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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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illoyale Bemerkung mithören konnte. »Warum müssen wir erst warten, bis er näher kommt?«
    »Ich denke, es wäre ziemlich umständlich, über zweihunderttausend Mann in diesem Stadium in Marsch zu setzen, um ihm den Weg abzuschneiden«, erwiderte sie. »Sie sind überall verteilt, von Mons bis Brüssel und von Charleroi bis Liege, soweit ich weiß.«
    »Du klingst genau wie Marcus«, stellte Charlie erneut fest. »Kommt mir reichlich feige vor.«
    Judith lachte und nutzte die Gelegenheit, um die Unterhaltung wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzubringen, eines, das sie wesentlich mehr interessierte. »Also dein Cousin macht sich nichts aus Bällen und Gesellschaften. In dem Fall ist es vielleicht gut, daß er keine Ehefrau hat.« Sie sagte es beiläufig und lachte wieder betont unbekümmert.
    »Oh, Marcus ist im allgemeinen nicht allzu erpicht auf die Gesellschaft von Damen.«
    »Warum nicht?«
    Charlie runzelte die Stirn. »Ich vermute, es hat etwas mit einer früheren Verlobung zu tun. Aber ich begreife die Gründe nicht so ganz. Er hat Frauen... andere Arten von Frauen... ich meine...« Er brach verlegen ab, sein Gesicht war glühend rot im Kerzenlicht.
    »Ich verstehe genau, was du meinst«, sagte Judith und tätschelte ihm beschwichtigend den Arm. »Es braucht dir meinetwegen nicht peinlich zu sein, Charlie.«
    »Aber ich hätte so etwas in Gegenwart einer Lady nicht erwähnen dürfen«, meinte er immer noch rot vor Verlegenheit. »Es ist nur so, daß ich mich bei dir so ungezwungen fühle...«
    »Als wäre ich deine Schwester«, erwiderte Judith lächelnd.
    »O nein... nein, natürlich nicht... wie könnte ich...« Charlie schwieg wieder, und Judith konnte beinahe hören, wie die Erkenntnis dessen, was sie gesagt hatte, langsam in sein Hirn einsickerte. Charlie war auf dem Weg, sich selbst von seiner Verliebtheit zu kurieren - ohne die ungeschickte Einmischung eines überbesorgten Vormunds. Nicht, daß sie die Absicht hatte, dem höchst ehrenwerten Marquis diese Tatsache mitzuteilen... Nicht, daß er überhaupt anwesend war, um unterrichtet zu werden.
    Marcus erschien, als die Uhr Mitternacht schlug. Er konnte weder sein Mündel noch Miss Davenport entdecken, obwohl halb Brüssel im Salon der Bridges versammelt zu sein schien.
    Nachdem er seine Gastgeberin begrüßt hatte, schlenderte er in das Spielzimmer. Der Farotisch war dicht umlagert, die Stimmung lebhaft und heiter. Sebastian Davenport gewann in einer Tour. Der Marquis blieb stehen und beobachtete den Tisch aufmerksam. Mit der Spielweise des jungen
    Mannes schien alles in Ordnung zu sein. Er hatte offensichtlich das Glück auf seiner Seite, aber da war noch etwas anderes. Irgendeine angeborene Fähigkeit, die Gewinnchancen richtig einzuschätzen. Er musterte Sebastians Gesicht. Es wirkte ausdruckslos, während er seine Wette plazierte, aber kaum hatte er den Einsatz genannt und seine Jetons auf den Tisch geworfen, änderte sich seine Miene, und er war wieder so entspannt und gut gelaunt wie immer.
    Ein Spieler durch und durch, dachte Marcus. Es erforderte Intelligenz und Nerven, und Sebastian hatte beides. Marcus war überzeugt, seiner Schwester mangelte es ebenfalls nicht an diesen Eigenschaften, obwohl er sie bisher noch nicht beim Spielen beobachtet hatte.
    Marcus kam zu dem Schluß, daß sie skrupellose Abenteurer waren, alle beide. Doch er sah keinen Grund, sie öffentlich bloßzustellen. Nur Habgierige und Dummköpfe fielen solch abgebrühten Spielern zum Opfer, und sie bekamen, was sie verdienten. Er würde selbst Schritte unternehmen, um Charlie zu schützen.
    »Davenport... eine Runde Piquet?«
    Der Vorschlag überraschte Sebastian. Er blickte zu dem Marquis auf, dachte an die Begegnung, von der Judith ihm am Abend zuvor erzählt hatte. Doch der Vorschlag schien harmlos, und Piquet war Sebastians bevorzugtes Spiel. »Aber sicher, gern«, erwiderte er fröhlich. »Hundert Guineas pro Punkt?«
    Marcus schluckte es, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ganz wie Sie wollen.«
    Sebastian beendete sein Spiel am Farotisch und erhob sich. Der Marquis wartete auf ihn an einem kleinen Kartentisch in einer relativ ruhigen Ecke des Raums. Er wies auf ein neues Kartenspiel auf dem Tisch, als er Platz nahm. »Möchten Sie das Päckchen öffnen, Davenport?«
    Sebastian zuckte die Achseln und schob die Karten dem Marquis zu. »Erweisen Sie mir die Ehre, Mylord.«
    »Wie Sie wünschen.« Die Karten wurden gemischt und ausgeteilt, und dann breitete sich

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