Bleib für immer!: Roman (German Edition)
künftigen Hochzeiten Brautjungfer sein musst!«
Erst nach dem Fototermin kann ich einen Blick auf die ausgebesserte Sitzordnung erhaschen und sehen, auf was ich mich da eingelassen habe.
Sie haben mich neben Jack und Valentina platziert.
11
W IE KANN ES SEIN, dass hier und heute neunzig Gäste anwesend sind und es mir gelingt, neben Valentina und ihre Trophäe gesetzt zu werden?«, frage ich. »Habe ich in meinem letzten Leben Katzenbabys gequält oder was?«
Charlotte versucht, nicht zu lächeln. »So schlimm ist sie auch wieder nicht. Ich glaube, sie ist eher unsicher.«
Beide drehen wir den Kopf in Valentinas Richtung.
»Kelly Brook?«, hört man sie gerade laut einen der Kellner fragen. »Ach, das ist ja lustig, normalerweise sagen die Leute mir immer, ich sähe aus wie Angelina Jolie …«
»Ich weiß , dass sie nicht so schlimm ist«, sage ich. »Aber unsicher? Sie könnte nicht sicherer sein, wenn sie ein Vorhängeschloss umhängen hätte und vom Geheimdienst bewacht würde.«
Charlotte kichert.
»Egal, mal sehen, wer bei dir am Tisch sitzt. Oh, du Glückliche!« Ich stupse sie.
Charlotte wurde neben Jim gesetzt, Graces Lieblingscousin. Er macht eine Ausbildung als Kameramann bei der BBC und wurde heute eingespannt, um das Hochzeitsvideo zu drehen. Zwar ist er ein oder zwei Jahre jünger als wir, aber dafür einer der nettesten Menschen, die man jemals zu treffen hoffen könnte. Insgeheim fand ich schon immer, er wäre der perfekte Mann für Charlotte.
»Jim ist großartig, weißt du«, sage ich wenig subtil zu ihr.
Charlotte errötet und dreht den Kopf weg. Das passiert ihr ständig – oft auch aus wenig ersichtlichen Gründen -, und ich weiß, dass dieser Reflex sie zur Verzweiflung treibt. Jedes Mal, wenn ihr das Blut in den Kopf schießt, liegen ihre gesamten Gedanken und Gefühle offen vor der Welt ausgebreitet. In diesem Fall müsste ich mich schon sehr täuschen, wenn sie nicht ein bisschen verknallt ist.
»Was ist denn?«, sage ich behutsam. »Du kennst Jim doch, oder?«
»Ähm, ja. Ich habe ihn schon ein oder zwei Mal getroffen.«
»Findest du ihn nicht nett?«, ergänze ich.
»Hmm.« Ihre Wangen haben jetzt die Farbe eines besonders vollmundigen Valpolicella.
»Du könntest es weit schlimmer treffen«, sage ich.
»Ich weiß gar nicht, was du meinst.« Jetzt nestelt sie an den Schnüren ihrer Handtasche.
»Charlotte, so was musst du mir doch nicht verheimlichen.« Ich nehme ihre Hand. Aber trotzdem sieht sie noch aus wie eine Halbwüchsige bei einem elterlichen Plausch über Empfängnisverhütung.
»Ich kann ja ein paar Andeutungen machen, wenn du willst«, erbiete ich mich, als sie nicht reagiert.
»Nein!«, kommt es wie aus der Pistole geschossen. »Bitte nicht, Evie.«
»Ist ja gut.« Ich lasse sie in Ruhe. Fürs Erste.
Ich weiß nur zu gut, dass Charlotte, wenn sie sich zu sehr aufregt, imstande ist, nie wieder mit Jim auch nur zu sprechen. Das arme Mädchen ist definitiv auf mein Eingreifen angewiesen, daran hege ich keinen Zweifel. Bisher hatte Charlotte erst einen einzigen Freund, Gordon, einen Spezialisten für Dämmtechnik, der tatsächlich nicht ein einziges interessantes Merkmal aufzuweisen hatte. Sein alleiniges Talent bestand darin, dass er einem ungefragt jeden nur erdenklichen Unterschied zwischen Trocken- und Nassfäule aufzählen konnte. Und deren gibt es vielfältige, so viel sei gesagt. Das ist allerdings schon Jahre her, und Charlotte ist mehr als überfällig für eine Romanze.
Bevor wir uns zum Essen setzen, gehe ich mir noch die Nase pudern und mich vergewissern, dass in meinem Ausschnitt keine verirrte BH-Einlage, in meinen Schneidezähnen kein Spinat und mein Rock nicht versehentlich in der Unterhose hängt. Dann atme ich tief durch und mache mich auf den Weg ins Festzelt und auf die Suche nach Tisch fünf. Jack sitzt schon dort.
Ich spiele mit dem Gedanken an einen kleinen Umweg, um mich nicht mit ihm allein unterhalten zu müssen, aber er sieht mich und hebt lässig eine Augenbraue zum Zeichen des Erkennens.
O nein – hilf mir doch jemand. Jetzt habe ich Valentinas Augenschmaus am Hals.
12
D A IST JA DIE BRAUTJUNGFER mit der imposanten Stimme«, begrüßt mich Jack aufgeräumt, als ich zum Tisch komme.
Ich sollte froh sein, dass er diesen und nicht den früheren Vorfall zu erwähnen beliebt. Trotzdem kann ich eine leichte Verärgerung in der Stimme nicht unterdrücken.
»Darf ich das jetzt nie wieder vergessen?«, frage ich.
»Ich
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