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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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waren. Und es ist Ihnen doch selbst klar, daß Sie an diesem Abend dem zuwiderhandelten. Mein Himmel, Lady Dedlock, einfach zuwiderhandelten!«
    »Wenn ich in der Erkenntnis meines Geheimnisses...«
    Mr. Tulkinghorn unterbricht sie: »Ich muß bitten, Lady Dedlock, das ist eine Geschäftssache, und in einer solchen kann man die Worte nicht präzis genug wählen. Es ist nicht länger Ihr Geheimnis. Sie entschuldigen schon, aber darin liegt eben der Irrtum. Es ist mein Geheimnis, Sir Leicester und der Familie gegenüber. Wenn es Ihr Geheimnis wäre, Lady Dedlock, säßen wir nicht hier und hielten nicht diese Unterredung miteinander.«
    »Das ist sehr wahr, Mr. Tulkinghorn. Aber eben, weil ich das Geheimnis kenne, tue ich mein möglichstes, damit nicht auf ein unschuldiges Mädchen ein Schatten von der mir drohenden Schande fällt... Wenn ich an Ihre eigne Äußerung denke, als Sie meine Geschichte den versammelten Gästen in Chesney Wold erzählten, liegt doch das im Bereich der Möglichkeit. Ich habe also nach einem festen Entschluß gehandelt, und nichts in der Welt und kein Mensch auf Erden könnten mich darin wankend machen oder hätten mich bestimmen können, anders zu handeln.«
    – Sie sagt dies mit großer Überlegung und Deutlichkeit und ebenso leidenschaftlich, wie er selbst ist. –
    »Wirklich? Dann, Lady Dedlock«, entgegnet er ganz methodisch, als ob sie irgendein empfindungsloses Rad in seinen Machinationen sei, »müssen Sie selbst einsehen, daß kein Verlaß auf Sie ist. Sie selbst haben die Sache ganz unverschleiert dargestellt.«
    »Vielleicht werden Sie sich erinnern, daß ich hinsichtlich dieses Punktes, als wir damals in Chesney Wold miteinander sprachen, eine gewisse Angst an den Tag legte, Mr. Tulkinghorn?«
    »Ja«, sagt Mr. Tulkinghorn, steht gleichgültig auf und lehnt sich an den Kamin. »Ja. Ich erinnere mich, Lady Dedlock, daß Sie allerdings von dem Mädchen sprachen, aber das geschah, bevor wir unsre Übereinkunft trafen, und sowohl der Buchstabe wie der Geist unsrer Abmachung schließt jeden freien Schritt Ihrerseits, insofern er mit der Entdeckung, die ich gemacht habe, irgendwie zusammenhängt, vollständig aus. Darüber kann gar kein Zweifel bestehen. Sie sprechen von notwendiger Schonung des Mädchens, aber ich frage, welche Wichtigkeit oder welchen Wert hat diese Person? – Schonen! – Lady Dedlock, die Ehre eines Familiennamens steht auf dem Spiel! Man hätte doch denken sollen, der Weg hätte geradeaus, über alles hinweg, weder nach rechts noch nach links, gehen müssen, ohne Rücksicht auf irgend etwas zu nehmen, und ohne Schonung.«
    – Mylady hat bisher den Tisch angesehen und wendet dem Advokaten nun ihre Augen zu. Ein finsterer Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht, und man sieht, wie sie die Zähne zusammenbeißt. »Diese Frau versteht mich«, denkt Mr. Tulkinghorn, während sie wieder wegsieht. »Sie rechnet nicht auf Schonung. Warum schont sie andre?« –
    – Eine kleine Weile schweigen beide. Lady Dedlock hat keinen Bissen gegessen und nur ein paar Mal mit fester Hand einen Schluck Wasser genommen. Sie steht vom Tische auf, nimmt einen Lehnstuhl und legt sich darin zurück. Nichts in ihren Mienen drückt Schwäche aus oder bittet um Mitleid. Sie ist gedankenvoll auf sich selbst konzentriert. –
    »Diese Frau«, denkt Mr. Tulkinghorn, der jetzt vor dem Kamin steht und wieder als schwarzer Hintergrund ihr die Aussicht versperrt, »ist ein Studium.«
    Er studiert sie in Muße und spricht eine Zeitlang nicht. Auch sie grübelt über irgend etwas nach. Es ist so unwahrscheinlich, daß sie das erste Wort spräche, und wenn er auch bis Mitternacht noch dastünde, daß er sich schließlich genötigt sieht, das Stillschweigen zu brechen.
    »Lady Dedlock. Es bleibt uns noch der unangenehmste Teil dieser geschäftlichen Unterredung zu erledigen. Aber es ist eben eine Geschäftssache. Unsre Abmachung ist nicht eingehalten worden. Eine Dame von Ihrer Einsicht und Charakterstärke wird darauf vorbereitet sein, daß ich sie jetzt als aufgehoben erkläre und meinen eignen Weg gehen werde.«
    »Ich bin auf alles gefaßt.«
    Mr. Tulkinghorn verneigt sich.
    »Ich habe Sie mit nichts weiter mehr zu belästigen, Lady Dedlock.«
    Als er das Zimmer verlassen will, hält sie ihn noch mit der Frage zurück:
    »Das soll wohl die versprochne Benachrichtigung sein? Ich wünsche nicht, Sie mißzuverstehen.«
    »Nicht genau in dem Sinn, Lady Dedlock, wie ich Sie Ihnen zugesagt habe, da das

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