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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bin hundmüde. Diese Nacht war Heidi regelmäßig ab 2 Uhr alle halben Stunden da und ich natürlich mit, denn ich mußte ihr ja ihr Säftchen geben. Du, wie war der neue Heinrich George Film in Berlin? Lohnt er? Ich möchte auch sehr gern mal wieder gehen. Allein habe ich nur nicht viel Lust und abends fürchte ich mich so allein. Ja, eine tapfere Frau hast Du nicht, das kann man nicht behaupten. Hast Du eine Ahnung, ob es in Holland Äpfel zu kaufen gibt? Ich brauche so notwendig für Deine Tochter ein paar. Und denk mal an Briefpapier und Lippenstift und Deinen Wunschzettel und schreib mir doch recht schnell wie, wann und was über Deinen nächsten Urlaub.
    Für heute will ich nun schließen. Am kommenden Mittwoch hole ich bei Hingst die neuen Heidibilder. Freust Du Dich da? Dir nun mein alter Strolch und lieber Vati für heute tausend liebe Grüße und einen Kuß
    von Deiner kleinen Lenifrau und Heidikind.
     
     
     
    O.U., den 7.11.42
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Recht vielen Dank für Deinen lieben Brief v. 1.11., der erst heute hier eintraf, da es seit Donnerstag keine Post mehr gab. Habe mich sehr darüber gefreut, das kannst Du mir glauben, aber ehe ich näher darauf eingehe, will ich nochmals auf Deine letzte Post zurückkommen, die ich gestern nur kurz beantworten konnte. Du wirst ja nun alle Karten, die ich Dir von meiner langen Dienstreise geschickt habe, erhalten haben und bist ja so halbwegs informiert, wie sie verlaufen ist. Also heute vor 14 Tagen nachmittags 4 Uhr bekamen ich, ein zweiter Unteroffizier und drei Mann den Befehl, nach Berlin zu fahren und dort was abzuholen. Natürlich schafften wir es bis zu dieser Zeit nicht, aber ich konnte noch schnell das Expresspaket packen und so erwischten wir den mit zwei Stunden Verspätung ankommenden Bus nach Meppel, wo wir über Nacht blieben. Am Sonntag ging es über Zwolle nach Arnheim zur ärztlichen Untersuchung und mittags 14.19 Uhr mit Fronturlauberzug nach Berlin, wo wir Montag früh ½ 6 Uhr eintrafen. Ich war Transportführer und hatte als solcher und als Geräteverwalter eine Menge Arbeit und Lauferei und kamen wir abends meist erst gegen 7 Uhr in die Unterkunft. Die war unter aller Kanone und dazu als Selbstverpfleger habe ich mächtig gehungert. Am Dienstag war ich mal in ‘Weiße Wäsche’, ein sehr netter Film, aber ich war abends immer recht abgespannt. Am Mittwoch übernahm ich unsere Sachen und wollten wir Donnerstag Abend nach hier zurückfahren, als plötzlich von einer höheren Stelle der Befehl kam, daß ich und drei Mann die Sachen nach Kochem/Mosel zu schaffen hätte. Da wurden am Mittwoch Abend noch zwei Güterwagen geladen, ich rin in die Stadt, meine Papiere unterschreiben lassen, Marschverpflegung gefasst (für drei Tage Brot so viel, wie wir an einem Tag hier bekommen bei warmer Kost) und um 9 Uhr war ich in Köpenick im Güterwagen. Es wurde Donnerstag früh, Mittag, und erst gegen 10 Uhr rollte der Zug ab. Eine Hundekälte, kein richtiger Platz und hatte ich die Nase voll. Am Freitag früh waren wir glücklich in Rummelsburg (28 km), dann ging es über Seddin nach Nordhausen. Von da ab bin ich bis Kassel auf der Lok mitgefahren, was sehr interessant war. Ausserdem konnten zwei Mann immer im Packwagen mitfahren. Mit der Verpflegung waren wir schon am Freitag zu Ende, konnten aber in Nordhausen und Giessen beim Roten Kreuz was Warmes erwischen. Die Fahrt von Giessen bis Niederlahnstein im Lahntal war herrlich und gefällt es mir besser als am Rhein und an der Mosel. Am Sonntag Nachmittag 3 Uhr waren wir in Kochem. ¾ 7 Uhr kamen endlich Leute von der Kompanie, an die ich die Sachen übergeben musste. Als ich mich bei dem Leutnant, der mit zur Bahn kam, meldete, war sein erstes: “Als Unteroffizier könnten Sie sich auch mal rasieren.” So ein Spund von 23 Jahren ist wahrscheinlich noch nie im Güterwagen fünf Tage gefahren. Am Montag früh bin ich dann zur Kompanie im LKW, 18 Kilometer von Kochem in die Eifel, so schön wie die Fahrt hinauf war, so trostlos ist es in der Eifel und bin ich froh, dass ich nicht dort bin. Nicht eine Scheibe Brot konnte man dort erwischen und war ich glücklich, als ich mittags nach Kochem zurückfahren konnte. Am Nachmittag bin ich auf Burg Eltz gestiegen, aber man fand nur geschlossene Türen. Abends im Kino, den Film hab ich vergessen. Am Dienstag früh über Koblenz, Köln, nach Essen. Abends wieder im Kino in ‘Die Entlassung’. Schauspielerisch ganz gross und wollte ich den Film

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