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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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eingeschriebene Päckchen. Wenn ich neues Geld habe, werde ich Dir von meiner Unterstützung 100 M schicken, mehr kann ich nicht. Also schreib nach Emmerich, die Nummer des Paketes ist 260 am 7.5. durch ... aufgegeben. Vielleicht kannst Du was rausbekommen.
    Wegen der Falten übertreibe nur nicht, in 50 Jahren bin ich 80, aber da brauchen wir nicht drüber zu streiten, denn so alt werde ich ja gar nicht. Mit meinem Magen brauchst Du Dir wirklich keine Sorgen zu machen, das ist schon in Ordnung. Meinen letzten Brief, am Dienstag geschrieben, hast Du doch nun auch erhalten, oder habe ich ihn schon am Montag geschrieben. Das Großreinemachen in unserer Stube habe ich nun auch glücklich hinter mir. Zwei volle Tage habe ich tüchtig zu tun gehabt, nun ist aber auch alles sauber, Bücherregal, Schreibschrank, Geschirr und alles. Nun sieht es aber auch wieder hübsch aus. Nur habe ich Malheur gehabt, denn mir ist von unserer Lampe eine Schale kaputt gegangen. Zankst Du da? Ich kann aber wirklich nichts dafür. Fisch bekommen wir jetzt öfter mal, aber mit Gemüse sieht es im Augenblick ganz mies aus, weiß manchmal gar nicht, was ich für Heidi kochen soll. Unser Wetter ist immer noch wunderbar schön, und wird es aber höchste Zeit, daß es mal regnet, sonst bekommen wir wieder keine gute Ernte. Zur Abwechslung bin ich jetzt am Dienstag von Frau Kühn in den Kristallpalast eingeladen. Ganz großes Programm, die Riffeld mit dabei, und freue ich mich schon sehr darauf. Sonst bin ich jetzt immer ziemlich müde und abgespannt, denn seit zirka zehn Tagen haben wir regelmäßig Alarm, mit genauer Pünktlichkeit geht um ¾ 1 Uhr die Sirene los, man kann direkt darauf warten. Gott sei dank ist es bis jetzt immer gut abgegangen, aber ich erschrecke jetzt immer furchtbar, wenn es losgeht.
    Mit den Geschlechtskrankheiten bei der Wehrmacht ist es wirklich schlimm, die Kerle sollten sich doch wirklich schämen, aber diese Sorte verlangt meistens von ihren Frauen unbedingte Treue. Ich bin sehr froh, daß unser Hans und Vati uns viel zu lieb hat um so was mit zu tun. Allerdings sind ja auch viel die Frauen schuld, die sich den Männern ja direkt an den Hals werfen. Von einer wirklichen Frau verstehe ich das am allerwenigsten. Deinen schönen Spaziergang gönne ich Dir wirklich von Herzen, aber gern wäre ich mit dabei gewesen. Es sind doch schöne Tage, die wir zusammen so als Urlaubstage zusammen genossen haben, und an das Sonnenbad auf dem Gollen erinnere ich mich noch ganz deutlich. Das war doch auch da, wo wir dann gesaust sind, weil ein Gewitter kam. Ich glaube, Fliegen und Stechmücken haben am Rhein ihre Heimat, denn bei uns war es am Rhein doch auch so! ...
    Ich habe schon geglaubt, daß ich Dir das Furchtbare gar nicht schreiben brauche. Es liegt mir schwer auf der Seele, aber wissen mußt Du es ja wohl. Also, Max ist am 30.4. vor Leningrad gefallen. Es war für uns furchtbar, und besonders Mutter hat es stark mitgenommen. Was hat der arme Kerl bloß von seinem Leben gehabt? Und das Ganze so ganz wider seine Überzeugung. 5) Es scheint so, als ob er auch in seiner Ehe nicht so das Glück gefunden hat, was er verdient hat. Ob wohl die Urheber dieses Krieges all dieses einmal vor ihrem Gewissen verantworten können? Ich danke Gott, daß Du noch dort bist, kleiner Mann, Du darfst Heidi und mich nicht allein lassen, denn was sollten wir wohl ohne unseren Vati anfangen? Wir warten doch nur auf das Ende des Krieges, daß wir alle wieder beieinander sind. Für heute will ich mal wieder schließen, ich will bald ins Bett, denn ¾ 1 Uhr werden wir wohl wieder raus müssen.
    Bleib uns gesund kleiner Mann, behalt uns lieb, und wenn Du Sorgen und Nöte hast, vertrau sie mir als jetzt Deiner einzigen Kameradin außer Mutter an, und nimm für heute 1000 liebe Grüße und einen Kuß
    Von Deiner kleinen Lenifrau und Heidikind.
     
     
     
    O.U., den 23.5.1943
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Nun ist wieder einmal Sonntagnachmittag, Deinen lieben Brief vom 18.5. habe ich vor mir liegen und danke ich Dir wieder recht vielmals. Deine Zeilen kamen schon am Freitag an, aber heute habe ich mehr Ruhe zum Beantworten, trotzdem hier heute alles ausnahmsweise auf der Bude ist, aber drei Mann schlafen und einer schreibt, so kann man ungehindert seinen Gedanken nachhängen. Da stelle ich mir vor, wenn ich heute zu Hause wäre und es wäre schönes Wetter, dass wir früh Tennis spielen waren und nun am Nachmittag nach einem Spaziergang mit Heidi auf dem

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