Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
werden. .... In Saaz habe ich viel Lanolincreme erstehen können und habe ich sie jetzt immer sehr dick......, nun wird es langsam besser. Heute hat es den ganzen Tag geregnet und konnten wir deshalb nicht ausfahren, habe ich das Bettchen ans große Fenster gestellt, und dort hatte sie den ganzen Tag verbracht. Sie entdeckt jetzt eben Trinchen, und will sie immer greifen, langt aber noch nicht hin. Beim Wickeln ist sie neugierig und kommt immer mit ihrem Kopf hoch zu sehen, was da mit ihr gemacht wird. Goldiger Kerl, sage ich Dir, und wirst Du Weihnachten Deinen Spaß haben an ihr. Heute haben wir ein ... abgekocht, Mutter und Frau Kühn waren am Nachmittag bei Elli und heute Abend sind alle drei ins Kino, und ich habe so Ruhe zum Schreiben. Morgen kommt Tante Anna zum Waschen, früh bis Mittag gehe aber ich waschen, da muß Mutter Heidi baden, und zu Mittag muß ich mal mit Lisa zu den alten Kolbes, von Grete noch was holen. Ich denke mir, bei Grete zu Hause wird es auch nicht lange gehen, es ist dort kein Vertrauen vorhanden. Vor 14 Tagen hatte der Toni aus Tölz
(Rest fehlt)
Leipzig, den 6.11. 1942
Mein lieber alter Hans!
Für Deine Karte aus Berlin, die ich erst gestern (nachgeschickt) erhalten habe, vielen Dank. Es tut mir leid, daß ich Dir nun keine Post postlagernd schicken konnte, denn da war es zu spät dazu. Gleichzeitig danke ich Dir für die Karte von der Burg Eltz. Dort muß es ja wunderbar sein, viel schöner als am Rhein. Dorthin müssen wir auch mal in die Ferien fahren. Aber erst, wenn es wieder Wein gibt, ja? Ich denke mir, daß Du nun heute wieder an Ort und Stelle gelandet bist und vielleicht gerade meine vorgefundene Post liest. Stimmt es, es ist ½ 8 Uhr? Mit Heidi war ich heute bei Frau Dr. Weise, und habe drei Stunden gesessen, bis ich dran kam. Das macht aber, weil Frau Doktor ein paarmal weg gerufen wurde. Es war eine tüchtige Anstrengung, sie hat (ich meine Heidi) gebrüllt wie am Spieße. Hatte im Gesicht eine Art von Ausschlag und ein bissel eine geschwollene Drüse. Die Drüse hat nichts zu sagen, hat aber eine sehr empfindliche Haut, und habe ich für das Gesicht einen Puder bekommen und ein Pulver zum Einnehmen. Sonst ist sie aber vergnügt und guter Dinge. Wiegt jetzt 15 Pfund und 100 Gramm, und ist absolut nicht zu dick. Sind erst kurz vor drei raus und bin dann schnell zu Mutti den Brei für Heidi kochen. Mutti und Ullrich haben uns dann durch den Park gebracht und ... und will ich dann noch mit Mutter die großen Stücke Wäsche legen. Eine Wäsche liegt nun Gott sei dank mal wieder hinter uns. Bin am Montag zeitig runter, und Mutter hat Heidi gebadet und fertig gemacht. Um 12 Uhr bin ich dann mal fix mit Lisa zu Gretes Schwiegereltern noch was Zeug holen und am Nachmittag wieder ins Waschhaus. Heidi hatte ich mit auf den Hof genommen und weil sie dort so brüllte, habe ich sie mit ins Waschhaus genommen. Sonst wollen Heidi immer alle haben, und wenn mal wirklich jemanden braucht, ist niemand zur Stelle. Elli hatte frei, und hat sie Mutter am Abend wieder rausgebracht. Dienstag Mittag erschien sie aber plötzlich wieder und sagte, es ginge nicht mehr draußen, und als sie Vater am Abend wieder rausbrachte, stellte sich raus, daß sie früh um 8 Uhr einfach abge...war. Am Montag hatte sie ..... ein paar neue Ohrringe, eine Kette und einen Ring für zusammen neun M gekauft. Mutter regt sich über alles sehr auf und tut mir sehr leid. Da ist es gut, daß Heidi da ist, die hilft ihr über manches weg. Denk mal, der Borbel darf jetzt schon anfangen Kartoffeln zu essen. Ob sie da einen Kartoffelbauch bekommt? Du, vorgestern habe ich bei Großpietsch einen großen Karpfen bekommen. Ich kann Dir sagen, das war ein lukullisches Mahl. Mit zerlassener Butterchen! Hättest Du da nicht dabei sein mögen? Und nun mußt Du mich mal schimpfen, denn im letzten Brief habe ich vergessen von meinem Mißgeschick zu schreiben. Meine Pechsträhne fing schon in Saaz an. Dort habe ich Gretes Schwester erst mal den Küchenschrank entzwei gemacht, dann eine Plättschnur zerschnitten und dann die Kaffeemühle kapputt gemacht. Hier setzte sich das Unglück weiter fort, indem ich nämlich das Tintenfaß umwarf und nun sind auf unserem schönen roten Teppich ein paar ganz hübsche Tintenflecke, die wirklich äußerst hartnäckig sind.
So, jetzt haben wir erst mal Wäsche gelegt und nun ist es gleich 9 Uhr. Heidi bekommt bald ihr letztes Fläschchen und dann verkrümele ich mich auch, denn ich
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