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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Woodcourt seinem Gedächtnis nach. »Ein Mal am Totenbett eines Unglücklichen und ein Mal...«
    »Also doch!« denkt der Papierhändler niedergeschmettert, und es dämmert in seinem Kopf. »Da haben wir's! Jetzt ist alles aus!« Aber er hat noch Geistesgegenwart genug, um seinen Besuch in das kleine Komptoir zu drängen und die Türe zu schließen.
    »Sind Sie verheiratet, Sir?«
    »Nein.«
    »Möchten Sie nicht vielleicht, wenn Sie auch Junggeselle sind«, flüstert Mr. Snagsby bekümmert, »so leise wie nur irgend möglich sprechen? Denn meine kleine Frau horcht bestimmt irgendwo. Mein Geschäft und fünfhundert Pfund dazu möchte ich darauf wetten.«
    In tiefer Bekümmernis setzt sich Mr. Snagsby auf seinen Stuhl, den Rücken zum Pult gekehrt, und beteuert:
    »Ich habe nie ein Geheimnis für mich gehabt, Sir. Ich kann mich nicht entsinnen, meine kleine Frau seit dem Tag, wo wir versprochen wurden, ein einziges Mal absichtlich hintergangen zu haben. Ich würde es unter keinen Umständen getan haben, Sir. – Um nicht durch die Blume zu sprechen –, ich hätte es auch nicht können, nicht einmal wagen dürfen. Und doch bin ich von Geheimnissen und Rätseln so umgeben, daß es mir fast das Leben zur Last macht.«
    Der Arzt gibt sein Bedauern zu erkennen und fragt, ob Mr. Snagsby sich Jos erinnere.
    »Ja, leider«, seufzt der Papierhändler. »Sie könnten kein menschliches Wesen nennen – mich selbst vielleicht ausgenommen –, gegen das meine kleine Frau entschiedner aufträte als gegen Jo.«
    Allan fragt, warum.
    »Warum!?« Mr. Snagsby packt in seiner Verzweiflung das Büschel Haare am rückwärtigen Teil seines sonst ganz kahlen Kopfes. »Wie kann ich wissen, warum? Aber Sie sind eben ein lediger Mann, Sir. Mögen Sie lange Zeit nicht nötig haben, einer verheirateten Person eine solche Frage zu stellen.«
    – Mit diesem wohlwollenden Wunsch hüstelt Mr. Snagsby einen Husten bekümmerter Ergebenheit und hört mit Duldermiene an, was der Besuch ihm mitzuteilen hat. –
    »Da haben wir's wieder«, sagt er dann, teils aus tiefem Mitgefühl, teils, weil er angsterfüllt so leise flüstert, ganz blaß geworden. »Da geht's schon wieder los in einer neuen Richtung. Eine gewisse Person beschwört mich aufs feierlichste, niemandem, selbst nicht meiner kleinen Frau, etwas von Jo zu sagen. Dann kommt eine andre gewisse Person in Ihrer Person und beschwört mich in gleich feierlicher Weise, der andern gewissen Person um Gottes willen nichts von Jo zu sagen. Das ist ja das reinste Privatirrenhaus. – Um nicht durch die Blume zu sprechen –, es ist die Landesirrenanstalt selbst, Sir«, sagt Mr. Snagsby.
    Aber trotz alledem sieht er ein, daß es hätte noch schlimmer kommen können. Es ist weiter keine Mine unter ihm explodiert, und die Fallgrube, in die er schon früher gestürzt ist, hat sich weiter nicht vertieft.
    Und da er ein weiches Herz hat und von dem, was er über Jos Befinden hört, sehr gerührt ist, verspricht er gern, »mal einen Blick hinüber zu werfen«, sobald er es heute abend irgendwie unbemerkt tun kann.
    Und als der Abend kommt, begibt er sich ganz im stillen hinüber...
    Aber wer weiß, vielleicht tut das Mrs. Snagsby ebenfalls.
    Jo freut sich sehr, seinen alten Freund wiederzusehen, und sagt, als sie allein sind, es sei von Mr. Snagsby unendlich freundlich, seinetwegen einen so weiten Weg gemacht zu haben. Ergriffen von dem Anblick, legt der Schreibmaterialienhändler sofort eine halbe Krone auf den Tisch, seinen Zauberbalsam für alle Arten Wunden.
    »Und wie geht es dir denn, mein armer Junge?« fragt er mit seinem Teilnahmshüsteln.
    »I bin jetzt ganz ausm Wasser, Mr. Sangsby. I brauch gar nix mehr. Mir is wohler, als Ihna denkn können, Mr. Sangsby. Mir is arg leid, daß is tan hab, aber i habs net mit Fleiß tan, Sir.«
    Der Papierhändler legt leise noch eine halbe Krone auf den Tisch und fragt ihn, was ihm denn leid tue, getan zu haben.
    »Mr. Sangsby«, sagt Jo, »i bin hergangen und bin schuld, daß die Dame krank wordn is, was die andre Dame war und doch wieder nicht war. Keiner von ihnen hat mir deswegn was gsagt, weil s alle so gut sin und i so unglücklich bin. Die Dame is gestern selber herkommn und hat gsagt: 'Jo', hats gsagt, 'wir dachten schon, mir hätten dich verloren', hats gsagt und hat sich ruhig lächelnd hingsetzt und hat net a böses Wort und kan bösen Blick net für mi ghabt, und i hab mi gegen die Wand drehen müssn, Mr. Sangsby, und Mr. Jarnders hat si auch

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