Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
sagte ich. »Ich bin überzeugt, sie würde mir alles sagen, was sie weiß. Es liegt mir so sehr am Herzen, die Dame zu finden. Sie können sich gar nicht denken, wie sehr. Wird Jenny bald hier sein? Wo ist sie?«
    In Liz' Mienen verriet sich deutlich der Wunsch, mir zu antworten, aber der Ziegelstreicher stieß fluchend mit seinem schweren Stiefel nach ihrem Fuße. Er überließ es Jennys Mann, zu sprechen; und nach einem verstockten Schweigen wendete mir dieser seinen zottigen Kopf zu.
    »Ich seh's nicht bsonders gern, wenn vornehmes Volk zu mir ins Haus kommt, wie ich Ihnen schon ein Mal gsagt hab, glaub ich, Miß. Ich lasse sie in ihren Wohnungen ungeschoren, und es ist doch merkwürdig, daß sie mich nicht in Ruh lassen wollen. Die möchten schön aufbegehrn, wenn ich sie bsuchen kommen möcht. Na, über Sie hab ich mich grad weiter net so zu beklagen wie über die andern; und ich will Ihnen eine höfliche Antwort gebn; aber das sag ich Ihnen gleich, i laß i mir net das Fell über die Ohren ziehen wie am Dachs. Ob Jenny bald hier sein wird, fragen S? Nein. Wo s is? Nach London is gangen.«
    »Gestern abend?«
    »Gestern abend? Ja, gestern abend«, gab er mit einem mürrischen Zurückwerfen des Kopfes zur Antwort.
    »Aber war sie da, als die Dame hier war? Und was hat die Dame zu ihr gesagt? Und wo ist die Dame hingegangen? Ich bitte und flehe Sie an, seien Sie doch so gut, es mir zu sagen. Es liegt mir sehr am Herzen, es zu erfahren«, sagte ich.
    »Wenn mein Mann mich sprechen lassen wollt; kein Wort, was an Schaden bringen könnt...« fing die Frau schüchtern an.
    »Dein Mann wird dir das Gnack umdrehn, wenn du dich in Sachen mischst, wo dich nix angehn«, unterbrach sie der Ziegelstreicher und zerbiß ingrimmig einen Fluch zwischen den Zähnen.
    Nach einer Pause antwortete mir Jennys Mann mit seinem gewohnten widerwilligen Brummen:
    »Ob Jenny dagwesen is, als die Dame hier war? Ja, sie is dagwesen. Was die Dame zu ihr gsagt hat? No, ich wills Ihnen sagn, was die Dame zu ihr gsagt hat. 'Sie erinnern sich doch, daß ich einmal hier war', hats gsagt, 'um mich nach der jungen Dame zu erkundigen, die Sie früher amal bsucht hat. Sie erinnern sich, daß ich Ihnen Geld für das Taschentuch gab, das sie daglassen hat.' Ja, mir ham uns dran erinnert. Und die andern auch. Dann hats gfragt, ob die junge Dame jetzt oben im Hause is. Na, sie is net im Haus, ham mir gsagt. Jetzt hören S weiter. Die Dame is ganz allein unterwegs gwesen, und dös is uns seltsam vorkommen, und hat gfragt, ob s leicht a Stunde dorten auf dem Platz, wo Sie jetzt sitzen, ausruhen könnt. Ja, dös könnt s, ham mir gsagt, und nacher hat s ausgruht. Und nacher is wieder weiter gangen. S hat so zwanzig Minuten nach elf oder zwölf Uhr sein können; wir ham hier ka Taschenuhr net, um nach der Zeit zu sehn, und a Schlaguhr scho gar net. Wo s hingangen is? I weiß net, wo s hingangen is. Sie is den an Weg gangen, und Jenny den andern; die ane is den Weg gradaus nach London gangen, und die andre grade entgegengsetzt. So, dös ist aus. Fragn S den da. Er hat alls mit angehört und a alls gsehn. Er weiß es.«
    »Dös is alls«, bestätigte Liz' Mann.
    »Weinte die Dame?«
    »Zum Teufel auch. Ihre Schuhe haben schlimm ausgsehen und ihre Kleider auch, aber gweint hat s net grad. I hab nix gsehn.«
    Liz saß mit übereinandergeschlagnen Armen und zu Boden gesenkten Augen da. Ihr Mann hatte seinen Stuhl ein wenig umgedreht, so daß er sie im Auge behalten konnte; und seine hammerähnliche Faust lag auf dem Tisch, als wäre er bereit, jeden Augenblick seine Drohung auszuführen, wenn sie ihm nicht gehorchte.
    »Ich hoffe, Sie werden nichts dawider haben, wenn ich Ihre Frau frage, wie die Dame aussah«, sagte ich.
    »No, sprich also!« rief er ihr mürrisch zu. »Du hörst, was sie sagt. Mach's kurz und sag's ihr.«
    »Schlecht«, entgegnete die Frau. »Bleich und erschöpft. Sehr schlecht.«
    »Sprach sie viel?«
    »Nicht viel; aber ihre Stimme war heiser.«
    Die Frau antwortete zwar, fragte aber beständig ihren Mann mit den Augen um Erlaubnis.
    »War sie sehr angegriffen? Hat sie hier etwas gegessen oder getrunken?«
    »Sprich!« sagte der Mann, Liz' Blick beantwortend. »Sag's ihr und mach's kurz.«
    »Sie hat etwas Wasser getrunken, Miß, und Jenny hat ihr Brot und Tee geholt. Aber sie hat's kaum angrührt.«
    »Und als sie von hier fortging...« fragte ich weiter, aber Jennys Mann unterbrach mich ungeduldig.
    »Wie s von hier fortgangen is, is s

Weitere Kostenlose Bücher