Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet
starten sollte. Was sollte ich tun? Ich schaute mir die Anzeige noch einmal an, entdeckte eine Kontaktnummer und griff sofort zum Telefon. Zu allem Unglück sprach Richard Guardian, der Mann am anderen Ende, nur Englisch, und ich versuchte ihm in meinem gebrochenen Englisch klarzumachen, wer ich war und dass ich diesen Film unbedingt im deutschsprachigen Raum vertreiben müsste. Dazu bräuchte ich natürlich erst einmal eine Kopie des Films.
Mein Gesprächspartner zögerte, denn anscheinend war ihm meine Begeisterung nicht ganz geheuer. Er sagte zunächst, er habe keine Zeit. Ich insistierte weiter, erklärte ihm, dass ich um 19.00 Uhr meinen Flug nach Hause erwischen müsse und so weiter. Schließlich gab er nach und meinte, er habe zwischen zwei Terminen noch zehn Minuten Zeit, ob ich nicht zu ihm kommen könne.
Natürlich konnte ich! Natürlich wollte ich! Ich musste ja! Also flitzte ich wie ein geölter Blitz dort hin, traf ihn und plauderte mit ihm. Und wie das in Unterhaltungen mit Amerikanern so üblich ist, hatten wir uns nach etwa 30 Sekunden bereits unsere ganzen Lebensgeschichten erzählt. Ich erzählte, wie ich meinen ersten Film produziert hatte, und er erzählte mir, was der Regisseur des Films, William Arntz, bei der Herstellung erlebt hatte. Interessanterweise waren diese beiden Geschichten fast deckungsgleich.
Zum Glück fehlt es mir ja nicht an gesundem Selbstvertrauen – was Amerikaner besonders schätzen –, und so erklärte ich ihm im Brustton der Überzeugung, ich sei der Einzige, der diesen Film im deutschsprachigen Raum herausbringen könne. »Vertrauen Sie mir, ich mache das!«, sagte ich zu ihm (natürlich auf Englisch: »Trust me, I’ll do it!«). Er war nicht so überzeugt wie ich, aber er versprach mir darüber nachzudenken und nach circa einem halben Jahr hatte ich dann tatsächlich die Rechte bekommen.
Und das, obwohl ich ihm keine Riesensummen anbieten konnte, denn immerhin stand meine Firma ja kurz vor dem Bankrott. Aber ich konnte ihm etwas anderes bieten: aufrichtiges Engagement und ehrliche Begeisterung. Das führte dazu, dass die amerikanischen Produzenten sich letztlich entschieden, mir ihr »Baby« anzuvertrauen.
Bleep – das Werk finsterer Mächte?
Nie hätte ich mit dem Riesenerfolg gerechnet, den Bleep auch bei uns haben würde, aber noch weniger hätte ich damit gerechnet, wie viele Menschen plötzlich auftauchen würden, die versuchten, mir den Film madig zu machen. »Was für ein Schwachsinn, einen Film zu einem dermaßen komplizierten Thema herauszubringen. Das interessiert doch keinen Menschen. Das will doch keiner sehen! Da gehen doch höchstens ein paar durchgeknallte Wissenschaftsfreaks hin.«
Andere Kritiker brachten den Film und mich sofort in Verbindung mit einer Sekte. Mir wurde unterstellt, dass ich ein Seelenfänger sei, der Leute in Seminare locken und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen wollte. Mir wurden sogar Verbindungen zu den Scientologen unter stellt, die ja nun wirklich überhaupt nichts mit Bleep zu tun haben. Ich wurde verdächtigt, die Zuschauer mit unterschwellig in den Film eingebauten Suggestionen zu willenlosen Werkzeugen finsterer Mächte machen zu wollen. Kurz: Der Wahnsinn galoppierte frei durch die deutschen Lande. Nie hätte ich gedacht, dass mir eine solche Feindschaft entgegenschlagen könnte.
Jemand verschickte sogar eine Pressemitteilung, in der ausdrücklich davor gewarnt wurde, diesen Film anzuschauen. Selbst an Kinos wurde diese »Mitteilung« verschickt, und sie wurden darin aufgefordert, den Film zu boykottieren. Als mich daraufhin verschiedene Zeitungen anriefen, wurde ich mir einen Moment lang selbst unsicher und fragte mich, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Brachte ich meine Familie in Gefahr, nur weil ich einen Film vertreiben wollte, der widerspiegelte, was ich in meiner buddhistischen Meditationspraxis selbst erfahren hatte? Setzte ich die Menschen, die mir lieb waren, unnötigen Gefahren aus, nur um mit anderen Menschen zu teilen, was ich selber verspürte?
Ich war ziemlich ratlos und das, obwohl ich mir über meine Motive vollkommen im Klaren war: Ich wollte Menschen helfen weiterzukommen. Ich wollte Menschen helfen, sich selbst zu erkennen und sich weiterzuentwickeln. Was sollte daran falsch sein? Ich war verunsichert und diskutierte tage- und nächtelang mit meiner Frau und meinem Team. Wir sahen uns den Film immer und immer wieder an und suchten nach Hinweisen, ob an den Vorwürfen
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