Bleib doch, liebes Hausgespenst!
hängt!“
Monika ließ sich von dem kleinen Sessel gleiten. „Also dann, gute Nacht, Schwesterherz. Aber mach mich nicht dafür verantwortlich, wenn Amadeus dir noch eine Weile Gesellschaft leistet. Du hast ihn gereizt... nicht ich!“
„Raus!“ schrie Liane und warf die Bürste hinter ihr her. Aber sie traf Monika nicht damit, sondern die Bürste kehrte, wie beim erstenmal, ganz schnell in einem großen Bogen zu ihr zurück.
„Viel Spaß noch!“ rief Monika ihr zu. „Ich glaube, ich „...und sie betonte das ich, „...habe eine ruhige Nacht vor mir!“ Und so war es auch. In dieser Nacht ließ Amadeus sich nicht bei Monika blicken. Liane dagegen erschien unausgeschlafen und mit verschwollenen Augen am Frühstückstisch. Monika bekam auf ihre mitfühlenden Fragen keine Antwort.
Gewöhnlich pflegten die Schmidts sich am Sonntag vormittag auszuschlafen und dann ein spätes, dafür aber kräftiges Frühstück zu sich zu nehmen, das ihnen das Mittagsbrot ersetzte. Am nächsten Sonntag aber versammelten sich alle, ohne daß es vorher abgesprochen war, schon um neun Uhr in der großen gemütlichen Küche mit dem rot gefliesten Boden und dem freistehenden Herd. Nur Peter war nicht dabei, er hatte es vorgezogen, bei Georg zu übernachten. Gemeinsam bereiteten sie sich das Frühstück, und gemeinsam räumten sie anschließend auf.
„Alles für deinen Freund, Liane“, sagte Herr Schmidt augenzwinkernd, „er soll doch einen guten Eindruck von uns bekommen.“
„Ach, ihr könnt mich doch mal!“ erwiderte Liane unfreundlich.
„Was?“
„Im Mondschein begegnen!“
Monika war nahe daran, sich für Lianes Freund feiner als gewöhnlich anzuziehen. Sie hatte ihren blauen Faltenrock schon in der Hand. Aber dann sagte sie laut: „Quatsch!“ — und angelte sich frisch gewaschene Jeans aus ihrem Schrank. Auch wenn Lianes Freund noch so nett war, würde er sich bestimmt nicht für sie interessieren.
Als sie wieder herunterkam, stellte sie mit Befriedigung fest, daß ihr Vater, wie immer, wenn er zu Hause war, keine Krawatte trug und sich seine Tweedjacke mit den Lederflecken auf den Ellbogen angezogen hatte. Die Mutter jedoch hatte es sich nicht nehmen lassen, ein hübsches Kleid anzuziehen, und sie hatte sich auch leicht geschminkt.
„Wie ich sehe, hast du dich fein gemacht, Hildchen!“ neckte Herr Schmidt sie.
„Du siehst ganz richtig. Wie du selber vorhin sagtest: Unser künftiger Schwiegersohn soll doch einen guten Eindruck von uns haben.“
„Tut mir leid, es dir sagen zu müssen... aber du erweckst den falschen Eindruck.“
„Wieso?“ fragte die Mutter ganz bestürzt.
„Du wirkst überhaupt nicht wie eine Schwiegermutter, sondern hundejung!“
„Soll ich das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen?“
„Selbstverständlich als Kompliment.“
Dann begann das große Warten. Monika hatte Bodo und Kaspar versorgt und konnte nun nur noch in der Wohndiele herumsitzen. Normalerweise hätte sie schon etwas zu tun gewußt. Sie wäre mit Bodo spazierengeritten. Doch heute wollte sie auf keinen Fall den Auftritt von Lianes Verehrer verpassen. Sie hielt sich ein Buch unter die Nase. Aber obwohl die Geschichte, die sie angefangen hatte, sehr spannend war, konnte sie sich nicht darauf konzentrieren.
Auch Herr Schmidt beschäftigte sich nicht so gründlich wie gewöhnlich mit der Sonntagszeitung. „Wollen wir eine Partie Halma spielen?“ schlug er vor.
Dazu war Monika gleich bereit. „O ja!“ rief sie, sprang auf und holte das Spiel aus dem Schrank.
Sie hatten die Figuren gerade aufgesetzt, als es an der Haustür klingelte.
Wie elektrisiert sprang Monika auf. „Das wird er sein! Soll ich?“
„Aber ja! Mach ihm auf!“
Monika lief zur Haustür, wobei sie laut nach oben rief: „Liane! Liane! Komm runter! Er ist da!“
Sie riß die Haustür auf. Vor ihr stand ein junger Mann mit aschblondem, fast schulterlangem Haar, einer hohen Stirn und schmalen Lippen. Außer der dicken Hornbrille, die er trug, war nichts Bemerkenswertes an ihm. Monika hatte sich den Mann, an den ihre hübsche Schwester ihr Herz verloren hatte, sehr viel interessanter vorgestellt. Sie konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen.
„Sie sind also...?“ fragte sie.
Jetzt errötete er auch noch. Monika, die selber bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit rot wurde, fand das bei diesem erwachsenen Mann doch ziemlich lächerlich.
„Mein Name ist... Walt Spiel“, sagte er.
„Dachte ich mir’s!“ erwiderte
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