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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nochmals anrufen. Sie geben sich hier auf der Kompanie alle Mühe, dass unsere Beförderung nun wenigstens am 1.1. 42 erfolgt, nur die Berliner zeigen sich so stur. Als ich gerade aus der Schreibstube verschwinden wollte, lief ich dem Kompaniechef in die Arme, der mich gleich in seine Stube zitierte. Hier hielt er mir einen langen Vortrag über meine Beurteilung betr. meiner technischen Kenntnisse. Na, da kann man ja immer nur ja dazu sagen, aber trotzdem habe ich ihn über meinen völligen Mangel an Vorkenntnissen aufgeklärt und nachdem ich ihm noch sagte, dass ich mir schon ein Elementarbuch über Elektrotechnik bestellt hätte und mich stark darein vertiefen würde, entliess er mich in Gnaden. Vielleicht klappt es nun am 1.1., d.h. die Beförderungen kommen ja erst am 9.1. raus und ob die Kompanie mich dann benachrichtigt, ist auch nicht raus. Jedenfalls steht eins fest, wenn vom Regiment welche zum Unteroffizier befördert werden, da bin ich auch dabei. Über Lieberoths grossmütige Geste, dass sie bei der Weihnachtszahlung keinen Absender angeben, kann man doch nur lachen. Kannst Du Dich erinnern, ob es voriges Jahr derselbe Betrag war? Bekommt man denn für 50,- Mark ein Kinderbettchen? Muss aber auch ein schönes sein, hörst Du, nicht so’n altes gewöhnliches. Na, wir gehen einmal zusammen in die Stadt und schauen uns Verschiedenes an, was Du dann später kaufst. Da gehen wir zusammen mal irgendwohin anschliessend und machen uns einen schönen Tag. – Das Buch ‘Die Verdammten’ hatte einen roten Einband und steht vielleicht auch bei uns im Bücherschrank. Wenn ich es nicht schon ein paar mal versprochen hätte, brauchtest Du es gar nicht mehr zu schicken, aber Frl. Fakum hat deswegen schon öfters vom Fluko aus mich gemahnt.
    Mein Bohnenkaffee tut mir nun direkt leid, aber ich bringe ihn trotzdem mit, vielleicht können wir ihn mit anderem mischen. – Es freut mich, dass zu Hause wieder Ruhe herrscht, denn nichts ist schlechter, als wenn man weiss, das zu Hause nicht alles in Ordnung ist. Und da ich Vater kenne, hebe ich sowas mal erwartet. Ich werde aber nochmals mit ihm reden, denn es hat doch keinen Zweck, bei den Zeiten sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. – Genauso wie Dir geht es auch mir, denn ich sehne mich auch sehr nach Dir und bin froh, wenn ich erst hier weg bim und im Zuge sitze. An meinen Essenmarken zähle ich jeden Tag ab, wieviel mal ich noch hier essen gehe. Da ich am 27.12. schon ausser Verpflegung gehe, denn ich will versuchen, dass ich an diesem Sonnabend mit dem 11.54 Fronturlauberzug fahren darf, sind es noch elf Tage. Rechne ich zwei Sonntage ab, so mache ich noch neunmal Dienst mit. Noch genauer gerechnet nochmals zwei Feiertage ab, bleiben noch sieben Tage. Ist doch zu schön, dass die Zeit nun bald herum ist. Nur dass Du mich von der Bahn abholen willst, wird wohl kaum klappen. Die Sache ist nämlich so. Mit dem 11.54 Uhr-Zug bin ich gegen ½ 17 Uhr in Bernau bei Berlin. Dort steige ich in die S-Bahn und fahre bis Anhalter Bahnhof. Dort gehe ich sofort zum Bahnhofskommandanten und erfahre erst dort, mit welchem Zug ich weiterfahren darf, aber ich nehme an, dass ich bis nachts um ½ 1 Uhr spätestens zu Hause bin. Damit Du nun nicht unnötig so lange wartest. Ich habe jetzt eben mit einem Kameraden gesprochen, wenn ich in Berlin die Genehmigung bekomme, kann ich 18.36 Uhr weiterfahren und wäre kurz vor 9 (21) Uhr in Leipzig. Zu diesem Zug könntest Du ja kommen, bin ich aber nicht dabei, dann musst Du mir versprechen, nach Hause zu gehen. Wo wir uns bei der Verdunklung auf dem Bahnhof treffen, darüber schreiben wir nochmals genauer. Und dann geht das grosse Aalen los und wir haben uns doch so viel zu erzählen. Dein ‘heimliches Rufen’ habe ich bestimmt gehört, denn ich denke sehr viel an Dich, kleiner Strolch, und fühle mich doch nur bei Dir wohl und zu Hause, denn Du bist doch ein Teil von mir und gehören doch wir beide für immer zusammen. Es ist nur gut, dass der Krieg einmal sein Ende findet und dann sind wir ja wieder beieinander und wollen ganz schnell all die dummen Zeiten vergessen. – Sei nur nicht in Sorge wegen Deiner Bestellungen aus den Sudeten, da kommt bestimmt noch und zur rechten Zeit. Das Buch vom Tennisclub heisst ‘Josef Winkler erzählt Schwänke’ und liest sich sehr gut. Zwar ein saftiger Humor, aber ein guter Zeitvertreib. Ich bringe es zu Weihnachten mit. Die Sorge um die Weihnachtsgeschenke für unsere Angehörigen muss ich nun

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