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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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ham gsagt, daß die andern falsch beten, und ham nacher auch mit sich selbst gsprochn oder auf die andern gschimpft und net mit uns gesprochn. Mir habn nie nix gwußt. I habs net rauskriegen könnan, was s gmeint ham.«
    Er braucht lange dazu, um alles das zu sagen, und nur ein erfahrner und aufmerksamer Zuhörer kann sein Flüstern verstehen. Nach einem kurzen Rückfall in Betäubung oder Schlummer macht er plötzlich eine heftige Anstrengung, aus dem Bett zu kommen.
    »Bleib nur liegen! Was gibt's denn?«
    »I muß jetzt aufn Friedhof, Sir«, gibt Jo mit einem verstörten Blick zur Antwort.
    »Leg dich nur wieder hin und hör mich an. Was für einen Friedhof meinst du denn, Jo?«
    »Wo s n hinglegt ham. Er ist so gut zu mir gwesn. Es is Zeit, daß i auch auf n Friedhof geh, damit sie mi neben ihn legn. I möcht auch dortliegn. Er hat immer zu mir gsagt: 'Heut bin i so arm wie du, Jo', hat er gsagt. Ich muß eam sagn, daß i jetzt so arm bin wie er und kommen bin, ummi neben eam z legn.«
    »Das hat noch Zeit, Jo. Noch Zeit.«
    »Aber vielleicht möchten sie's net tun, wann i selber hinginget. Vielleicht möchten S mir versprechn, daß man mi neben ihn legt?«
    »Ich verspreche es dir!«
    »I dank Ihnan vielmals, Sir! Man wird erst den Gatterschlüssel holen müssen, sonst können s mi net einibriiign, s is immer verschlossn. Und a Stufn is dort, was i immer mit in Besen abkehrt hab. Es wird jetzt sehr dunkel, Sir. Kommt denn ka Licht?«
    »Gleich kommt Licht, Jo.«
    »...Ja, gleich.«
    Der Karren geht in Trümmer, und gleich ist der mühsame Weg zu Ende.
    »Jo, mein armer Junge!«
    »I kann Sie schon hörn, Sir. Aber dunkel is. I find Ihner Hand net. Lassen S mi Ihner Hand halten!«
    »Jo, kannst du nachsprechen, was ich dir sage?«
    »Alls, was S wolln, Sir, i weiß, daß s gut is.«
    »Vater unser!«
    »Vater unser... Ja, das is sehr gut, Sir.«
    »Der du bist im Himmel.«
    »Bist im Himmel... Kommt ka Licht, Sir?«
    »Gleich kommt es. – Geheiligt werde dein Name.«
    »Geheiligt werde – dein...«
    Endlich ist das Licht auf diesen dunkeln umnachteten Weg gefallen!
    Tot!
    Tot! Euer Majestät. Tot, Mylords und Gentlemen. Tot, Euer Ehrwürden aller Konfessionen. Tot, ihr Männer und Frauen mit himmlischem Erbarmen in euren Herzen.
    Ja, ja, so sterben sie rings um uns jeden Tag.

48. Kapitel
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf
    Das Schloß in Lincolnshire hat seine hundert Augen wieder geschlossen, und das Haus in der Stadt ist aufgewacht. In Lincolnshire träumen die Dedlocks der Vergangenheit in ihren Bilderrahmen, und leise seufzt der Wind durch den langen Salon, als ob die Toten regelmäßig atmeten im Schlaf. In der Stadt rasseln die Dedlocks der Gegenwart in ihren feueräugigen Karossen durch die Dunkelheit der Nacht, und die Dedlock-Merkure, Asche oder vielmehr Puder auf dem Haupt zum Zeichen ihrer großen Unterwürfigkeit, verdämmern die schläfrigen Morgenstunden in den kleinen Fenstern der Vorhalle. Die fashionable Welt – fast fünf Meilen im Umkreis – ist in voller Bewegung, und das Sonnensystem kreist um sie ehrfurchtsvoll in der gebührenden Entfernung.
    Wo das Gewühl am dichtesten ist, die Lichter am hellsten und den Sinnen mit dem größten Luxus gehuldigt wird, da ist Lady Dedlock. Sie fehlt nie auf der glänzenden Höhe, die sie erstürmt und erobert hat, wenn auch ihr alter Glaube, sie könne unter dem Mantel ihres Stolzes alles, was sie will, verbergen, verschwunden ist. Wenn sie auch nicht weiß, ob das, was sie den andern scheint, morgen noch sein wird, liegt es doch nicht in ihrem Naturell, sich schwach zu zeigen, solange neidische Augen auf sie gerichtet sind. Man sagt von ihr, sie sei in der letzten Zeit noch schöner und stolzer geworden. Der hinfällig aussehende Cousin sagt, sie sei »schön jenuch, um nem janzen Schock Weiber auf die Beene zu helfen, – aber sie is von ner dollen Sorte –, erinnere an – das ekliche Frauenzimmer, das im Schlaf – äh – Bett verläßt und im Hause – äh –rumfuhrwerkt – äh – Shakespeare«.
    Mr. Tulkinghorn sagt nichts.
    Weder mit Worten noch mit Blicken.
    Jetzt wie jemals sieht man ihn an den Türen der Säle mit dem locker umgebundnen weißen Halstuch mit der altmodischen Schleife. Er wird vom Hochadel begönnert und gibt kein Zeichen der Anerkennung von sich. Von allen Menschen möchte man von ihm am letzten glauben, er könne Einfluß auf Mylady haben. Von allen Frauen ist sie noch immer die letzte, der man zutrauen

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