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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gesagt, lieber einmal mehr in den Keller als die Wirkungen in Essen und ähnlichen Städten. Wir hatten jetzt paarmal wieder nachmittags den Tommy da. Gestern z.B. brauste er in einer Affengeschwindigkeit in ca. 40 Metern Höhe vorbei. Einen Abschuss hatten wir auch und stürzte der Tommy mitten auf den Marktplatz von Enschede und sind etliche Häuser in Brand geraten. Bei unserem kleinen Strolch scheinst Du jetzt wirklich aufpassen zu müssen, sie macht sich wahrscheinlich einen Sport daraus, nachts ihrem Temperament entsprechend sich bemerkbar zu machen um in Dein Bett zu kommen. Verdenken kann ich es ihr ja nicht, aber Deine erzieherischen Einwände sind ja berechtigt. Also Glück auf zur Umschulung. Aber hauen tust Du sie deswegen doch nicht? Dass sie sich dabei so blossstrampelt, ist Vererbung, denn ihrer Mutter geht es ja genau so. Ich muss schon sagen, dass Du für Heidis Ernährung gut gesorgt hast, denn das ergibt ja das Gewicht, dabei kein überflüssiges Fett, sondern wirklich ein kleines stabiles Kerlchen und wollen wir nur hoffen, dass es immer so bleibt. Und dass Du darauf achtest, weiss ich ja und werde ich mir wegen ihrem Rücken keine Sorgen machen.
    Na, da ist ja Erie voraussichtlich wieder für längere Zeit in Leipzig, ich glaube auch, dass sie in Budapest rechnen lernt, aber das ist mal ganz gut, da weiss sie dann vielleicht auch, wie Du immer rechnen musst. Und ihr Mann wird sich später freuen, wie sie haushalten kann. Nun müssen meiner Schätzung nach doch alle Pakete eingetroffen sein und haben denn die 17 Pfund Butter mühelos ihren Abnehmer gefunden? Heute habe ich an die Nürnberger ein Päckchen mit 20 Gladiolenzwiebeln inkl. Porto M 3.50 und für den Meister etliche Zigarren geschickt. Ob das mit den Zwiebeln richtig ist, weiss ich nicht, aber vielleicht haut es doch hin. Mit den Zulassungsmarken hast Du ja tüchtiges Glück gehabt und schicke ich nächste Woche ein Paket mit den zwei Unterhemden, das Buch, die Lederhandschuhe zurück. Mit Tante Gretchen ist das ja sehr traurig, es wäre besser für sie, wenn sie irgendwo ihr Stübchen für sich hätte und damit die Plackerei für das Haus zu Ende wäre. Du hast ja mit Deinen Besuchen bei Ilse tüchtiges Pech, dass Du sie entweder nicht antriffst oder sie gerade Besuch hat. Ich hätte mich wirklich sehr gefreut, wenn ihr Euch etwas näher angeschlossen hättet, denn dann hättest Du vielleicht mehr Abwechslung und würdest Du nicht ganz zu Hause versauern. Aber vielleicht richtet sich das noch ein, kleine Maus, dass Du nicht immer nur unter alten Leuten hockst. Ausserdem richte es Dir nur ein, dass Du diesen Sommer fleissig Tennis spielen gehen kannst.
    Weisst Du, dass jetzt wegen mir mal grosse Aufregung beim Chef und Leutnant Hüsgen war. Die Abteilung hatte mich angefordert durch Fernspruch und zwar bis vorläufig 15.3. Ich habe das alles von anderer Seite jetzt erfahren. Der Chef hat sofort zurückgerufen und gesagt, dass er mich auf keinen Fall abgeben könnte. Inzwischen hat mich Unteroffizier Thomsen, der mit mir im November in Berlin war und bei der Abteilung jetzt ist, angerufen und sagte mir, dass ich in Enschede die Fernschreibstelle übernehmen soll. Vorläufig ist alles noch unklar, aber der Chef und Hüsgen wollen mich auf keinen Fall weglassen.Gestern Abend sassen wir ½ 12 Uhr noch auf einer Unteroffizier-Stube, als plötzlich Hüsgen erschien und sich zu uns setzte. Auf einmal sagte er mir: “Helm, wissen Sie, dass Sie versetzt werden sollen?” Ich verneinte natürlich ganz erstaunt und da meinte er: “Na, Ihnen gefällt es ja hier und Sie wollen doch sowieso nicht von hier weg oder doch?” Ich sagte natürlich nein, denn mit der Aussicht auf den Halleschen Lehrgang bleibe ich natürlich hier. Dann kamen wir noch so ins Gespräch und da habe ich Hüsgen mal wegen der Anschisse, die er mir verpasst hat, angezappt, da strahlte er natürlich wie ein Vollmond. Nun bin ich aber gespannt, wie sich die Sache mit Enschede weiter entwickelt. Heute früh bin ich erst um 10 Uhr aufgestanden, denn es war gestern wieder 2 Uhr geworden. Heute Nachmittag war ich zum Fussball, denn unsere Mannschaft spielte gegen die Infanterie in Hoogeveen.
    Nun ist es doch Montag geworden, denn gestern bin ich vom Schreiben weg zur Kantine weggeholt worden. Das Fussballspiel gegen die Infanterie war sehr schön und haben unsere Leute Halbzeit 7:3, Schluss 7:6 verloren; moralisch waren wir Sieger, vor allem durch unseren Sprechchor und bin ich

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