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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Schloß fiel. Er fragte sich, ob er in diesem Fall nicht doch die falsche Taktik angewandt hatte. In der Vergangenheit hatte oft schon eine schneidende Bemerkung, eine entschieden ablehnende Meinungsäußerung genügt, um Charlie wieder auf den richtigen Pfad zurückzulenken, wenn er sich auf irgendein jugendliches Abenteuer eingelassen hatte. Andererseits war Charlie kein Schuljunge mehr, und die Taktiken, die bei Schuljungen angebracht waren, nützten vielleicht nichts, wenn es um den empfindlichen Stolz eines jungen Mannes in den Wirren der ersten Liebe ging.
    Diesmal würde er anders vorgehen müssen. Seine Hand mit der Gabel hielt auf halbem Weg zu seinem Mund inne, als sich ihm die Lösung plötzlich darbot. Eine sehr saubere und ausgesprochen verlockende Lösung. Gab es überhaupt eine bessere Möglichkeit, Charlie von seiner gefährlichen Beziehung zu Miss Davenport abzubringen, als seine Stelle einzunehmen? Zur Zeit hatte Marcus keine Mätresse, die unter seinem Schutz lebte. Er hatte seine letzte Affäre ohne Bedauern zu einem kostspieligen Ende gebracht, bevor er nach Brüssel gekommen war. Angenommen, er machte Judith Davenport ein Angebot, das sie nicht zurückweisen konnte? Es würde sie sehr wirkungsvoll aus Charlies Machtbereich entfernen und ihn ebenso wirkungsvoll von seiner närrischen Verliebtheit heilen, wenn er sie als das sah, was sie war. Und was ihn selbst betraf...
    Lieber Gott im Himmel. Bilder von erregender Sinnlichkeit tauchten plötzlich in Marcus' Kopf auf, als er sich dabei ertappte, wie er Judith im Geist die eleganten Abendkleider, die hauchdünnen Dessous und die seidenen Strümpfe auszog und ihre geschmeidige Schlankheit, die schmiegsamen Glieder, ihre zarte weiße Haut entblößte. Ob sie eine leidenschaftliche Geliebte sein würde oder eher eine passive... nein, passiv ganz eindeutig nicht... wild und ungezähmt, eine Frau, der Worte hungrigen Begehrens, verzückte Schreie der Lust ungehemmt über die Lippen kamen. Unmöglich zu glauben, daß sie anders sein könnte.
    Marcus schüttelte den Kopf, um die verlockenden Bilder zu verdrängen. Wenn sie allein ihn schon so erregen konnten, was würde dann die Realität bewirken? Seine Idee nahm konkrete Formen an. Ja, er würde Miss Judith Davenport ein Angebot unterbreiten, das sie unmöglich ausschlagen konnte; eins, das die wildesten Träume einer Frau, die ihr täglich Brot am Spieltisch verdiente, noch übertraf.
    Eine Stunde später machte sich Seine Lordschaft - gekleidet in Reithosen aus Wildleder, einen Überzieher aus hochfeiner olivfarbener Wolle und Stiefel, die das Sonnenlicht wie ein polierter Diamant widerspiegelten - auf die Suche nach Miss Davenport. Eine spürbare Spannung lag in der Luft, überall an den Straßenecken traf man Gruppen von Leuten an, aufgeregt redend und gestikulierend. Den Grund dafür erfuhr Marcus in der Regimentsmesse.
    »Sieht aus, als würde Boney angreifen«, erklärte Peter Wellby ihm, als er sich dem Kreis von Wellingtons Personal und Ratgebern anschloß, die in eine hitzige Diskussion vertieft waren. »Er hat gestern eine Proclamation ä l'armee herausgegeben, und sie ist uns gerade überbracht worden.« Er reichte Marcus ein Dokument. »Er erinnert seine Männer daran, daß es der Jahrestag der Schlachten von Marengo und Friedland ist. Wenn es ihnen schon zweimal zuvor an diesem Tag gelungen ist, das Schicksal der Welt zu entscheiden, dann werden sie es auch ein drittes Mal fertigbringen.«
    Marcus las das Schriftstück. »Hmm. Napoleons üblicher Stil«, sagte er. »Ein Appell an vergangene Ruhmestaten, um Kampfgeist und Patriotismus zu wecken.«
    »Aber es funktioniert gewöhnlich«, bemerkte Colonel Lord Francis Tallent düster. »Wir haben auf unseren Hinterteilen gesessen und darauf gewartet, ihn in einem ungedeckten Moment zu überrumpeln, und der Bastard ergreift direkt unter unserer Nase die Initiative. Wir sind auf einen Angriff vorbereitet, nicht auf Verteidigung.«
    Marcus nickte. »Man hätte sich daran erinnern sollen, daß Napoleon noch nie so lange gewartet hat, bis er angegriffen wurde. Seine Strategie hat schon immer auf einer schnellen und überwältigenden Offensive beruht.«
    Es entstand ein Augenblick unbehaglichen Schweigens. Marcus Devlin hatte seine Einschätzung der Sachlage während der letzten Woche mehrmals lautstark geäußert, es hatte jedoch niemand auf ihn gehört. »Wir haben aber einen Bericht von unseren Agenten bekommen, daß Napoleon auf der Straße

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