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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Jarndyce eines Morgens beim Frühstück einen Brief, sagte mit einem Blick auf die Adresse: »Ah! Von Boythorn«, öffnete ihn mit sichtlichem Vergnügen und las ihn.
    Ehe er noch damit zu Ende war, sagte er, Boythorn käme auf Besuch.
    »Wer ist Boythorn?« fragten wir alle. Und ich glaube, wir dachten auch alle – ich wenigstens tat es –, wird Boythorn vielleicht einen Einfluß auf das, was jetzt, vorgeht, ausüben?«
    »Ich bin mit Lawrence Boythorn in die Schule gegangen«, erzählte Mr. Jarndyce und legte den Brief auf den Tisch. Das sind jetzt mehr als fünfundvierzig Jahre. Er war damals der ungestümste Junge von der Welt und ist jetzt der ungestümste Mann. Er war damals der herzhafteste und wackerste Junge von der Welt und ist jetzt dasselbe als Mann. Er ist ein kolossaler Bursche.«
    »An Wuchs, Sir?« fragte Richard.
    »Auch in dieser Hinsicht, Rick. Er ist etwa zehn Jahre älter als ich und ein paar Zoll größer; er trägt den Kopf zurückgeworfen wie ein alter Soldat, die eiserne Brust frei heraus; Hände hat er wie ein Schmied, und Lungen!... Solche Lungen gibt es nur einmal. Mag er sprechen, lachen oder schnarchen, so zittern die Balken des Hauses.«
    – Wie sich Mr. Jarndyce an dem Bilde seines Freundes Boythorn erfreute, bemerkten wir als günstiges Omen, daß sich nicht das mindeste Anzeichen von Ostwind zeigte. –
    »Aber eigentlich meine ich die Seele des Mannes, das warme Herz, die Leidenschaftlichkeit, das feurige Blut des Mannes, Rick und Ada und auch du, kleine Spinnwebe, denn euch alle wird der Besuch interessieren. Seine Sprache ist so volltönend wie seine Stimme. Er bewegt sich immer in Extremen; er kommt nicht aus dem Superlativ heraus. In seinen Verdammungsurteilen kennt er keine Grenzen. Nach seinen Reden könnte man ihn für einen Menschenfresser halten, und ich glaube, einige Leute halten ihn auch dafür. So! Ich sage euch für jetzt nichts weiter von ihm. Ihr dürft euch nicht wundern, wenn er mich wie seinen Schützling behandelt, denn er kann nicht vergessen, daß ich in der Schule einer von den Kleinsten war und unsre Freundschaft damit begann, daß er meinem Obertyrannen vor der Frühstückspause zwei Zähne (er sagt sechs) ausschlug. Boythorn und sein Bedienter«, sagte er zu mir gewendet, »werden heute nachmittag hier eintreffen, liebe Esther.«
    Ich trug Sorge, daß die nötigen Anstalten für Mr. Boythorns Empfang getroffen wurden, und wir sahen neugierig seiner Ankunft entgegen. Der Nachmittag verging jedoch, und er erschien nicht. Die Speisestunde kam, und er erschien immer noch nicht. Das Essen wurde eine Stunde verschoben, und wir saßen um den Kamin, ohne ein andres Licht als seine Glut, als das Haustor plötzlich aufgerissen wurde und die Halle von einer Stentorstimme erdröhnte, die mit größter Heftigkeit rief:
    »Jarndyce, ein gottvergessener Schurke hat uns einen falschen Weg gewiesen. Rechts statt links. Er ist der bodenloseste Halunke, den die Erde trägt. Sein Vater muß ein vollendeter Schuft gewesen sein, daß er so einen Sohn bekommen konnte. Ich würde den Kerl ohne den leisesten Gewissensbiß erschießen lassen.«
    »Hat er es absichtlich getan?« hörten wir Mr. Jarndyce fragen.
    »Ich zweifle nicht im geringsten, daß der Schurke sein ganzes Leben lang nichts andres getan hat, als Reisende irrezuführen. Bei meiner Seele, er kam mir wie der falscheste Hund, den ich je gesehen, vor, als er uns riet, rechts zu fahren. Und dennoch hab ich dem Kerl gegenübergestanden, Auge in Auge, und ihm nicht das Gehirn herausgeschlagen.«
    »Zähne, meinst du«, sagte Mr. Jarndyce.
    »Hahaha!« lachte Mr. Lawrence Boythorn, daß die Wände zitterten. »Was, das hast du immer noch nicht vergessen? Hahaha!... Das war auch so ein unglaublicher Schuft! Bei meiner Seele, das Gesicht dieses Kerls war schon damals das schwärzeste Bild der Hinterlist, Feigheit und Grausamkeit, das man nur als Vogelscheuche in einem Felde von Halunken hätte aufstellen können. Und wenn ich morgen diesem beispiellosen Despoten auf der Straße begegnete, ich würde ihn fällen wie einen verfaulten Baum.«
    »Ich zweifle nicht im geringsten«, sagte Mr. Jarndyce, »aber willst du nicht heraufkommen?«
    »Bei meiner Seele, Jarndyce« – der Gast schien auf die Uhr zu sehen – »wenn du verheiratet wärst, würde ich lieber an der Gartentür umgekehrt sein und auf die entlegensten Gipfel des Himalayagebirges gegangen, als daß ich mich zu solch unpassender Stunde eingefunden

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