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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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fragt sich nur, warum. Ja, kleine Frau, ich bin wirklich froh, dass ich Dich, unsere Heidi und unsere Eltern noch habe, man könnte sonst wirklich verzweifeln, aber um uns ist es leer geworden. Und haben früher doch manche schönen Stunden verlebt, kannst Du Dich noch an unseren Nachtausflug nach Hermsdorf erinnern? Aber es hat ja keinen Zweck, darüber nachzugrübeln, man wird doch nur verbitterter. Von wem habt Ihr es erfahren, von seinen Eltern, Frau oder durch die Zeitung? Es war doch auch am 30.4., als wir Maxens Frau vor ihrem Hause trafen, weisst Du, ich glaube auch, dass Max an seiner Frau nicht das hatte, was er sich erhoffte, oder vielleicht sind dies nur alles Mutmassungen von uns. Ich jedenfalls bin froh, in Dir nicht nur meine kleine Frau und gute Mutti unserer Heidi gefunden zu haben, sondern vor allem aber auch einen guten Lebenskameraden und das ist ja heute so viel wert und deswegen bin ich Dir ja immer so dankbar. Bitte schreib mir doch mal die genaue Adresse von Maxens Frau und Eltern, denn ich möchte doch ein paar Zeilen schreiben. Dass es Mutter auch hart getroffen hat, kann ich verstehen, denn er und Arthur gingen ja früher viel ein und aus bei uns und wird es ja überhaupt allen so gehen, die die beiden näher kannten. Der verfluchte Krieg schlägt eben zu harte Wunden und trifft meistens die Besten.
    Den 28.5. früh. So, kleine Frau, nun will ich Deinen Brief heute früh gleich fertig schreiben, damit er noch mit der Frühpost weggeht. Gestern Abend habe ich es nicht mehr auf der Stube ausgehalten und bin noch zwei Stunden an die Luft gegangen, damit man auf andere Gedanken kam.
    Vorgestern habe ich an die Expressgutannahme nach Emmerich geschrieben. Nun mach Dir wegen des Geldes keine Sorgen, den Kaffee und Kakao bezahle ich, wenn ich in Urlaub komme, rede ich mit allen und wenn ich mich etwas einschränke, bringe ich im Monat 40,– Mark zusammen und zahle ich den Vorschuss nach und nach ab. Du oder ich brauchen uns auch keine Vorwürfe zu machen, dass das Paket per Express geschickt wurde, die Ersatzpflicht seitens der Post ist auch nicht höher bei Einschreiben oder Wert, es kommt nur die normale Preislage in Frage. Aber wenn ich wieder was schicke, dann schicke ich es eben per Einschreiben, anders kann ich es jetzt von hier sowieso nicht schicken.
    Wie ist denn die Impferei abgelaufen und Heidis Geburtstag? Ist meine Karte noch zur rechten Zeit angekommen? Von Tante Anna kam gestern übrigens ein Briefpäckchen mit 24 Zigaretten und muss ich schon sagen, sie scheint eine Nase dafür zu haben, wenn bei uns mit Stäbchen gerade Schluss ist. Sie will ja die Butter bezahlen und schrieb mir deshalb paar tröstende Worte. Auf alle Fälle mach Dir keine Sorgen und fang nur nicht an, es bei Deinen paar Kröten abzuknapsen. Für Sonnabend und Sonntag habe ich Urlaub nach Hoogeveen eingereicht und fahre über Zwolle, wegen Butterkauf. In H. will ich wegen Markedenterzigaretten für Mai anbohren und muss ich wegen meiner Bestätigung zum Geräteverwalter hin. Falls ich übrigens irgendwo Möhren oder Spargel erwische, schicke ich Euch auch was nach Hause, vielleicht kann ich Euch dadurch was unterstützen. Ich bin froh, dass Du das Reinemachen hinter Dir hast, da kommst Du nun wenigstens wieder mehr an die frische Luft. Das mit der Schale konnte mir auch passieren, nun wirst Du Deine Not haben, eine neue zu bekommen, wenn nicht, ist es auch kein Unglück. Wir hatten jetzt auch mal saure Heringe, das heisst, es wollten erst welche werden, aber es war mal was anderes. Ihr werdet wohl nun auch Regen gehabt haben, denn hier hat es von Sonnabend bis gestern Mittag geregnet, aber am Abend war es wieder schön. Wie war es denn im Kristallpalast? Ich freue mich immer mit Dir, wenn Du mir schreibst, dass Du mal ausgehst, denn dann kommst Du wenigstens mal raus und auf andere Gedanken. Vorgestern war hier auch wieder Durchflug, aber ich habe so fest geschlafen, dass ich nicht einmal die Flak habe schiessen hören. Für Euch ist das ja ein sehr unangenehmer Zustand dieser Daueralarm, hoffentlich schlaft Ihr Euch dann früh richtig aus. Dass Du eben nicht mehr richtig auf dem Posten bist, ersieht man ja daraus, dass die Nerven bei Dir auch nicht mehr so mitmachen, es ist aber auch furchtbar, dass der Krieg so lange dauert. Mit dem Gollenbesuch, das hast Du Dir gut gemerkt, es waren doch zwei schöne Wochen, nur schade, dass damals das Wetter nicht so gut war. Am Sonnabend wollte ich doch schon um ½ 2 Uhr

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