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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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vor. Vor allem ist das auch bei den Eltern so. Wenn sie mal zu Hause nicht so bekommt wie vielleicht im Frieden, „ist gut, bekomme ich eben morgen wieder einen Anfall”, hört man dann. Vater sagt, Elli dürfe keine Patenschaft übernehmen, und so mußte ich es auf dem Kirchenamt wieder umändern. Wie Heidi im Taufkleid aussah, willst Du wissen. Einfach süß! Wie eine kleine Braut. Hoffentlich ist das Bild hübsch geworden, halt den Daumen.
    Und zum Schluß bin ich nun gespannt, warum Du so froh bist, von ... wegzukommen. Hoffentlich vergißt Du nicht, mir das zu schreiben. Das Buch ‘Odyssee’ kostet 80 Pfennige. Also nicht der Rede wert. Für den Tee besorgen lasse ich mir zwei hübsche neue Romane besorgen. Bestimmtes kann man ja nicht fordern, man muß nehmen, was da ist.
    Für heute will ich schließen. Jetzt trinken wir Böhnchen. Ich hoffe Daß Du ich auf Deiner neuen Stelle recht hübsch eingerichtet hast und schicke Dir viele liebe Grüße und Süße von
    Deiner Lenifrau und Heidikind.
    Grüße von den Eltern, Helenchen, Erika, Lisa und Grete.
     
     
     
    Leipzig, den 9. 10. 1942
    Mein lieber Hans!
    Hatte eigentlich heute auf einige Zeilen von Dir gehofft, ...(?) Wie hast Du Dich denn in Deiner neuen Umgebung eingewöhnt? Und wie gefällt es Dir nun?
    (Rest des Briefes noch nicht entziffert)
     
     
     
    Leipzig, den 1. November 1942
    Mein lieber Hans!
    Ich hoffe, daß Du nun wieder an Deinem Bestimmungsort bist und Du diesen Brief zur Begrüßung erhältst. Für Deine Karte aus Berlin danke ich Dir recht herzlich. Und ich hoffe, daß Du ein paar angenehme Stunden verlebt hast. Wenn Du auch schriebst, ich solle mich nicht ärgern, daß ich nicht zu Hause war, so hätte ich doch wenigstens ein oder zwei Tage nach Berlin kommen können und wir hätten uns mal ordentlich erzählen können; denn schön wäre das doch auch gewesen – oder nicht? Erika war die Tage, da Du dort warst auch gerade in Berlin, und wenn ihr es beide gewußt hättet, so wäre es doch hübsch gewesen, wenn Ihr Euch mal getroffen hättet.Dein Paket mit Biomalz u.a. ist angekommen, und folgt im nächsten Brief eine Abrechnung über alles, auch über die Seife und Butter. Die Maniküre kannst Du gleich auf mein Konto buchen. Die Preise für Pudding und Zigaretten schreibst Du mir wohl mal, und was kostet eigentlich die Maniküre? Da bin ich nun glücklich wieder zu Hause gelandet und war es eine elende Bahnfahrt. Bis Teplitz hat auch Grete ..., weil sie dort mal zum Arzt wollte. Mein Schnupfen ist auch nicht weg, und nun kriege ich noch das Reißen in dem linken Arm. Aber mach Dir deswegen keine Sorgen, so schlimm ist es noch nicht. In Außig habe ich über eine Stunde auf dem Bahnsteig gestanden, weil der Zug aus Wien so viel Verspätung hatte, es waren unheimlich viel Menschen dort, und habe ich dann bis Dresden gestanden. In Dresden hatte ich über zwei Stunden Aufenthalt, und nachdem ich eine Tasse schwarze Lorke getrunken hatte, wollte ich meinen Kopf ein bissel abkühlen und spazieren gehen, denn innerlich war ich wie ausgenommen, waren nach 12 Uhr ins Bett gegangen und früh vor ½ 5 Uhr aufgestanden. Ich gab mein Gepäck zur Aufbewahrung, und wie ich dort stand, sehe ich hinter mir einen Schweinslederkoffer mit sehr viel Etiketten stehen, und wie ich mir die Besitzerin ansehen will, so ist es Erika. Das war eine Überraschung. Sie ist auf acht Tage dorthin gefahren um ... zu besuchen. 14.14 Uhr sollte mein Zug gehen, und damit ich einen guten Platz bekomme, war ich eien Stunde vor Abgang da, mit dem Ergebnis, daß ich wieder eine Stunde auf dem Bahnsteig stand und natürlich alles schwarz von Menschen. 14.15 Uhr wurde der Zug leer reingelassen, die Meute ... rein und drauf und ab ging es! Wirklich schlimm. Vor mir hielt gerade die erste Klasse, die für die zweite freigegeben war, und so konnte ich einen schönen Eckplatz erwischen. Ich war aber auch hundemüde, und habe ich bis Wurzen geschlafen. Als ich in die Steubenstraße kam, fuhr gerade Mutter mit Heidi spazieren, und war die Freude natürlich groß. Heidi ist dicker geworden, eigentlich ein bissel zu dick, und werde ich nun die letzte Mahlzeit weglassen. Sie bekommt nun das letzte Mal nach 7 Uhr und muß dann bis früh schlafen. Das heißt, sie tut es noch nicht, ein paarmal muß ich in der Nacht noch aufstehen. Aber das wird schon werden. Im Gesicht hat sie ein bissel Ausschlag, aber das wird durch die Zähnchen kommen, die jetzt wohl bald zum Durchbruch kommen

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