Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
Monika. „Bitte, legen Sie ab!“
    Der junge Mann versuchte aus seinem Regenmantel zu kommen, wobei ihm der in Papier gehüllte Blumenstrauß ziemlich im Wege war.
    „Geben Sie her!“ Monika wollte ihm die Blumen abnehmen.
    „Aber ich muß erst noch .'„...es gehört sich nicht“...Walt Spiel umklammerte den Strauß.
    „Was?“ fragte Monika.
    „Man muß Blumen erst auswickeln, bevor man sie...“
    „Das können Sie doch noch hinterher!“
    Liane kam die Treppe heruntergesaust. „Walt, o Walt!“ rief sie strahlend. „Ich bin so glücklich, daß du gekommen bist!“
    „Aber das hatten wir doch ausgemacht!“ Der junge Mann wurde immer verwirrter.
    „Ja, natürlich, aber trotzdem... es ist ein großer Tag in unserem Leben!“
    „Ganz bestimmt!“ sagte Monika. „Ihr werdet euren Kindern und Kindeskindern noch davon berichten!“
    „Halt’s Moi!“ fuhr Liane sie an — was in anderen Landesstrichen soviel wie „Halt die Klappe!“ oder „Halt die Schnauze!“ geheißen hätte.
    „Aber was hast du denn? Ich versuche deinem Freund ja nur zu helfen! Vielleicht gibt er dir seinen Strauß!“
    „Ja, gib schon her, Walt!“
    „Aber er ist nicht für dich, sondern für deine Mutter!“
    „Den kannst du ihr ja gleich auch feierlich überreichen. Jetzt gib ihn her, damit du endlich aus deinem Mantel kommst.“
    Das wirkte. Liane erhielt den Strauß und Monika den Mantel, den sie über einen Bügel hing. Aber gleich darauf nahm er Liane die Blumen wieder ab und begann sie aus ihrer Umhüllung zu befreien.
    „Es war schwierig, sie am Sonntag zu besorgen“, sagte er mit leichtem Vorwurf in der Stimme, „ich mußte extra zum Bahnhof fahren.“
    „Du Ärmster!“ Liane war ganz Mitgefühl. „Daß du dir so viel Umstände machen mußtest. Meine Mutter hätte dich bestimmt auch ohne Blumen herzlich aufgenommen.“
    „Aber ich weiß doch, was sich gehört.“
    „Daran zweifelt ja niemand.“
    Walter Spiel war es gelungen, die Umhüllung von seinem Strauß zu entfernen. Rote und weiße Nelken kamen ans Licht. Das Papier hatte er zusammengeballt und wußte nicht recht, wohin damit.
    Monika nahm es ihm ab.
    Jetzt kam auch Frau Schmidt aus der Küche. „Die hübschen Blumen!“ rief sie. „Sind sie für mich? Das ist sehr lieb von Ihnen, Herr... aber ich darf doch wohl Walt sagen? Sehr lieb von Ihnen, Walt! Ich werde gleich eine Vase für sie suchen.“
    Es war dem jungen Mann anzusehen, wie erleichtert er war, daß dieser Programmpunkt ohne Schwierigkeiten abgewickelt war.
    Einen Augenblick dachte Monika daran, die Mutter in die Küche zu begleiten. Aber dann unterließ sie es doch. Sie wollte lieber dabei bleiben und keine Sekunde des Auftritts von Lianes Verehrer versäumen.
    „Komm, Walt“, sagte Liane und faßte ihn beim Arm, „ich will dich mit meinem Vater bekannt machen.“
    Jetzt, da er seinen Mantel abgelegt hatte, sah man, daß Walter Spiel sehr schlank, eigentlich schon eher dünn war. Er trug eine hellbraune Hose, die von einem Gürtel gehalten wurde, und eine karierte Jacke. Um den Kragen seines leicht getönten Hemdes hatte er eine braune Krawatte gebunden. Daran war er aber anscheinend nicht gewöhnt, denn er drehte den hageren Hals unbehaglich hin und her.
    „Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen meine Aufwartung mache“, sagte er zu Herrn Schmidt, „Liane hat mir gesagt...“
    „Das ist mein Freund Walt!“ rief Liane dazwischen. „Herr Walter Spiel!“
    Herr Schmidt hatte die Halmafiguren inzwischen weggeräumt. Er streckte dem jungen Mann die Hand entgegen. „Herzlich willkommen, junger Freund! Nehmen Sie doch Platz!“
    Walter Spiel ließ sich auf der vorderen Kante eines Sessels nieder. „Ich bin gekommen... äh „...mit zwei Fingern fuhr er sich in seinen Kragen, um ihn zu lockern, „...ich wollte sagen, ich... die Sache ist die „Ich glaube, wir sollten zuerst mal ein Glas miteinander trinken!“ schlug Herr Schmidt vor. „Bitte, Liane, hol die Flasche und zwei Gläser!“
    Liane lief zu dem alten, reich geschnitzten Schrank. Monika hatte es sich auf der Sessellehne ihres Vaters bequem gemacht und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. In seiner Verlegenheit erschien er ihr äußerst komisch.
    Liane kam mit der Flasche und den Gläsern zurück und ließ es sich nicht nehmen, selber einzuschenken. „Auf dein Wohl, Walt!“ sagte sie, als sie ihm sein Glas reichte.
    „Ja, Prost, Herr Spiel!“ sagte der Vater. „Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohl fühlen!“ Er

Weitere Kostenlose Bücher