Bleib für immer!: Roman (German Edition)
dicke blonde Haar. Grace blickt stolz zu ihm auf.
»Ich möchte sowohl in meinem Namen als auch im Namen meiner … Frau «, fängt er grinsend an, »sagen, wie erfreut ich bin, dass so viele von euch heute kommen konnten. Grace und ich sind jetzt seit sieben Jahren zusammen, und ich kann ehrlich sagen, dass ich mir jeden Tag denke, was für ein Glück sie hatte, mich zu treffen …«
Der gesamte Raum bricht in Gelächter über den ersten von vielen noch folgenden Kalauern in Patricks Rede aus.
Erst gegen Ende seiner Ansprache spüre ich, dass mich jemand ansieht. Ich drehe den Kopf etwas und begegne Jacks Blick, zum dritten Mal an diesem Tag. Noch im selben Moment weiß ich, dass das albern ist. Seine Begleitung sitzt direkt neben ihm, und ich habe längst entschieden, dass ich kein Interesse habe. Definitiv kein Interesse.
Aber ich kann mich nicht vom Anblick seines unbestreitbar schönen Gesichts losreißen, als die Andeutung eines Lächelns – eines Lächelns, das ich fast als Flirten bezeichnen möchte – auf seinen Lippen erscheint. Das Publikum bricht nach Patricks Rede in tosenden Beifall aus, und Jack und ich wachen auf aus unserer … was auch immer das gerade war .
Als der Applaus verebbt, lässt Valentina ihre Konzentration einen Augenblick lang schleifen, und Jack ergreift die Gelegenheit beim Schopfe.
»Warst du schon mal Brautjungfer?«, fragt er mich.
»Nein. Du?«
»Ich fürchte nicht«, lächelt er. »Ich war einmal Ringträger. Aber Samtkniebundhosen und Fliege sind nicht besonders attraktiv, wenn man fünfzehn ist. Hat mich nicht so begeistert.«
Ich muss lachen. »Tja«, sage ich, »es ist eben die eiserne Regel bei Hochzeiten, dass alle anderen Beteiligten furchtbar aussehen müssen, um der Braut nicht die Schau zu stehlen.«
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Und was ist dann bei dir schiefgelaufen?«
Bevor ich mir noch eine Entgegnung darauf ausdenken kann, zerrt Valentina ihn an der Hand vom Tisch hoch.
»Du hast Braut und Bräutigam noch nicht anständig kennengelernt«, erklärt sie energisch.
Es ist verblüffend, wie sie im einen Moment wie ein geistig minderbemitteltes Häschen klingen kann und im nächsten wie eine gestrenge englische Gouvernante. Jack bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen, obwohl ich sicher bin, ein leichtes Stirnrunzeln seinerseits wahrzunehmen.
»Also, Evie«, unterbricht Onkel Giles meine Gedanken. »Du hattest dich vorhin nach Gewehrläufen erkundigt.«
Hab ich das?
Die nächsten zehn Minuten verbringe ich damit, mich von Onkel Giles loszueisen, und als es mir schließlich gelingt, marschiere ich schnurstracks auf die Damentoilette, wo ich auf jeden Fall in Sicherheit bin. Grace ist auch schon dort, und wir gehen in nebeneinanderliegende Kabinen.
»Jack ist gar nicht so übel, oder?«, brüllt sie zu mir rüber.
Ich zögere. Wie soll man mit dieser Frage umgehen?, überlege ich. Jack ist definitiv gar nicht so übel, aber er hat einen schweren Haken.
»Er ist total Valentinas Typ«, sage ich daher etwas abweisend.
Grace macht eine Pause. »Was, du meinst dumm?«, fragt sie. »Glaube ich eigentlich nicht. Val behauptet, er habe einen Einser-Abschluss aus Oxford und sei jetzt Geschäftsleiter irgendeiner Entwicklungshilfeorganisation.«
Schweigend rolle ich etwas Klopapier ab. Okay, dann war er eben auf einer Nobeluniversität und hat einen guten Job. Das bedeutet nur, dass er keinen gesunden Menschenverstand hat.
»Evie?«, fragt Grace.
»Ja?«
»Ach nichts, du bist nur so still geworden.«
Gleichzeitig kommen wir aus unseren Kabinen heraus, und sie sieht mich an, die Augen anklagend zusammengekniffen.
»Was denn?«
»Du findest ihn gut«, sagt sie.
Ich gebe mich so entrüstet wie jemand, der fälschlicherweise beschuldigt wird, im Aufzug gefurzt zu haben. »Das stimmt nicht!«, protestiere ich und marschiere zum Waschbecken.
»Ist ja gut, dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Aber erzähl es um Gottes willen nicht Valentina. Sie hat schon genug rumgenervt, weil sie nicht Brautjungfer sein durfte. Wenn du dich jetzt mit ihrem Kerl aus dem Staub machst, dreht sie völlig durch.«
»Grace, ich habe nicht die leiseste Absicht, mich mit irgendjemandem aus dem Staub zu machen«, entgegne ich leicht aufgebracht. »Falls es dir entgangen sein sollte: Du hast es geschafft, drei Exfreunde von mir zu dieser Hochzeit einzuladen. Deshalb wäre das wohl kaum passend, selbst wenn ich es wollte.«
»Dafür werde ich mich nicht
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