorläufig hast du nichts weiter zu tun, als gehorsam zu sein und wieder zu Kräften zu kommen, aber du mußt uns die Wahrheit sagen, Jo! Verstehst du mich?«
    »I soll auf der Stelle tot umfalln, wann is net tu, Sir«, sagt Jo mit seiner

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