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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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sie mit einer Mischung von Scheu und Verehrung als Stapelplatz für die Folterwerkzeuge der Gesetzeskunde betrachtet, als einen Ort, den man nicht ohne Gefahr betreten darf, wenn das Gas abgedreht ist.
    Mr. Snagsby erscheint: fettig, warm, teeduftend und kauend. Er würgt einen Bissen Butterbrot hinunter und sagt: »Herrschaft! Mr. Tulkinghorn!«
    »Ich möchte ein Wort mit Ihnen sprechen, Snagsby!«
    »Ich bitte sehr, Sir. Mein Gott, Sir, warum haben Sie Ihren jungen Mann nicht nach mir geschickt? Bitte, kommen Sie nach hinten, Sir.«
    – Snagsbys Gesicht strahlt. –
    Das Hinterstübchen, in dem Pergamentgeruch vorherrscht, ist Ablage, Comptoir, Kopierbureau zugleich.
    Mr. Tulkinghorn setzt sich nieder auf einen Stuhl beim Schreibpult und blickt umher.
    »Jarndyce kontra Jarndyce, Snagsby.«
    »Zu dienen, Sir.«
    Mr. Snagsby dreht das Gas auf und hüstelt hinter der Hand und überschlägt im Geiste den Gewinn. Als schüchterner Mann ist Mr. Snagsby gewohnt, auf verschiedene Art zu hüsteln, um Worte zu sparen.
    »Sie kopierten neulich einige Affidavits in dieser Sache.«
    »Zu dienen, Sir.«
    Die festverschlossene, nie zu öffnende Auster der alten Schule greift in die falsche Rocktasche und sagt:
    »Eins war darunter, dessen Handschrift eigentümlich ist und mir fast gefällt. Da ich gerade vorbeiging und dachte, ich hätte es bei mir, trat ich herein, um Sie zu fragen... Aber ich habe es nicht bei mir. Macht nichts, die Sache hat keine Eile... Ah! Da ist es!... Ich trat herein, um Sie zu fragen, wer es kopiert hat.«
    »Wer das kopiert hat, Sir?« Mr. Snagsby nimmt das Heft, legt es flach aufs Pult und blättert die Seiten mit einem den Schreibmaterialienhändlern eigentümlichen Griff der linken Hand um.
    »Wir haben es außer Hause schreiben lassen, Sir. Wir ließen damals gerade ziemlich viel außer Hause schreiben. Ich brauche aber bloß in meinem Buch nachzusehen, wer es kopiert hat.«
    Mr. Snagsby nimmt sein Buch aus dem Schrank, würgt noch ein Mal an dem Bissen Butterbrot, der unterwegs stecken geblieben zu sein scheint, beäugt das Affidavit von der Seite und fährt mit dem rechten Zeigefinger die Seite im Buch hinunter.
    »Jewby... Packer... Jarndyce. Jarndyce! Da ist es, Sir. Richtig! Ich hätte es gleich wissen können. Das ist von einem Schreiber, der nicht weit von hier auf der andern Seite der Gasse wohnt.«
    Mr. Tulkinghorn hat den eingetragenen Namen längst vor dem Law Stationer erblickt und gelesen, während dieser noch mit dem Finger die Seite entlang fuhr.
    »Wie heißt er? Nemo?« fragt Mr. Tulkinghorn.
    »Nemo, Sir. Hier ist es. Folio Nr. 42. – Übergeben Mittwoch abends um acht Uhr, abgeliefert Donnerstag früh halb zehn Uhr.«
    »Nemo?« wiederholt Mr. Tulkinghorn. »Nemo heißt auf lateinisch Niemand.«
    »Dann muß es auf englisch Jemand heißen.« Mr. Snagsby hüstelt unterwürfig. »Jemand heißt so. Hier steht es. Sie sehen, Sir! Folio 42. Übergeben Mittwoch abends acht Uhr, abgeliefert Donnerstag früh halb zehn.«
    Mr. Snagsby erspäht, daß Mrs. Snagsbys Kopf zur Tür hereinguckt, um zu sehen, was dieses Wegbleiben vom Tee bedeuten soll. Mr. Snagsby richtet ein erklärendes Husten an Mrs. Snagsby, das soviel sagen soll wie: Lieber Schatz, ein Kunde!
    »Halb zehn, Sir«, wiederholt Mr. Snagsby. »Unsre Advokatenschreiber, die auf Stück arbeiten, sind sonderbare Leute; und Nemo ist vielleicht nicht sein wahrer Name, aber er ist unter dem Namen bekannt. Ich erinnere mich jetzt, Sir, daß er ihn selbst in einem geschriebenen Anschlag in den verschiedenen Gerichtskanzleien unten so angibt. Sie kennen diese Art Anschläge, Sir – 'Bitte um Beschäftigung' usw.«
    Mr. Tulkinghorn blickt durch das kleine Fenster in den Hof von Coavins, dem Polizeiamt, wo Lichter Coavins Fenster erhellen. Coavins Kaffeezimmer führt nach hinten hinaus, und die Schatten mehrerer schuldenbedrängter Gentlemen bewegen sich hinter den Gardinen.
    – Mr. Snagsby benützt die Gelegenheit, um ein wenig den Kopf zu wenden, sich über die Achsel nach seiner kleinen Gattin umzusehen und mit den Lippen Zeichen zu geben: Tul-king-horn – reich – gro-ßer –Einfluß. –
    »Haben Sie den Mann schon früher beschäftigt?« fragt Mr. Tulkinghorn.
    »Gewiß, ja, Sir, zu dienen. In Arbeiten von Ihnen.«
    »Ich dachte an wichtigere Dinge und habe vergessen, wo er wohnt.«
    »Über der Gasse drüben, Sir! Er wohnt eigentlich« – wieder würgt Mr. Snagsby, als ob er den Bissen Butterbrot nicht herunter

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